Kompetent im Gelände aber für den Alltag etwas klein: Der Lada 4×4 war bis jetzt nur als Dreitürer zu haben. Das ändert sich.
Mehr Platz für Wladimir: Lada 4×4 neu als Fünftürer
Das Offroad-Urgestein Lada 4×4 ist nun auch in der Schweiz offiziell als Fünftürer zu haben. Die auf bis zu 4,24 Meter Länge gestreckte Variante des Allraders kostet ab CHF 20’800 und ist damit knapp CHF 3’000 teurer als die bisher alternativlos angebotene Ausführung mit drei Türen (ab 3,64 Meter).
Lada 4×4 als Dreitürer
Russische Bescheidenheit
Das Basismodell verfügt unter anderem über permanenten Allradantrieb, Untersetzungsgetriebe und Differenzialsperre sowie ABS, Servolenkung und elektrische Fensterheber. Im besser ausgestatteten „Urban“-Modell sind ausserdem 16-Zoll-Felgen, Sitzheizung und in Wagenfarbe lackierte Stossfänger an Bord. Als Antrieb fungiert jeweils ein 61 kW/83 PS starker 1,7-Liter Vierzylinder-Sauger (Euro-6), der an ein manuelles Fünfganggetriebe gekoppelt ist. Den Verbrauch gibt der Hersteller mit 9,5 l/100 km an.
Lada 4×4 Urban Fünftürer
Die Beschleunigung ist bei dieser Motorisierung natürlich recht entspannt; 19 Sekunden dauert’s bis Tempo 100, bei 137 km/h ist Ende (nicht abgeriegelt..).
Der Lada 4×4 – früher unter dem Namen Lada Niva bekannt – zählt mit 40 Jahren Bauzeit zu den ältesten Geländewagen der Welt. Ähnlich lange in kaum veränderter Form gebaut wurden nur die Mercedes G-Klasse und der mittlerweile eingestellte Land Rover Defender. Die fünftürige Variante ist in Russland bereits seit 2016 auf dem Markt.
Lifestyle und Lada? Das passt etwa so gut zusammen wie ein Michelin-Stern zu McDonald’s. Mit dem Lada 4×4 Urban wollen die Russen dennoch aus der Jäger- und Försterecke herausfahren und junge Städter ansprechen. Diese allerdings können sich auf so einiges gefasst machen.
Buxtehude: Der Motor heult, das Getriebe jault, das Fahrwerk rumpelt, die Schaltung hakelt und schon bei Tempo 120 wechselt man für die Unterhaltung mit dem Nachbarn besser auf Zeichensprache. Willkommen in der Geländewagen-Welt der späten 70er. Willkommen im neuen Lada 4×4 Urban Baujahr 2016. Bekannter ist dieser Ostblock-Offroader unter dem Namen Lada Niva. So zumindest entliess der russische Autobauer 1977 seinen kleinen Allradler – Länge nur 3,64 Meter – erstmals von den Montagebändern in Togliatti.
Mit dem Lada 4×4 Urban wollen die Russen dennoch ein bisschen aus der Jäger- und Försterecke herausfahren und junge Städter ansprechen
Seit dem hat sich nicht viel geändert. Nur, dass aus Niva irgendwann die Bezeichnung Taiga wurde und ein paar technische Errungenschaften wie zum Beispiel ABS und Servolenkung Einzug hielten. Sein schon fast putziges Design und seinen „Held-der-Arbeit“-Charakter aber hat der kleine Russe nicht verloren. Und sich damit viel Sympathie erworben, ähnlich wie es vergleichbar nur der Land Rover Defender schaffte.
In Russland sieht man den Niva/Taiga an nahezu jeder Strassenecke. Ein nahezu unverwüstlicher und treuer Weggefährte, falls ihn der Rost nicht vorzeitig dahingerafft hat. Bei uns geniesst der Taiga fast Kult-Status und hat eine wachsende Fangemeinde.
Im Gelände fühlt sich der Urban mit permanentem Allrad, Untersetzung und Differenzialsperre immer noch am wohlsten
Ein Cockpit aus tristem Schwarzplastik, antiquierten Kippschaltern und Schiebereglern für die Heizung
Nun kommt der 4×4 Urban hinzu, gerichtet vorwiegend an junge Städter und andere coole Typen, denen sämtliche neuen SUV und modischen Crossover den Buckel runterrutschen können. Der Name Urban soll natürlich so etwas wie Lifestyle assoziieren. Lada versucht dies – schon fast niedlich –, mit ein paar Dekorelementen und Extras zu untermauern. Der Urban hat feschere Sitze mit Heizung, elektrisch verstellbare Aussenspiegel, elektrische Fensterheber und Cupholder zwischen den Vordersitzen. Ausserdem gibt’s zwei Metallic-Lackierungen. Das war’s dann aber auch mit den neuzeitlichen Dingen.
Wer einsteigt, merkt schon am schwergängigen Öffnen der Tür, der Urban ist eine automobile Zeitreise in die Siebziger des vorigen Jahrhunderts. Ein Cockpit aus tristem Schwarzplastik, antiquierten Kippschaltern und Schiebereglern für die Heizung. Dazu ein Schaltknüppel, dessen fünfter Gang die Arme eines Schimpansen erfordert. Das Lenkrad ist selbstverständlich nicht verstellbar, was einer bequemen Sitzposition nicht unbedingt förderlich ist. Die Rücksitzlehne lässt sich nur als Ganzes nach vorne klappen und beim Schliessen der Heckklappe muss man aufpassen, nicht von selbiger erschlagen zu werden.
Der Schaltknüppel sitzt so weit rechts, dass der fünfte Gang den langen Arm eines Schimpansen erfordert
Angetrieben wird die Lada-Ikone von einem betagten, wenngleich modernisierten Vierzylinder-Benziner mit 1,7 Liter Hubraum und bescheidenen 61 kW/83 PS. Dessen Konstruktion geht noch auf alte Fiat-Zeiten zurück. Doch wenigstens erfüllt er abgasmässig die Euro-6-Norm. Fragen nach Beschleunigung und Dynamik sollten besser nicht gestellt werden. Auch nicht nach dem Verbrauch. Mit Glück bleibt der Russe unter zehn Liter. Dafür versöhnt er mit sehr guten Geländeeigenschaften. Sein Allradantrieb ist permanent, mit zwei weiteren Hebeln auf der Mittelkonsole können die Untersetzung zugeschaltet und das Mitten-Differenzial gesperrt werden. Der Urban wird zur Bergziege.
Kultiger, cooler und viel günstiger kann man in einem Geländewagen derzeit kaum unterwegs sein. Wie lange dies noch möglich ist, steht in den Sternen. Irgendwann machen die Crash-Vorschriften dem kleinen Offroader den Garaus. Der Land Rover Defender bekommt dies bereits zu spüren. Er wird nächstes Jahr eingestellt. Die Lada Automobile GmbH in Buxtehude gilt jedoch als Kleinstserienhersteller und unterliegt anderen Vorschriften. Mit ein Grund, warum es im Urban keine Airbags gibt.
1,7-Liter-Vierzylinder-Benziner, Allradantrieb, 61 kW/83 PS bei 5’000 U/min, maximales Drehmoment: 129 Nm bei 4’000 U/min, 0-100 km/h: 19 s, Vmax: 137 km/h, Durchschnittsverbrauch: 9,5 Liter, CO2-Ausstoss: 216 g/km, Abgasnorm: Euro 6b, Effizienzklasse: G, Preis: ab 17’900 Franken
Lada 4×4 Urban – Kurzcharakteristik:
Warum: Weil er ein Unikum ist und sich einen feuchten Kehricht schert um modische City-SUV und Crossover
Warum nicht: Weil so gut wie alles an ihm schwergängig und veraltet ist
Was sonst: Suzuki Jimny oder Dacia Duster
Das hat doch mal etwas: Ein Auto kaufen, das nur ein Fünftel von einem Porsche Cayenne kostet, und dem dann im Gelände auch noch davon fahren. Mancher, der wirklich einen Allrad braucht, wird sich das vielleicht überlegen. Man kann die Technik des ehemals Niva getauften Lada 4×4 als alt und überholt bezeichnen – oder als bewährt. Und dann bietet Lada da auch noch was ganz Praktisches an – eine Version seines Lada 4×4, die bereits ab 14 Jahren (Führerausweis Kat. G40) gefahren werden darf. Mit dem auf 30 km/h gedrosselten Allradfahrzeug können Sie also getrost die Kinder zum „Grossvater“ auf die Alp schicken – solange sie mit den Füssen an die Pedalen kommen. Und für die etwas Älteren (ab 16 Jahren) gibt es die Version mit 45 km/h. Ebenso für die, die zu tief ins Glas geschaut haben und dabei erwischt wurden.
Lada 4×4 mit 30km/h ist kein grenzenloses Vergnügen.
Aber Vorsicht, ganz unproblematisch ist das Fahren für 14 Jährige nicht, es unterliegt gewissen Richtlinien. “Schweizer Bauer“, das Agrarportal für die Schweizer Landwirtschaft schreibt dazu Folgendes:
Nur für Landwirtschaft
Nach Verkehrsregelnverordnung (VRV) Artikel 86 dürfen mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen auf öffentlichen Strassen nur landwirtschaftliche Fahrten durchgeführt werden. Sie dürfen zum Gütertransport im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung eines Landwirtschaftsbetriebes benutzt werden. Sie dürfen auf der Strasse von Arbeitsort zu Arbeitsort, sprich zwischen Hof und Feld oder hin und zurück zu einer Reparaturwerkstätte gefahren werden. Die grüne Nummer ermöglicht auch den Personentransport in Zusammenhang mit der Bewirtschaftung des Bauernhofs.
Dem Landwirtschaftsbetrieb gleichgestellt sind übrigens Forst-, Gemüse- und Obstbetriebe, Gärtner- und Imkereien. Erlaubt nach VRV ist auch das Zu- und Abführen von Betriebsmitteln, Geräten, Baumaterialien und Hausrat. Und es untersteht nicht dem Sonntags- und Nachtfahrverbot. Steht also eine landwirtschaftliche Fahrt an, darf sie auch sonntags durchgeführt werden.
Fahrten in Grauzone
Einige Fahrten insbesondere mit grün eingelösten Autos sind im Grauzonenbereich. «Mit einem landwirtschaftlichen Fahrzeug Einkäufe für den Haushalt zu tätigen, ist sicher legal», sagt Hans Stadelmann von der BUL. Hingegen kann die Fahrt zur Kirche oder zum Restaurant Fragen aufwerfen. Kann das mit der Bewirtschaftung des Betriebes in Zusammenhang gebracht werden? Für begründete Fälle gibt es die Möglichkeit einer Ausnahmebewilligung, zum Beispiel wenn kein anderes oder kein geeignetes Fahrzeug vorhanden ist.
Vorsicht vor Unfällen
Fahrten in den Ausgang, sei es von Bauernsohn, Vater oder Grossvater mit dem Traktor oder dem 30er-Jeepli haben wohl eher wenig mit der Bewirtschaftung des Betriebes zutun. Auch nicht gestattet sind Ausfahrten jeglicher Art, egal ob sonntags oder unter der Woche. Und so dürfen mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen keine Personenbesuche, aber auch keine privaten Personentransporte vorgenommen werden. Es sei denn, sie können als Auslieferungsfahrten zum Beispiel von Eiern oder Obst deklariert werden.
Stadelmann weist auf die Folgen von Graubereichs- oder gar illegalen Fahrten hin: «Ereignet sich dabei ein Unfall, muss mit Schwierigkeiten mit der Versicherung gerechnet werden.» Er weist auf Alternativen zum grün eingelösten Jeepli hin. Es könne auf weiss eingelöste Motorkarren mit 30 km/h oder Motorwagen mit 45 km/h ausgewichen werden. Für diese braucht es aber den Führerausweis Kat. F, der mit 16 Jahren mit Theorieprüfung und praktischer Prüfung erworben werden kann. Der Führerausweis G40 reicht dafür nicht aus.
Diese Slow-Geländewagen sind zwar etwas teurer als der reguläre 4×4 (zum Vergleich: CHF 20’800 und 17’900), aber der Spass ist es wert, oder? Vorführwagen sind sogar in der Aktion (siehe Bild). Mehr dazu auf auch auf der offiziellen Seite von Lada Schweiz.