Schaufenster in die Zukunft – Die Trends auf der CES 2020

Schaufenster in die Zukunft – Die Trends auf der CES 2020

Schaufenster in die Zukunft – Die Trends auf der CES 2020

 

Die Consumer Electronics Show (CES) wird für die Autoindustrie immer interessanter. Auch 2020 geben zahlreiche Hersteller und Zulieferer einen Ausblick auf zukünftige Technologien – von modernen Bedienkonzepten bis hin zu neuen Sicherheitssystemen.

Seit 1967 versammelt sich auf der Consumer Electronics Show (CES), zunächst in New York, alles was in Sachen Unterhaltungselektronik Rang und Namen hat. Kassenschlager wie Videorecorder, CD-Spieler und Commodore 64, der Spiele-Klassiker Tetris oder die DVD feierten auf der Messe ihre Premiere. Seit einigen Jahren wird die CES auch für Autobauer immer attraktiver: Moderne Infotainmentsysteme orientieren sich schliesslich stark an Smartphones, viele neue Features haben mehr mit Digitalisierung denn klassischem Fahrzeugbau zu tun und autonome Autos sind ohnehin High-Tech-Produkte.

Z.B der Tesla Cybertruck. Den hat Elon Musk ja kürzlich in Los Angeles vorgestellt (Klick auf das Bild, um zum Beitrag zu kommen).

Während in den vergangenen Jahren nur wenige Tage zwischen der CES und der Motor-Show in Detroit lagen und mancher Hersteller den Auftritt in Las Vegas daher scheute, können sich die Autobauer 2020 ganz auf die Elektronik-Messe konzentrieren – die Autoschau in Michigan wurde in den Sommer verlegt. Dementsprechend gross ist der Reigen an Ausstellern, die sich mit dem Thema Mobilität beschäftigen. Anders als auf den klassischen Automessen gibt es auf der CES allerdings nur wenige neue Serienfahrzeuge zu sehen: Jeep zeigt eine Plug-in-Variante des Wranglers, Byton stellt wieder einmal sein irgendwie ständig quasi-fertiges Elektro-SUV aus und auch der hochbeinige Stromer Fisker Ocean soll bald beim Händler stehen.

Fisker Ocean CES 2020

Jeep zeigt auf der CES eine Plug-in-Variante des Wranglers.

Fisker Ocean CES 2020

Fisker zeigt auf der CES erstmals sein E-SUV Ocean.

Die Hersteller an der CES 2020 blicken weit in die Zukunft

Was viele dabei umtreibt, ist die Frage, wie Mensch und Maschine zukünftig zusammenarbeiten. Mercedes läutet mit dem Vision AVTR nicht nur eine umfangreiche Kooperation mit dem Avatar-Filmteam ein, sondern versucht in seiner von Nachhaltigkeitsgedanken geprägten Studie Auto und Insassen sprichwörtlich zu einer Einheit zu verschmelzen.

Honda zeigt mit dem Augmented Driving Concept eine Cabrio-Studie, die nahtlos zwischen autonomem und manuellem Fahren wechseln kann und auch bei der Chrysler-Studie Airflow steht die User-Experiene im Vordergrund.

Honda CES 2020

Honda zeigt mit dem Augmented Driving Concept eine Cabrio-Studie, die nahtlos zwischen autonomem und manuellem Fahren wechseln kann.

Eine grosse Rolle spielen hier wie da die Displays: Zum einen packen die Autobauer immer grössere Bildschirme in die Fahrzeuge, zum anderen gibt es auch bei der Technik Fortschritte.

Honda CES 2020

Der Innenraum im Chryler Airflow Concept wurde mit Leder und Wildleder ausgekleidet.

Audi zeigt, wie ein transparenter Bildschirm auf dem Armaturenbrett als Kombiinstrument dienen kann, ohne die Sicht auf die Strasse zu behindern, Bosch stellt eine durchsichtige Sonnenblende vor, die sich automatisch verdunkelt und auch 3D-Darstellungen sind stark im Kommen – sowohl als Head-up-Display wie auch in der Instrumententafel.

Audi CES 2020

So stellt sich Audi das Kombiinstrument der Zukunft vor

Und dann noch: Die User Experience

Wer sich mit User Experience beschäftigt, kommt unweigerlich auch zu der Frage, wie sich die Gäste zukünftig in automatisierten Autos die Zeit vertreiben. Schenkt man Visionen wie dem BMW i Interaction Ease Concept glauben, werden wir häufig entspannt in gemütlicher Lounge-Atmosphäre im Fahrzeug lümmeln – was wiederum die Sicherheitstechniker auf den Plan ruft. Ein Airbag beispielsweise ist heutzutage auf eine übliche Sitzanordnung ausgelegt. Zulieferer ZF hat sich Gedanken gemacht, wie die Lebensretter in Zukunft gestaltet sein müssten, und zeigt ein System, das die Grösse des Luftsacks beim Aufblasen je nach Sitzposition variieren kann, um auch Passagiere in Liegeposition gut zu schützen.

Zulieferer ZF CES 2020

Zulieferer ZF hat sich Gedanken gemacht, wie die Lebensretter in Zukunft gestaltet sein müssten, und zeigt ein System, das die Grössee des Luftsacks beim Aufblasen je nach Sitzposition variieren kann, um auch Passagiere in Liegeposition gut zu schützen.

Unabdingbar für selbstlenkende Fahrzeuge – ganz gleich ob auf der Strasse oder in der Luft – sind präzise Lasersensoren, sogenannte Lidar. Die radar-ähnlichen Sensoren haben bislang mit rotierenden Spiegeln gearbeitet, was im Automobil-Bereich zu Problemen führen konnte: Schon kleinste Erschütterungen konnten die Bilderfassung stören. Auf der CES 2020 zeigen nun gleich mehrere Hersteller sogenannte Solid-State-Sensoren, die ohne bewegliche Teile auskommen; unter anderem arbeitet Sony an dieser Technik, was dem grossflächigen Lidar-Einsatz in Fahrzeugen den Weg ebenen dürfte.

Sony CES 2020

Eine der grössten Überraschungen der CES: Das Elektroauto Vision S von Sony.

Übrigens: Der neue Laser ist nur einer von 33 Sensoren, die Sony in seiner ersten, zusammen mit Magna, Continental und ZF entwickelten, Fahrzeug-Studie zeigt. Der Vision-S soll demonstrieren, welche Entwicklungen Sony in den Bereichen Sicherheit, Zuverlässigkeit, Komfort und Unterhaltung vorantreibt.

Sony CES 2020

Doch obwohl die Japaner sogar konkrete Fahrdaten veröffentlichen – der Vision-S soll zwei 200 kW/272 PS starke E-Motoren haben und in 4,8 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen – dürften sie nicht vorhaben, wirklich selbst in den Fahrzeugbau einzusteigen.

Elektro Pick-Ups – der Tesla Cybertruck ist nicht allein

Elektro Pick-Ups – der Tesla Cybertruck ist nicht allein

Elektro Pick-Ups – der Tesla Cybertruck ist nicht allein

 

Der Tesla Cybertruck ist nur der prominenteste unter den kommenden Elektro-Pick-ups. Grosse Hersteller und Start-ups haben das Segment längst für sich entdeckt und beginnen bereits mit dem Wettrennen um Marktanteile.

Tesla Cybertruck

Der Pick-up ist und bleibt noch vor dem SUV der meistverkaufte Fahrzeugtyp in den USA. Längst kämpfen auch die E-Autohersteller um ein Stück vom Kuchen, den sich bislang vor allem die Platzhirsche Ford F-Series und Chevrolet Silverado untereinander aufgeteilt haben. Prominentester Vertreter der Pritschen-Stromer ist der futuristische Tesla Cybertruck – doch die Konkurrenz könnte die kalifornischen E-Pioniere diesmal überholen.

Bereits im kommenden Jahr will das Start-up Rivian mit dem E-Pick-up R1T Truck auf den Markt kommen. Der Allrader wirkt nur dezent futuristisch – vor allem, wenn man ihn direkt neben Teslas Stealth Fighter auf Rädern stellt. Protzen will der R1T stattdessen mit immenser Motorleistung: Die insgesamt vier E-Triebwerke kommen im Top-Modell gemeinsam auf 562 kW/764 PS und beschleunigen den tonnenschweren Rivian in knapp 3 Sekunden auf Tempo 100.

Rivian R1T Truck

Hochleistungs-Pick-ups wie der Rivian – und auch der kaum schwächere und langsamere Tesla – machen mit diesen Werten nicht den typischen automobilen Arbeitstieren im Mittleren Westen Konkurrenz, sondern vielmehr Lifestyle-Mobilen wie der brachialen Raptor-Variante des Ford F-150.

FORD RANGER RAPTOR

Ford Ranger Raptor

Eher ein Nische im drei Millionen Neuwagen grossen US-Pick-up-Markt also – aber trotzdem zigtausend Fahrzeuge gross, schätzen Experten. Tesla will bereits rund 200’000 Reservierungen eingesammelt haben, obwohl der Produktionsstart für den Cybertruck noch gar nicht genannt wird und das Modell wohl nicht vor Ende 2021 auf die Strasse rollt.
Zudem muss sich zeigen, ob der polarisierend gestylte Tesla auch jenseits der eingeschworenen Fan-Gemeinschaft überzeugen wird. Oder ob auch der E-Pick-up-Fahrer lieber ein No-Bullshit-Auto für den harten Alltag will.

Elektro-Pick-Up “Workhorse W-15”

So eines wie den Workhorse W-15, einen hemdsärmeligen Pritschenwagen mit üppiger Ladefläche und Range-Extender statt teurem Riesen-Akku, der noch vor dem Cybertruck auf den Markt kommen könnte.

Elektro-Pick-Up Workhorse W-15

Avisierter Markstart: 2021

Elektro-Pick-Up “Bollinger B2”

Aber es geht sogar noch puristischer: Etwa beim Bollinger B2, einem aus rechten Winkeln und schmucklosen Blechplatten zusammenmontierten Arbeiter mit fünf Tonnen Nutzlast und riesiger Ladefläche.

Elektro-Pick-Up Bollinger B2

Die Liste der angekündigten E-Pritschenwagen liesse sich noch weiterschreiben. Kandidaten, die laut ihren Herstellern in den kommenden Monaten oder Jahren auf den Markt kommen sollen heissen Atlis XT, Havelaar Bison, Hercules Alpha oder Neuron T.One. Fast monatlich gibt es weitere Ankündigungen. Kein Wunder, ist die Kombination von Pritsche und E-Motor doch naheliegend. Die bulligen Pick-ups haben jede Menge Platz für die grossen Akkus, können im Arbeitseinsatz vom extremen Drehmoment des E-Motors besonders profitieren und haben dort auch Verwendung für den Allradantrieb, der sich bei Stromern technisch besonders einfach darstellen lässt.

Elektro-Pick-Up Atlis XT

Elektro-Pick-Up Atlis XT

Elektro-Pick-Up “Ford F-150”

Die stärkste Konkurrenz für den Cybertruck und die Pritschenwagen der Start-ups kommt aber wohl von einem etablierten Autokonzern: Ford will seinen Dauerbestseller F-150 künftig auch in einer elektrifizierten Variante anbieten. Um die V8-gewohnte Kundschaft zu überzeugen hat der Konzern im Sommer bereits einen Prototypen vor einen zehn Waggons langen Zug gespannt und ihn diesen ziehen lassen. Die Anhängelast von 454 Tonnen soll nicht zuletzt Traditionalisten zum Umdenken bewegen. Wann das Serienmodell auf den Markt kommt, ist noch unklar. Optimistische Medienberichte sprechen von 2021.

Wettbewerber General Motors will nahezu zeitgleich einen E-Pick-up auf den Markt bringen. Dass eines der elektrifizierten Nutzfahrzeuge auf den schweizer Markt kommt, ist unwahrscheinlich. Hierzulande fallen die Pritschenwagen eine Nummer kleiner aus. Doch auch die sogenannten Midsize-Modelle werden vor allem in China bereits elektrifiziert, so dass auch in der Schweiz künftig E-Pick-ups denkbar wären.

 

Tesla Cybertruck – Zieht Tesla in den Krieg?

Tesla Cybertruck – Zieht Tesla in den Krieg?

Tesla Cybertruck – Zieht Tesla in den Krieg?

 

Elon Musk stellte in Los Angeles den ersten Elektro-Pickup, den Tesla Cybertruck, vor. Und der sieht ganz anders aus, als man hätte erwarten können.

Teslas Cybertruck sieht aus wie ein Stealth-Fighter

Seit über hundert Jahren sehen Pritschenwagen gleich aus. Tesla bricht mit allen Konventionen und präsentiert an der Los Angeles Motor Show ein Konzeptfahrzeug, das martialischer nicht aussehen könnte. Und es tatsächlich auch ist.

Die Preise sollen bei 40’000 Dollar starten

Von Elon Musk heisst es ja immer, dass er den Nerv der Zeit trifft. Hoffentlich nicht dieses Mal. Panzerglas, besonders harter Spezial-Stahl – der Cybertruck scheint für die Apokalypse gebaut zu sein. Oder für die Army. Oder für beides. In erster Linie soll der Cybertruck im Stealth-Fighter-Look aber ein Massenfahrzeug werden – zu Preisen schon ab 40’000 Dollar.

Der Tesla Cybertruck im Extremtest

Die Karosserie ist aus besonders hartem rostfreien Stahl geschmiedet. Wie robust sie ist, wurde live vorgeführt; Tesla-Chefdesigner Franz von Holzhausen schlug mit einem Vorschlaghammer auf die Wagentür ein, ohne darauf eine grosse Delle zu hinterlassen. Das Testen der bruchsicheren Scheiben ging jedoch schief; die Stahlkugel, die von Holzhausen aus kurzer Distanz gegen die Scheiben warf, brachte diese zum bersten.

Der Tesla Cybertruck sieht nicht nur aus wie aus einem Science-Fiction-Film – auch die technischen Daten sind ausserirdisch. In der stärksten Variante soll der Cybertruck in 2,9 Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Das ist schneller als ein Audi R8 in der performance quattro-Version. Die Reichweite liegt laut Hersteller bei mehr als 800 Kilometern, die Anhängelast ist mit 6,35 Tonnen angegeben. Oder mit anderen Worten: Dieses Auto ist für den Kriegseinsatz gebaut.

Der Innenraum ist reduziert gestaltet

Das Ding von einem Pickup gibt es in drei Ausführungen: Als „Single-Motor“ mit Heckantrieb, als „Dual-Motor“ mit Allradantrieb und als „Tri-Motor“, ebenfalls mit Allrad. Der wird dann allerdings ein bisschen teuer – die Preise werden sich irgendwo zwischen 70’000 und 80’000 Dollar bewegen.