Mobius II – ein neuer “Defender” für Afrika. Mehr Auto braucht es nicht.

Mobius II – ein neuer “Defender” für Afrika. Mehr Auto braucht es nicht.

Mobius II – ein neuer “Defender” für Afrika. Mehr Auto braucht es nicht.

 

Die Zahl der Autos in Afrika wächst rasant. Selten jedoch stammen die Fahrzeuge aus heimischer Produktion. Allerdings mehren sich Beispiele für eine afrikanische Autoindustrie südlich der Sahara.

Auch auf den Strassen von Bamako, Kinshasa oder Luanda quälen sich mittlerweile Blechlawinen durch die Häuserschluchten. Doch nur wenige der zahlreicher werdenden Autos stammen aus heimischer Fertigung. Das könnte sich ändern, denn in den letzten Jahren sind einige Unternehmer in Schwarzafrika in die Autoproduktion eingestiegen. Teilweise sind die Fahrzeuge so improvisiert und abenteuerlich wie das Leben selbst in dem vielerorts bitterlich armen Kontinent. Andere Beispiele nähren die Hoffnung auf ein Erwachen der afrikanischen Wirtschaft auch jenseits der Maghreb-Staaten und Südafrika.

Mobius Motors Kenya baut einen “Defender” für Afrika, denn mehr Auto braucht es nicht. Und kann sich auch keiner leisten…

Eine sehr junge afrikanische Automarke ist Mobius Motors. Die Idee für das kleine Unternehmen ist allerdings in England entstanden, genauer im Kopf des britischen Informatikers Joel Jackson, der die Vision hatte, einen Billig-Offroader in Kenia zu produzieren, der den Bedürfnissen und Anforderungen der meist ländlichen Bevölkerung in besonderer Weise gerecht wird. Die Konstruktion muss billig und einfach sein und trotz kompakter Abmessungen viele Sitzplätze und viel Zuladung bieten. 2014 ist dieser Traum mit dem Produktionsstart des Mobius II wahr geworden. Es handelt sich um eine Art Low-Budget-Defender, in dem sich sogar Kenyas Präsident Uhuru Kenyatta stolz in aller Öffentlichkeit präsentierte. Zwischen 2014 und 2016 wurde das Modell Mobius II produziert und und für 6’000 bis 10’000 Dollar verkauft.

4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afrika 

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4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afrika

4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afrika, ein Blick auf die Rücksitzbank

Ein Blick auf die Rücksitzbank kurz vor der Auslieferung

4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afriika, mehr Luxus braucht es nicht

Mobius II, das Infotainment ist der Busch

4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afriika, mehr Luxus braucht es nicht

Mobius II, auch hinten sitzt man platzsparend, damit möglichst viele von dem Transportmittel profitieren können

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4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afrika

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4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afrika

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Derzeit arbeitet man bei Mobius Motors an einem moderneren Nachfolgemodell, für den schon Vorbestellungen entgegengenommen werden. Die Preise liegen bei 1.3 Mio Kenya Shilling, was ungefähr 12’250 Franken wären.
4x4Schweiz-News: Mobius Motors Kenya baut den Mobius II, den Defender für Afrika
 

Karenjy, Madagaskar

In den 1980er-Jahren leistete sich der Inselstaat Madagaskar den Luxus, eine eigene Automarke namens Karenjy ins Leben zu rufen. Die ersten Fahrzeuge haben es 1986 sogar bis auf den Pariser Autosalon geschafft. Eigentlich wollte man mehrere hundert Autos pro Jahr fertigen und später sogar Produktionsanlagen in andere Länder Afrikas exportieren. Doch die angestrebten Stückzahlen wurden nie erreicht und schon Anfang der 1990er-Jahre das Projekt gestoppt. In den Ruinen der einstigen Manufaktur versucht seit einigen Jahren die Firma Le Relais der Marke Karenjy neues Leben einzuhauchen. Hierfür wurde sogar ein neues Modell namens Mazana II entwickelt, von dem auch schon einige Fahrzeuge gebaut wurden. Le Relais plant, von dem viertürigen Familienwagen mit angehängter offener Ladefläche eine bescheidene Produktion von ein- bis zweihundert Fahrzeugen pro Jahr anzukurbeln. Für eines der ärmsten Länder der Welt, das jedes Jahr nur einige tausend Autos importiert, würde Karenjy zu einem wichtigen Player im madagassischen Automarkt aufsteigen.

Allradfahrzeuge aus und für Afrika, hier der Karenjy aus Madagaskar

 

Kantanka, Ghana

Ebenfalls nur sehr bescheidene Produktionszahlen erreicht Ghanas erste Automarke Kantanka. Hier werden unter Manufakturbedingungen seit wenigen Jahren in kleiner dreistelliger Stückzahl vornehmlich SUVs und Pick-ups produziert. Obwohl ein Neuling im Autobusiness, wirken sowohl die Kantanka-Website als auch die Automodelle wie Relikte der 1990er-Jahre. Zwar behauptet der Geschäftsführer von Kantanka, seine Autos wären speziell auf die Bedingungen der Strassen in Ghana abgestimmt und besonders robust, doch dürfte die Technik vorwiegend aus China stammen.

Allradfahrzeuge aus und für Afrika, hier der Kantanka SUV aus Ghana

 

Matchedje, Mosambik

In wesentlich grösseren Dimensionen plant man bei Matchedje Motors – der ersten Automarke Mosambiks. Das Unternehmen wurde 2011 als Joint-Venture zwischen dem chinesischen Hersteller Guangdong Foday Automobile und dem mosambikanischen Staat gegründet. Angeblich wurden rund 150 Millionen Euro in den Bau einer Fabrik in der Hauptstadt Maputo investiert, in der zunächst eine Jahresproduktion von 100.000 Fahrzeugen angestrebt wurde. 2014 startete die Produktion des Pick-ups F16, einem Nachbau des chinesischen Modells Foday Lion F16. Auch Busse werden bei Matchedje mittlerweile produziert. Erweiterungspläne sehen für die kommenden Jahre vor, die Produktionskapazitäten zu verfünffachen. Neben neuen SUV-Modellen, die unter anderem Kia Sorento und VW Tiguan sehr ähneln, will Matchedje auch eine Limousine, Lastwagen und Motorräder anbieten. Ein Schwergewicht der chinesischen Autoindustrie ist Foday nicht, insofern darf man gespannt sein, ob es Matchedje Motors schafft, zum Industriegiganten im südöstlichen Afrika aufzusteigen.

Allradfahrzeuge aus und für Afrika, hier der Matchedje Motors – der ersten Automarke Mosambiks

Innoson, Nigeria

Modellpolitisch schon etwas weiter ist man bei Innoson VehicleManufacturing in Nigeria. Auch hier werden seit 2013 vor allem chinesische Modelle in Lizenz produziert. Begonnen hat IVM einst mit Motorrädern und Bussen. Mittlerweile gibt es auch Pkw-Modelle wie die Stufenheck-Limousine Umu oder den kompakten Fox. Ein Pick-up namens Carrier, das SUV G5 und der Minitransporter 5000 runden das Portfolio ab. Angeblich sollen 70 Prozent der Teile für die Autos von IVM aus heimischer Produktion stammen, lediglich Motoren, Getriebe und Elektronikteile kommen aus Japan und China. IVM möchte das wirtschaftlich aufstrebende Land Nigeria jedoch unabhängiger von Importen machen. Laut IVM kommen in dem bevölkerungsreichen Staat auf ein Auto aus heimischer Produktion 131 Importautos. Der selbstbewusste und patriotische Firmengründer Innocent Chukwuma ruft deshalb die Nigerianer auf, seine Autos zu kaufen. Doch eigentlich hat der Unternehmer grössere Pläne: Statt Nigeria sollen die Fahrzeuge von IVM den gesamten Kontinent erobern. Afrika bietet als Automarkt übrigens viel Potenzial, da auf 100 Einwohner nur etwa fünf Kraftfahrzeuge kommen. In Industrieländern wie der Schweiz teilen sich 100 Einwohner mehr als 50 PW: aktuell zählen wir 8.3 Mio. Einwohner und haben einen Gesamtbestand von 4.5 Mio. zugelassenen PWs.

Allradfahrzeuge aus und für Afrika, hier der Innoson Pick-up Nigeria

 

Westwärts mit der Nacht: Mein Leben als Fliegerin in Afrika

Westwärts mit der Nacht: Mein Leben als Fliegerin in Afrika

Westwärts mit der Nacht: Mein Leben als Fliegerin in Afrika

 

Weibliche Abenteurer sind rar in der Geschichte. Zu erklären warum, würde jetzt zu weit führen. Was ich sagen kann, ist, dass Beryl Markham ein aussergewöhnliches Beispiel dafür war, dass man nicht nur geografische Barrieren, sondern auch soziale und kulturelle Normen überwinden kann – wofür sie teuer bezahlt hat.

Doch nicht eine Sekunde bemitleidet sie sich in dieser Autobiographie; witzig, offen und eloquent schreibt sie über ihr Leben als Kind in Kenia Anfang des 20. Jahrhunderts. Während ihr britischer Vater eine Farm aufbaute, spielte, erkundete und jagte Beryl zusammen mit den Nandi-Kindern und entwickelte eine tiefe Verbindung zu den Einheimischen, die den meisten ihrer Landsleute damals fehlte. Als Erwachsene wurde Beryl Kenias (und wahrscheinlich Afrikas) erste weibliche Rennpferd-Trainerin. Später widmete sich Beryl einem neuen und gefährlicheren Beruf: der Luftfahrt – sie flog Post und Passagiere über die von Wildtieren durchzogenen Savannen Afrikas. 1936 war sie die erste Person, die allein über den Atlantik von Ost nach West flog – eine Leistung, die mit einer Bruchlandung in Nova Scotia endete.

So manche Autobiographie droht, den Leser mit Selbstbeweihräucherung zu ersticken; nicht so Beryl. Stattdessen strahlt Westwärts mit der Nacht vor Leidenschaft. Dies ist die brillante Geschichte einer Frau, die hundert Jahre vor ihrer Zeit geboren wurde, die Momentaufnahme einer Zeit, die längst vergangen ist – teils zum Guten, teils zum Schlechten.

Westwärts mit der Nacht: Mein Leben als Fliegerin in Afrika von Beryl Markham | [Org.Titel West with the Night], besprochen von Åsa Björklund, ISBN 978-3492232920

Quelle Bild: booklooker.de

Overland Travel Essentials: West Africa

Overland Travel Essentials: West Africa

Overland Travel Essentials: West Africa

 

Fahr nicht nach Afrika. Allein die schiere Menge an Horrorgeschichten, mit denen wir in den 80er und 90er Jahren in Filmen und anderen Medien überschwemmt wurden, sollte dich zu Hause halten und mit Wehmut von Heldentaten auf dem Kontinent träumen lassen. Und auf keinen Fall solltest du Dan Grecs zwanglosen Bericht über seine Westafrika-Reise lesen. Er könnte deine Meinung mit praktischen Ratschlägen ändern, wie unglaublich plausibel das Reisen in der Region wirklich ist.

Seit fast einem Jahrhundert ist Afrika auf Mythos, Legende und Effekthascherei reduziert, wie bei internationalen Abenteuern nur allzu häufig der Fall. In Overland Travel Essentials: West Africa adressiert Dan diese falschen Vorstellungen wie bei einem Lagerfeuergespräch, identifiziert die häufigsten Ängste und spricht sie an. Er beugt unseren “Aber was ist mit…”-Argumenten mit fundierten Empfehlungen über Fahrzeug, Gesundheit, Logistik und Sicherheit vor. Braucht man einen 6×6-Monstertruck, um die unwegsamen, apokalyptischen Strassen zu überleben? Nein. Werden wir uns in einer Drittland-Gefängniszelle um Essensreste raufen, nachdem das Militär unser Titan-Kochgeschirr gestohlen hat? Nein. Nützt uns eine Gummischlange auf dem Armaturenbrett unseres Buschtaxis? Ja.

Dans Buch ist ein übersichtliches Handbuch, das zutreffende, aktualisierte Informationen liefert und dem Leser die Realität vor Augen führt. Wenn die Angst vor Gefahr oder Undurchführbarkeit dich davon abgehalten hat, die Westafrika-Route zu befahren, gib diesem Buch die Chance, deine Meinung zu ändern.

Overland Travel Essentials: West Africa von Dan Grec, besprochen von Stephen Peters, eBook

Der Kongo – im tiefsten, dunkelsten Afrika

Der Kongo – im tiefsten, dunkelsten Afrika

Der Kongo – im tiefsten, dunkelsten Afrika

 

Auf mein Daumen-hoch folgt zweimal Hupen, also lasse ich die Kupplung langsam kommen. Das Seil strafft sich und das zusätzliche Gewicht, das der Rubicon zieht, bemerke ich kaum im ersten Gang mit Untersetzung. Ich schleppe einen Pickup ab, voll beladen mit Lebensmitteln und Einheimischen, der an der ungünstigsten Stelle liegengeblieben ist.

Wir befinden uns auf einem schmalen, rutschigen Hügel aus Lehm mitten im dichtesten Dschungel des Kongo. Wir haben den ersten Kongo verlassen, schleichen immer noch durch das riesige Niemandsland und sind technisch stark schlecht ausgerüstet.

Langsam aber sicher geht’s bergauf, mit dem Toyota und seinen vielen Passagieren, die immer wieder gross in meinem Spiegel auftauchen. Ich kann nicht anders, ich muss grinsen, als wir über die gestrichelte Linie auf dem GPS kriechen: die internationale Grenze zwischen beiden Kongos. Ein Jeep Wrangler schleppt einen angeschlagenen Toyota Land Cruiser von Kongo zu Kongo. Ich bin mir sicher, dass die vielen Leute, die mir rieten, ich solle den Jeep verkaufen und mir einen Toyota zulegen, das nicht kommen sahen.

Im ursprünglichsten Afrika

Die Demokratische Republik Kongo (DRK), vormals Zaire, ist mit über 2,3 Mio. Quadratkilometern das Material, aus dem afrikanische Legenden gemacht sind. Wahre Epen wie Joseph Conrads Herz der Finsternis sind dort angesiedelt. Afrika wurde oft als dunkler Kontinent bezeichnet, da so viel, einschliesslich Zaire, unbekannt war, noch nicht erforscht, dargestellt durch gewaltige schwarze Flächen auf alten Landkarten. Man nimmt an, dass die heutige DRK die reichsten Mineralreserven aller Nationen weltweit besitzt; Billionen von Dollar an Diamanten, Gold und seltenen Metallen liegen unentdeckt, ebenso über fünf Milliarden Barrel Öl. Trotz dieses immensen Reichtums, oder vielleicht gerade deshalb, ist die DRK eines der gefährlichsten und am wenigsten funktionierenden Länder.

1884 versklavte König Leopold von Belgien die Region erstmals und schuf damit die Voraussetzung für eine lange Reihe zerstörerischer, plündernder und ausbeutender Zeiten. Der berüchtigte Präsident Mobutu regierte über 30 Jahre lang mit brutaler eiserner Faust und veruntreute geschätzte 15 Mrd. Dollar. Während seine Familie mit der Concorde ins Wochenende nach Paris flog, litten und starben Millionen seiner Landsleute an den Folgen seiner Grausamkeit. 1997 floh Mobutu aus dem Land und hinterliess – mit den Worten des Schriftstellers Tim Butcher – “einen wilden Zustand der Gesetzlosigkeit und Brutalität”.

Brennende Autos, Schüsse und Krawalle in Kinshasa

Die Hauptstadt Kinshasa gehört zu den 10 gefährlichsten Orten der Welt. Die Bürger protestieren gegen verschobene, jedoch versprochene Präsidentschaftswahlen. Weil er damit rechnet, abgewählt zu werden, verschiebt Präsident Kabila die Wahl auf unbestimmte Zeit. Demonstrationen in Kinshasa können schnell gewalttätig werden: Autos werden abgefackelt, Schüsse, Krawalle auf der Strasse.

Die DRK ist zwar nicht der sicherste Ort, aber man kann einige der abgelegensten und am wenigsten erforschten Regionen der Welt erkunden. Aus diesem Grund fühle ich mich seit langem angezogen und nähere mich dem Kongo mit einer Mischung aus Ehrfurcht, Respekt und Faszination.

Dem grossen Fluss Kongo entlang

Es führt kein Weg daran vorbei – um entlang der Westküste Afrikas zu fahren, muss man die DRK durchqueren. Meine Herausforderung ist es, einen sicheren Weg zu finden. Meistens ist ein so grosser Fluss wie der Kongo die internationale Grenze zwischen zwei Ländern, dies ist hier nicht der Fall. Stromabwärts von Brazzaville und Kinshasa ist der Fluss komplett in der DRK, sodass noch viele hundert Kilometer zu bewältigen sind, wenn ich erfolgreich zum Südufer gelangen will.

Nach monatelanger Recherche konzentriere ich mich auf eine selten genutzte Route, die meine Fähigkeiten und die meines Jeeps an ihre Grenzen bringen wird. Von Dolisie in der Republik Kongo werde ich Richtung Süden nach Londéla-Kayes fahren, um den ersten Kongo zu verlassen. Von dort aus plane ich, über kleinste Pfade einen Grenzübergang zu erreichen und dann hunderte von Kilometern auf praktisch nicht existierenden Schlammstrassen weiter zum mächtigen Strom zu fahren. Ich hoffe, den Fluss auf einer klapprigen Fähre überqueren zu können, wieder gefolgt von Hunderten von Kilometern Fahrt zur angolanischen Grenze.

Sollte es regnen, wird ein Durchkommen mit dem Fahrzeug nicht möglich sein. Die Gefahren sind real und die Chance, den Jeep wieder zu bergen, wenn er ernsthaft stecken bleibt, ist praktisch bei null. Eine schwere Entscheidung; die DRK ist kein Witz.

In Dolisie treffe ich meine deutschen Freunde Dani und Didi wieder; wir sind ein grossartiges Team. Wie mein Rubicon ist auch ihr robustes Sportsmobile mit einer Winde sowie mit Sperren vorne und hinten ausgestattet. Bei dem, was uns bevorsteht, sehen die 37” MT gut aus. Während wir Vorräte laden, da wir sicherlich eine Woche lang allein sein werden, bin ich erleichtert, die grösste Herausforderung meines Lebens mit Freunden zu bestreiten.

Die Fastkatastrophe zwischen Kongo und dem Niemandsland

Die schlimmsten Bedingungen erwartend, halten Didi und ich es für ratsam, den leichteren Jeep vorfahren zu lassen. Wenn ich in Schwierigkeiten gerate, kann er mich mit der Winde rückwärts herausziehen. Andersherum hätte der Jeep wohl keine Chance, das schwere Sportsmobile zu bergen.

Wir verlassen die Republik Kongo und verbringen die Nacht vor der Polizeiwache in Londéla-Kayes. Am Morgen verfällt die Strasse schnell in ein rutschiges Chaos und es dauert nicht lange, bis wir auf einen Land Cruiser treffen, der den Weg versperrt. Nach dem erfolglosen Versuch, den Toyota anzuschieben, zwänge ich mich im Jeep vorbei und ziehe das Fahrzeug über den Kamm eines Hügels; bergab lässt der Fahrer die Kupplung kommen und der Motor springt an. Nach dem Verabschieden habe ich einen Kloss im Magen, während wir tiefer ins Niemandsland eintauchen. Ich träume seit Jahren von der DRK und verspüre Aufregung, aber auch Angst. Wir haben kein Mehrfachvisum für den ersten Kongo, es gibt kein Zurück mehr.

Einige Kilometer führt der Weg durch Gras, das höher ist als der Jeep, bevor wir eine Strasse entdecken und langsam durch den Schlamm gen Süden kriechen. Ich quäle mich vorsichtig eine steile, glatte Anhöhe hinauf. Mit seinem kurzen Radstand und ohne „durchzudrehen“ ist der Jeep in der Lage, ein riesiges Loch in der Mitte der Strasse zu umgehen. Didi hat nicht so viel Glück mit seiner grösseren Spurbreite und dem höheren Gewicht. Das immense Drehmoment des grossen Diesels führt dazu, dass die Reifen durchdrehen und das Heck seitlich in das Loch gleitet.

Ich bin erleichtert, als ich im Rückspiegel sehe, dass das Sportsmobile im 45 Grad Winkel stecken bleibt, statt vornüber hineinzufallen.

Wir sind bald in Schweiss gebadet in der sengenden Sonne und dankbar für all das kalte Wasser, das wir in unseren Kühlboxen gelagert haben. Eine kleine Menschenmenge sammelt sich, um die Show zu sehen, alle lächeln und winken.

Hinten kämpft die Winde mit dem fast 5,5 Tonnen schweren Sportsmobile und der Jeep unter mir bockt. Ich beobachte ängstlich im Spiegel, wie ein Vorderreifen gefährlich hoch in die Luft steigt und befürchte, der Jeep könnte rückwärts rutschen.

Sehr langsam kriecht der Monster-Van vorwärts, Didi behält die Situation genau im Auge. Er kann nicht sehen, dass der hintere Reifen wieder in den Abgrund zu rutschen droht

“Stop”, ruft ein aufmerksamer Einheimischer und verhindert die Katastrophe.

Nachdem wir uns beruhigt haben, machen wir uns wieder an die Arbeit. Mit meiner Winde sichern wir den Jeep an einem kleinen Baum – dem einzigen weit und breit – und Didi befestigt sein Windenseil hinten am Jeep.

Wir nutzen unsere sechs Bergungsboards, um das Loch zu überbrücken und eine ebene Fläche für das Sportsmobile zu schaffen.

Als wir bereit sind, nehme ich mir einen Moment Zeit, um die Situation zu bewerten. Rechtlich gesehen sind wir in keinem Land. Weit weg von Karte und GPS, irgendwo zwischen den beiden Kongos. Ich trete so hart auf das Bremspedal, dass mein Bein krampft; der Lüfter im Jeep schaltet nicht ab, so heiss ist der Motor selbst im Leerlauf.

Ich wusste, die DRK würde eine grosse Herausforderung sein, aber wir sind noch nicht einmal da. Endlich ist der Van frei und wir räumen die Ausrüstung ein, da kommt „unser Retter von vorhin und stellt sich vor. Wir sind sehr dankbar für seine rechtzeitige Intervention – seine Antwort: “On ensemble.”

Afrika, Kontinent der Stempelkissen

Nach der erfolgreichen Bergung des Sportsmobile und weiteren tiefen Schlammlöchern erreichen wir eine grössere Siedlung. Am Ortsrand halten wir an einer provisorischen Schranke, anscheinend dem Grenzposten. Bald bildet sich eine Menschenmenge, lächelnde Kinder und Erwachsene; ich sehe mich um und spüre, dass die DRK anders ist als alles, was ich in Afrika erlebt habe. Kinder und Erwachsene zeigen offen ihre überschwängliche Freude.

Ihre Offenheit und einladende Art strahlt eine unberührte Unschuld aus.

Auch das Dorf ist anders – die Hauptstrasse ist breit, alle Gebäude gut gepflegt und makellos sauber. Am auffälligsten ist, dass ich zum ersten Mal in Westafrika kein einziges Stück Abfall sehe.

Lächelnd tritt ein Mann vor und heisst uns als Einwanderungsbeauftragter in seinem Land willkommen. Der schlanke Mann ist nervös und schüchtern und ich spüre, ihm ist das lange und detaillierte Einreiseformular unangenehm, das jeder von uns ausfüllen muss. Er verbringt ewig lange damit, zu erklären, wie und wo ich mein Formular ausfüllen soll, aber seine Verwirrung ist unübersehbar und er zeigt mehrmals auf die falsche Linie – dieser Mann kann weder lesen noch schreiben. Jetzt verstehe ich seine Besorgnis und versichere ihm immer wieder, dass wir seine Anweisungen genauestens befolgen.

Nach vielen Versuchen und drei identischen, zeitaufwendigen Erklärungen ist er schliesslich zufrieden und erteilt uns die Erlaubnis, ins Land einzureisen. Obwohl er stolz einen kleinen Stempel trägt, ist er nicht bereit, unsere Pässe abzustempeln; er erklärt, dass wir beim nächsten Posten Einreisestempel bekommen können.

Wir haben grosse Bedenken hinsichtlich Korruption und nicht die Absicht, ohne Stempel einzureisen.

Die gut vorbereiteten Deutschen haben ein Stempelkissen und mit Hilfe der versammelten Menge können wir den hilfsbereiten Beamten überzeugen. Wie ich in Westafrika gelernt habe, wenn du ein paar Zuschauer auf deiner Seite hast, werden dir die versammelte Menge und schliesslich die Verantwortlichen folgen.

Die Menschen behaupten, dass wir auf eine echte Strasse stossen werden und so machen wir uns auf den Weg und ignorieren das GPS. Fünf Minuten später folgen uns immer noch spielende Kinder; wir halten an und schreiben noch das Datum auf den frischen Stempel. Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man in seinen eigenen Pass schreibt.

Kongo – wir sind eins

Wir fahren weiter nach Süden, auf einem überwucherten Motorradweg, durch den Dschungel. Kilometer um Kilometer schaben sich die beiden Fahrzeuge auf beiden Seiten durch das Gewirr. Als ich mit dem Kotflügel einen nicht sichtbaren Baumstumpf treffe, reisst er auseinander und fast vollständig ab. Immer wieder frage ich Dorfbewohner zu Fuss, ob dies der richtige Weg sei; ein 15-Jähriger steigt an Bord, um in die Stadt mitgenommen zu werden.

Er versichert mir, dass wir uns auf einer echten Strasse befinden, aber ich habe noch nie eine so winzige Strasse gesehen.

Als wir schliesslich die Ost-West-Strasse erreichen, umringen wieder Kinder die Fahrzeuge lächeln, jubeln und springen, als ob sie jeden Augenblick vor Freude platzen könnten. Mein Mitfahrer sieht seine Schwestern in der Menge und es macht Eindruck auf sie, dass er heute mit im Jeep fährt, statt zu laufen.

Auch diese Stadt ist makellos sauber; das muss daran liegen, dass man hier nichts kaufen kann, was Abfall produziert. Es gibt keinen Laden, keine Cola oder Plastiktüten und wahrscheinlich auch kein Geld, um etwas zu kaufen.

“Zum ersten Mal im Leben bin ich so fern der Zivilisation, dass es nicht einmal Müll gibt.”

Offensichtlich herrscht auf dieser Strasse mehr Verkehr, obwohl ich schnell merke, dass mehr Verkehr tiefere Furchen und längere, aufgewühlte Schlammgruben bedeutet. Die Spurrillen sind extrem tief und breiter als meine Spurweite, was mich vermuten lässt, dass hier sonst nur grosse 4×4-Trucks fahren. Wir kommen auf dem stark ausgewaschenen Pfad mit tiefem Schlamm und gelegentlichem Furten durch den Fluss nur langsam voran, wobei uns oft das Wasser bis an die Haube des Jeeps steht. Die Sonne brennt unerbittlich, bis am späten Nachmittag. Nach einem langen 14-Stunden-Tag haben wir noch kein anderes Fahrzeug gesehen.

Wir biegen auf eine kleine Nebenstrecke ab und schlagen unser Lager auf einer Lichtung ein paar hundert Meter weiter auf.

In weniger als 10 Minuten taucht eine Zuschauermenge aus dem Nichts auf.

Etwa 30 Kinder und Erwachsene stehen ein paar Meter entfernt und beobachten neugierig jede unserer Bewegungen. Sie kichern vor Aufregung, als ich ihre Fragen beantworte und im Gegenzug Fragen stelle, obwohl klar ist, dass wir ihre Faszination mit uns und unseren Fahrzeugen nicht befriedigen können. Sie starren uns an, bis es stockdunkel ist – mehr als eine Stunde später.

Es ist immer noch erstaunlich heiss und feucht, als ich ins Bett klettere und versuche, Schlaf zu finden; meine erste offizielle Nacht in der DRK. Ich bin nach dem grössten und schwierigsten Expeditionstag meines Lebens völlig erschöpft, aber ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, bevor mich die Müdigkeit übermannt.

Von einem Schlammloch ins nächste

Kurz nach Sonnenaufgang brechen wir auf, fliehen vor der Hitze des Tages und der Neugier unserer Nachbarn. Die Ost-West-Strasse macht dort weiter, wo sie gestern aufgehört hat; gelegentlich anständige Schotterstrasse, dann wieder tiefe Auswaschungen, die vorsichtig umfahren werden müssen, oder auch endlos lange Schlammgruben. Glücklicherweise sind keine der Furten zu tief und mit den Sperren vorne und hinten haben unsere Fahrzeuge keine Schwierigkeiten voranzukommen.

Am späten Nachmittag entdecke ich einen Truck am Strassenrand und nehme das zum Anlass, die Strasse ab hier für befahrbar zu halten, mit Brücken, die unser Gewicht tragen können. Didi weist zu Recht darauf hin, dass der Truck verlassen ist und wir nicht wissen, wie lange er dort schon steht.

Seit Mittag hatten sich gewaltige Sturmwolken gebildet und die ersten grossen Regentropfen schlagen auf die Windschutzscheibe ein, als uns ein alter Pickup, der im Schlamm festsitzt, den Weg versperrt. Die etwa 20 Leute auf der Pritsche können es kaum erwarten, weiterzufahren. Ich stapfe durch den knietiefen Matsch zum Fahrer, der erklärt, dass der Pickup in Ordnung ist, aber keinen Anlasser hat und sich festgefahren hat. Schnell machen wir einen Plan, der Fahrer reisst mir vor Begeisterung fast den Arm ab. Wir werden den Pickup rückwärts mit der Winde rausziehen, uns vorbei quetschen und ihn dann auf die trockene Strasse ziehen.

Während wir das Windenseil abspulen, tauchen Männer scheinbar unbeeindruckt im Schlamm unter, um nach einem geeigneten Befestigungspunkt zu suchen.

Unsere Geschäftigkeit dient mal wieder der allgemeinen Belustigung, während ganze Familien auf Mopeds vorbeischleichen und die Fahrer ihr Können im rutschigen Schlamm unter Beweis stellen.

Als der Pickup trockenen Boden erreicht, werden wir überschwänglich mit Dank überschüttet, alle wiederholen das Mantra „on ensemble“. Ich beobachte, wie der Pickup mit Vollgas in die nächste Schlammgrube hechtet und frage mich, wie lange es dauern mag, bis wir ihm erneut begegnen.

Aus dem Nachmittag ist früher Abend geworden und so schlagen wir hinter ein paar grossen Backsteinhäusern ein Lager auf, bevor das Licht vollständig verblasst. Die Gebäude vermitteln ein vertrautes Gefühl, das ich nicht ganz zuordnen kann, irgendwie scheint es auch nicht wichtig, denn das Wetter holt uns ein. Als das Abendessen fertig ist, geht ein Wolkenbruch monumentalen Ausmasses nieder. Ich flüchte in den Jeep und fühle mich bald wohl und entspannt. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Jeep und dem bescheidenen Wohnraum, den er bietet. Dem Wetter in Zeiten wie diesen zu entkommen, hilft mir, den Verstand nicht zu verlieren; gerne esse ich drinnen und lese ein Buch, vollkommen trocken und mückenfrei.

Kein Stempel zu viel

Mehrmals in der Nacht wecken mich Donner und der Regen, der kräftig auf das Glasfaserdach prasselt und ich staune über unsere Freunde im Pickup. Am Morgen verstehe ich endlich, hinter welchen Gebäuden wir campen, als Kinder in Uniformen auftauchen – und mich in stiller Faszination beim Kaffee kochen anstarren. Kurz darauf heisst uns ein Mann, der Lehrer nehme ich an, freundlich willkommen und versichert, es sei kein Problem, dass wir auf dem Schulhof übernachtet haben.

Als ich vor fast 10 Jahren zum ersten Mal davon träumte, Westafrika zu befahren, hatte ich eine kleine Stadt im Sinn – und seither oft an sie gedacht. Lwozi liegt am Hochufer des Kongo und ist bei Overlandern bekannt für eine der wenigen funktionierenden Fähren, die den Fluss überqueren. Ich kann nicht anders, ich muss grinsen, während ich auf der löchrigen und schlammigen Strasse herumhüpfe. Kaum zu glauben, aber ich steuere meinen Jeep tatsächlich an den Kongo.

Sobald wir in der Stadt angekommen sind, sagt ein grosser Mann in einer makellosen Militäruniform unmissverständlich, dass wir ihn zum Einwanderungsbüro begleiten müssen. Keine Bitte, sondern ein Befehl. Er ist mindestens 1,96 Meter mit breiten Schultern und seine Anordnungen dulden keinen Widerspruch. Sein Aussehen, seine strenge Art und sein finsterer Blick erinnern an einen bösen afrikanischen Warlord aus einem B-Movie. Lächeln ist ihm fremd.

Überall in der Stadt sind wir gezwungen zu warten, während der grosse Mann Partner und Assistenten anschreit, bevor er ins Einwanderungsbüro stürmt. Es kommt mir vor wie eine gross inszenierte Show zu unseren Gunsten. Zwar hat sich mein Französisch verbessert, aber ich lasse es mir nicht anmerken, wir alle tun so, als würden wir nur Englisch sprechen. Als er sich endlich beruhigt hat, beginnt er mit der sorgfältigen Prüfung jeder einzelnen Seite unserer Pässe. Schliesslich stellt er Dani Fragen, bevor er unglaublich langsam das vertraute Einreiseformular ausfüllt.

Endlich fertig, lehnt er sich mit einem triumphalen Grinsen zurück in den Stuhl. Er hält Danis Pass und das ausgefüllte Formular hoch und verkündet, dass jeder Eingangsstempel $10 kostet – stolz, die Oberhand zu haben. Auf Englisch erkläre ich sehr höflich, dass wir bereits Eingangsstempel haben und daher seine Dienste heute nicht benötigen. Ein Schreck flackert über sein Gesicht und ich sehe, wie er zögert und unsicher ist, wie er weiter vorgehen soll.

Didi versucht, die Kontrolle wiederzuerlangen, greift über den Tisch, nimmt seinen Pass und beleidigt damit den Mann. Ruhig, ohne die Stimme zu erheben, fordert der Beamte die Rückgabe des Passes, bevor er uns belehrt, dass er die Kontrolle über alle Pässe hat. Wir werden sie nur zurückbekommen, wenn und wann er es sagt, nicht eine Minute früher. Westafrika baut auf Autorität und Respekt – und wir haben es heute daran mangeln lassen.

Als alle drei Einreiseformulare ausgefüllt sind, fordert der grosse Mann noch einmal, dass wir bezahlen. Jetzt, da wir das Spiel kennen, lächeln wir alle drei und lehnen uns auf unseren Stühlen zurück, ohne ein Wort miteinander oder mit unserem Freund zu wechseln. Wir machen deutlich, dass wir alle Zeit der Welt haben und wir sind sehr froh, dass wir sie in seinem kleinen Büro verbringen können. Dem grossen Mann bleibt keine Wahl, er übergibt die Pässe und entlässt uns mit einer Handbewegung.

Zwei Pontons und ein Dieselmotor

In der Stadt schlendere ich über den kleinen Markt, um Essensvorräte zu kaufen. Der Geldwechsler ist schnell ausgemacht und wir beginnen ein Gespräch, während ich $20 in kongolesische Francs tausche. Als ich frage, wo ich Brot kaufen kann, lässt der Mann sein riesiges Bündel Geld fallen und geht mit mir über den Markt. Dass er sich dabei immer weiter von seinen ca. $10‘000 in bar entfernt, beunruhigt ihn nicht im Geringsten. Diebstahl ist hier keine Sache, erklärt er. Jeder kennt jeden und alle leben zusammen; „on ensemble“.

Nur einen Steinwurf von der Stadt entfernt, ist der Fluss erstaunlich gross, eher wie ein See. Aus der Ferne sieht er ruhig und sauber aus, aber von nahem fliesst er schnell und riecht nach Abwasser. Männer waschen ihre Mopeds an den schlammigen Ufern, während Fischer immer wieder Netze mit nichts als Plastik rausziehen.

Von der Sekunde an, in der die Fähre am Ufer anlegt, beginnt ein wütendes Gerangel: Menschen, Motorräder, Futtersäcke, Hühnerkäfige und sogar ein Hund stürmen auf das Boot. Das massive Sportsmobile steht ganz vorne, und als ich die steile Laderampe hinauffahre, bin ich erleichtert, gerade genug Platz für den Jeep zu finden.

Niemand fragt oder scheint sich um das Gewicht zu kümmern.

Sobald unsere beiden Fahrzeuge an Bord sind, fährt die Fähre los; in letzter Minute kämpfen sich irgendwie noch Passagiere und Mopeds an Bord. Die Fähre besteht lediglich aus zwei mit Stahlschrott verschweissten Pontons und einem grossem Dieselmotor, der dicke Rauchwolken rülpst. Ich kaufe ein Ticket für die 20-minütige Überfahrt von einem gesprächigen Kerl, der gerne eine Quittung – nur $14 – für den Jeep und mich schreibt, ohne den Hauch von Korruption oder Inflation.

Der grosse Dieselmotor brüllt und schon bald plaudere ich mit Passagieren, der Crew und sogar dem Kapitän, der mich stolz auf seiner Brücke empfängt. Kolossale Sturmwolken ziehen sich am Horizont zusammen und Blitze treffen aufs Land. Die Temperatur des Windes auf unseren Gesichtern wechselt von erdrückend heiss zu angenehm kühl, ein sicheres Zeichen für den sich schnell nähernden Sturm.

Die freundliche Fährcrew setzt uns in einer baufälligen Barackenstadt am Südufer des Kongo ab. Ich schaue mich lange um und geniesse die Aussicht. Ich habe den Dschungel noch nicht hinter mir gelassen, aber es fühlt sich toll an zu wissen, dass nichts zwischen mir und Kapstadt an der Südspitze des Kontinents liegt. Nach ein paar hundert Metern sind wir aus der Stadt raus und kämpfen uns wieder über einen Weg voller Löcher und Schlamm. Wir sind sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind – es ist der einzige.

Zu viel für die Winde

Die Tage beginnen zu verschwimmen, während wir durch Schlammgruben kriechen, Löchern so gross wie der Jeep ausweichen und jeden Abend kleine Nebenstrecken zum Campen finden. Wir schaffen es, die schlimmsten Gewitter zu umgehen, obwohl sie jeweils ab Mittag immer am Horizont zu sehen sind.

Fahrzeuge sind selten und die, denen wir begegnen, fallen buchstäblich auseinander und sind stark überladen, mit Lebensmittelsäcken und Menschen. Eines Morgens finden wir einen schwer beladenen Transporter, der bergauf in einem kleinen Schlammloch festsitzt. Wir passieren ihn, halten an und fragen, ob sie Hilfe brauchen. Der Fahrer erklärt, dass der Truck gut läuft, aber keinen Anlasser hat und auf der kurzen Steigung stehen geblieben ist. Er ist so schwer, dass die 10 Männer, die darauf unterwegs sind, ihn nicht anschieben konnten. Seit drei Tagen liegen sie im Schatten und hoffen auf Hilfe.

Didi und ich vermuten beide, dass der Truck zu schwer ist, ziehen aber dennoch das Windenseil heraus und versuchen es. Sofort eilen die Männer aus dem Schatten, um zu helfen und uns anzufeuern, froh über die Aussicht auf Rettung. Aber Didis grosse PowerPlant-Winde gibt nur fiese Geräusche von sich und der Truck bewegt sich nicht. Leider sind wir in diesem Fall unterlegen, ich fühle mich schrecklich, erklären zu müssen, dass wir nicht helfen können.

Nicht im Geringsten verärgert, nimmt sich jeder Mann die Zeit, uns einzeln die Hand zu schütteln und zu danken. Es macht deutlich, wie sehr sie den Aufwand schätzen und ich bin mir sicher, sie hätten geholfen, wenn die Lage andersherum gewesen wäre. Obwohl sie deprimiert in den Schatten zurückkehren, war ihr Dank für unsere Bemühungen aufrichtig.

„On ensemble“ – wir zusammen

Am Ende frage ich mich, ob ganz Afrika einst so war wie die DRK jetzt: unverschämt glücklich wirkende und freundliche Menschen, die sich gegenseitig helfen und zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele unter den möglicherweise härtesten Bedingungen der Welt zu erreichen. Sie tun dies Tag für Tag, allen Widrigkeiten zum Trotz. Dass ihre gepflegten Dörfer praktisch keine Infrastruktur oder Entwicklung haben, scheint sie nicht zu stören. Sie sind so freundlich und sanft, dass ich immer das Gefühl hatte, sie wollen, dass ich um Hilfe bitte, nur damit sie sie geben können.

Ich habe unsere Durchquerung der berüchtigten DRK unter der Annahme geplant, dass wir völlig allein sein würden. Ich erwartete tagelange Schlammschlachten, dass wir uns ganz auf unseren Verstand, unsere Entschlossenheit und unsere Vorräte verlassen müssen. Ich rechnete nur mit zwei Möglichkeiten im Falle eines ernsthaften Problems: es ganz allein zu lösen oder dem Versagen ins Auge zu sehen.

Während ich mit dem Schlamm Recht behielt, lag ich völlig falsch, dass wir ganz auf uns allein gestellt waren. Selten waren wir weit entfernt von warmherzigen und grosszügigen Helfern, die sich nur allzu gerne einbrachten. Es war mir ein Vergnügen zu helfen, wenn wir konnten, und ich zweifle nicht daran, dass es umgekehrt genauso gewesen wäre. Die Kongolesen wissen, dass sie sich immer aufeinander verlassen können müssen und das verleiht ihnen Mut und Entschlossenheit, jeden zermürbenden Tag anzugehen.

Ich hoffe, dass wir als Overlander aus diesem Ansatz lernen können. Wir müssen nicht für alle Eventualitäten gerüstet sein, wenn wir ins Unbekannte aufbrechen. Als Gemeinschaft – und mit der Hilfe einiger freundlicher Einheimischer – können wir zusammenarbeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen, so wie Dani, Didi und ich es getan haben, um die DRK erfolgreich zu durchqueren.

Nach diesem kleinen Vorgeschmack habe ich mich in die grösste afrikanische Nation verliebt.

Fotos: Dan Grec und Dietmar Zepf, Kartografie von David Medeiros

Land Rover Experience Tour Kavango-Zambesi 2019

Land Rover Experience Tour Kavango-Zambesi 2019

Land Rover Experience Tour Kavango-Zambesi 2019

 

Die alle zwei Jahre stattfindende Land Rover Experience Tour führt immer wieder in exotische und abgelegene Teile der Welt. Diesmal fanden die zahlreich angetretenen Discovery Diesel samt Teilnehmern und Crew den Weg ins südliche Afrika, um Länder wie Angola, Botsuana, Namibia und Sambia zu erkunden – ein Erlebnisbericht.

Land Rover Discovery

Wann hat man die Möglichkeit, einen echten Geländewagen artgerecht zu bewegen? Ein paar Schotterwege entlangfahren oder einen schweren Anhänger über die Graswiese ziehen – das ist hierzulande schon drin. Doch Differenzialsperre, Geländereduktion sowie maximale Verschränkung der Achsen dürften beim durchschnittlichen Land Rover Discovery-Kunden selten zum Einsatz kommen. Aber die britische Traditionsmarke hat längst ein Instrument geschaffen, um zu zeigen, wie sich ihre Autos in Extremsituationen bewähren. Schon seit fast zwanzig Jahren veranstaltet Abenteurer Dag Rogge zusammen mit dem deutschen Land Rover-Importeur Reisen in fernen Ländern, bei dem auch 4×4-Neulinge die Produkte in authentischen Offroad-Szenarien prüfen können.

Die Konkurrenz bei der Land Rover Experience Tour ist gross

Etwa 30’000 Kandidaten bewerben sich alle zwei Jahre bei der Experience Tour – mit nur einem Ziel: nämlich an der finalen Reise teilzunehmen. Der durchaus anspruchsvolle Weg dahin (nur sechs Bewerber bleiben übrig) bedeutet für die Kandidaten nicht nur Stress, sondern auch jede Menge Spass. Schliesslich trainieren sie im Vorfeld kräftig für die anstehenden Prüfungen, und dabei ist die Disziplin „Offroadfahren“ natürlich ebenfalls vertreten.Das echte Abenteuer fand 2019 in Angola, Botsuana, Namibia und Sambia statt. In Angola ist es glücklicherweise längst wieder friedlich; und überall, wo der Konvoi von bunt beklebten Land Rover Discovery auftaucht, schauen die Menschen mit heiteren Mienen Richtung Geländewagen, winken und haben sichtlich Spass. Wir kommen mit Einheimischen in Kontakt, lauschen dem Vortrag des Bürgermeisters einer kleinen Gemeinde, wo die Einwohner noch andere Sorgen plagt als zu hohe CO2-Konzentration in der Luft.

Der Land Rover Discovery trifft auf Zebras und Löwen

Land Rover Discovery

Kavango-Zambesi ist ein grenzüberschreitendes Naturschutzgebiet im Süden Afrikas, mit zahlreichen Nationalparks, in denen sich durchaus abenteuerlustige Touristen tummeln, um nachts in luxuriösen Lodges zu residieren. Tagsüber gehen sie dann auf Fotojagd nach seltenen Tieren. Doch Dag Rogge wäre nicht er selbst, würde er die Abenteuer-Messlatte nicht höher hängen. Zumindest der erste Teil des Expeditions-Trupps nächtigt nach dem Abendessen mit anschliessendem Lagerfeuer vor allem in Zelten. Den Lauten nach zu urteilen schleichen zu vorgerückter Stunde nicht nur friedliche Elefanten, sondern auch Flusspferde und flinke Löwen um die Zelte. Ein bisschen mulmig wird es dem einen oder anderen schon, doch Kenner versichern, dass sich die wilden Tiere nicht an den Zelten vergingen. Doch niemand traut sich nachzuschauen, geschweige denn zu fotografieren. Macht nichts, denn nach dem nächtlichen Adrenalin-Kick bietet sich ja tagsüber viel Gelegenheit, um mit exotischer Fauna auf Tuchfühlung zu gehen. Elefanten, Giraffen, Flusspferde und Zebras – alles vorhanden in atemberaubender Nahperspektive.

Unvergesslich: Elefanten unterwegs auf Nahrungssuche

Der Trip durch Steppen und über sandige Pisten, durch Wälder hindurch und an Seen vorbei bedeutet Schwerstarbeit für Mensch und Maschine. Doch der Spass überwiegt, und sicherlich tragen die schweren Discovery ihren guten Teil zum Komfort unterwegs bei. Bestens klimatisiert bei 40 Grad Aussentemperatur trägt der luftgefederte Top-Geländewagen seine Fracht über noch so tiefe Sandpassagen oder schwergängige Gras-Landschaften.

Land Rover Discovery

Und wenn sich doch mal ein Team festgefahren hat im lockeren Sandboden, müssen die Gewinner der Experience-Prüfungen graben – das ist der Preis für diese exklusive Reise. Hier in der natürlichen Offroad-Zone ist das Rüstzeug des je nach Ausbaustufe 190 kW/258 PS oder 221 kW/300 PS starken Land Rover Discovery überlebenswichtig – ohne Reduktion oder Sperre kann es durchaus einmal brenzlig werden.

Land Rover Discovery

Ein Paradies für eine Dusche

Doch so komfortabel der schwere Disco auch sein mag; nach den vielen Tagen in der Wildnis, ohne Dusche und Toilette, sehnt sich auch der härtest gesottene Expeditions-Liebhaber nach ein wenig Ruhe. Etwas desorientiert nach den zahlreichen Grenzübergängen, findet sich der Tross irgendwann in der Zivilisation wieder, auf asphaltierten Strassen. Halt irgendwo in Namibia an einem grossen, bunten Einkaufszentrum – das Team um den stets mitreisenden Chefkoch René Linke muss einkaufen, um weiterhin Buffets inmitten einsamer Weiten zaubern zu können. Raum haben die Discovery ja, das muss man ihnen lassen. Der Inhalt vier oder fünf grosser Einkaufswagen für das locker zwanzigköpfige Team belastet jedenfalls nicht weiter und verschwindet flugs in den Autos.

Die kurze Verschnaufpause hat etwas Trügerisches: An diesem Abend wartet nämlich noch immer kein Hotel auf die Weltenbummler, die grössere Erholung lässt also noch einen Tag auf sich warten. Ab geht es schon wieder in den nächsten Nationalpark mit dem Namen Chobe. Also, runter vom Asphalt, rauf auf die holprige Piste, die allenfalls doppelte Schrittgeschwindigkeit erlaubt, falls man seine Reifen noch länger behalten möchte. Botsuana heisst das Land jetzt – mal wieder, denn der Konvoi schlängelt sich um die Grenzregionen, was noch ein bisschen Extra-Abenteuer bedeutet, denn der Landübertritt per PW ist in diesen Breiten nicht immer ein simples Unterfangen. Doch dank der guten Vorbereitung des Experience-Teams klappt alles reibungslos.

Teilnahme an der Land Rover Experience Tour

Wer sich nicht auf sein Geschick und den Zufall verlassen möchte, um von einer Hand voll ausgewählter Personen aus zehntausenden von Bewerbern herausgepickt zu werden, darf sich selbstverständlich auch an diverse Agenturen wenden und eine so oder so ähnlich gelagerte Reise buchen. Diese Erfahrung zu sammeln lohnt sich jedenfalls und dass Geländewagen hier einmal wirklich sinnvoll sind, ist doch ein ganz erfrischender Nebeneffekt.

Land Rover Discovery