Wenn Colt Seavers heute einen Pick-up beim Händler seines Vertrauens erstehen würde, hätte der VW Amarok V6 gute Chancen, künftig als neue «Weapon of Choice» mit ihm auf Kopfgeldjagd zu fahren (zusammen mit Howie und Jody. Oder besser nur Jody..). Denn nicht nur auf der Strasse geht der Amarok V6 gut los, besonders im Gelände und am Berg fühlt er sich richtig zu Hause. Und da verstecken sich die Übeltäter ja in der Regel. Weiss man doch.
The Fall Guy: VW Amarok V6 Canyon 4Motion
Hilfreich beim Anpirschen an die bösen Jungs ist natürlich eine ruhige Sohle. Nun, damit fällt der Amarok nicht direkt auf; der Motor rattert in Dieselmanier und verrät den Bounty Hunter bereits aus der Distanz. Das kriegt man im Innern aber irgendwie überhaupt nicht mit. Sind die Fenster geschlossen, ist’s bereits ziemlich ruhig. Und wenn dann noch etwas Sound aus den (von der Leistung her leider eher dürftigen) Lautsprechern dröhnt, ist bezüglich Motorenlärm mal ganz schnell Ruhe in der Kiste. So könnte man zu Beginn etwas überrascht sein, wenn die gesuchten Schelme bereits auf der Bergstrasse vor einem davonrennen. Oder fahren. Nun; wäre nicht besonders tragisch. Denn wer dem Allrad-Amarok mit 8-Gang-Automatikgetriebe und dem V6 3,0-I-TDI (204 PS/150 kW) mit bis zu 500 Nm Drehmoment davon kommen will, muss selber ein ziemlich heisses Gerät am Start haben.
Derweil im Amarok; Sportmodus rein, Bodenbrett und lässig das Lasso auspacken; die Bodenhaftung, insbesondere in Kurven, und die Beschleunigung des V6 sind beeindruckend und soviel besser als beim Vierzylinder Diesel, der für etwas weniger Kies bis Anfang 2018 erhältlich war.
Apropos Kies
Dieser kann ganz easy auf der 1,62 m bzw 1.22 m (zwischen den Radkästen) breiten Brücke transportiert werden (bis zu 1’050 kg). Wer gerne mal Europaletten lädt kann dies problemlos machen, passen sogar quer. Und dank der (optionalen) Laderaumbeschichtung gibt’s auch keine Kratzer. Bei Bedarf bietet die 2,52 m2 grosse Brücke Raum für vier Schafe, eine Mutterkuh mit Kalb oder eben: Galgenvögel (mindestens fünf), mit oder ohne Beute. Solange die Ladung nicht über die Seitenwände reicht (vgl. Galgenvögel), kann die Brücke mit der Alu-Laderaumabdeckung (auch optional) verschlossen werden. Und zwar ganz bequem mit der zuständigen Leine, die irgendwie immer da und erreichbar ist, wenn man sie braucht. Die Ladekante ist mit 780 mm auf einer angenehmen Höhe, was das Be- und Entladen zusätzlich vereinfacht. Was immer man dann auch transportieren mag.
Etwas auffällig
Für die Bounty Hunt empfiehlt sich die quietschend orange/bronzene Lackierung, Honey Orange Metallic genannt, nicht zwingend. Zusammen mit den Radlaufverbreiterungen wirkt der Amarok Canyon in dieser Farbe etwas wie ein Playmobil-Auto, das auf Menschengrösse aufgeblasen wurde.
Der optionale Lampenbügel mit vier Fernlicht-Scheinwerfern lässt ihn dann wieder etwas Seaveresker erscheinen. Bei Verfolgungsjagden hilfreich ist aber ganz klar die super angenehme Lenkung und das allgemein PW-artige Handling. Dazu bietet das Cockpit Trump-mässig viel Platz. Soviel, dass man nicht merken würde, dass man mal eben ein paar Kilos zugelegt hat. Auch ist im Beinraum ausreichend Platz für fortgeschrittenes «Manspreading», falls dies dann mal wieder nötig sein sollte.
Hinten wenig zu lachen
Falls man gnädig ist und die eingesackten Kerls in der Cabin transportiert, haben’s diese dort aber deutlich weniger komfortabel als der Boss vorne. Abgesehen davon, dass ihnen das recht geschieht, stellt sich schon die Frage, ob sich die Ingenieure auch mal auf die Rückbank gesetzt haben in ihrem Planungs-Modell. Na, müssen sie sich halt etwas zusammen krungeln, die Kerls.
«Luxikales» Interieur
Fürs Auge und den Hintern gibt’s im VW Amarok Canyon den exklusiven Stoffsitzbezug »Mithy Tamo« in Titanschwarz/Braun mit schwarzen Seitenwagen und orangefarbenen Nähten. Die Sicherheitsgurten sind ebenfalls mit orangefarbenen Konturen verziert und die Pedale in Edelstahl gehalten.
Das Multifunktions-Lederlenkrad (yep, auch mit orangefarbenen Nähten) verfügt über eine angenehm reduzierte Zahl an Bedienelementen. Es ist an Bedienung alles da was man braucht, nothing more, nothing less. Heizung manuell, alles in gut erreichbarer Distanz, die ganze Bedienung benötigt quasi keine Akklimatisierungszeit, man ist sofort warm damit. Gilt auch für die Bedienung der Multifunktionsanzeige und des Navigationssystems. Die Eingabe läuft recht flüssig und für einen Pick-up OK, wobei das 3-D-Farbdisplay für ein Gefährt dieser Grösse eher klein ausgefallen ist. Dazu fehlt im Testwagen die Integration von Apples CarPlay und Googles Android Auto.
VW Amarok Canyon V6 4Motion – Fazit:
VW-Nutzfahrzeuge beschreibt den Amarok V6 Canyon als kompromisslos im Gelände und temperamentvoll auf dem Asphalt. Der neue Amarok vereine alles, was man von einem exklusiven Allrounder der Premiumklasse erwarte: maskulines Design, robuste Bauweise sowie jede Menge Power.
Andere sagen, dass der Plastik im Innern etwas reichlich verbaut sei. Und dass, wie so oft, wieder nur ein USB-Slot zu Verfügung steht. Ansonsten finden sich so gut wie keine Klagen in der Fachpresse. Und das will was heissen.
Wir können uns dem anschliessen; ob als Bounty Hunter-Mobil, Lifestyle-Pickup für Adventure-Familys oder für Leute, die dieses Format wirklich benötigen; der VW Amarok V6 Canyon 4Motion ist für jede Schandtat zu haben. Im Wochentest lag der Verbrauch bei knapp unter 10 Litern, 9,9 um genau zu sein. Das ist nicht wenig aber für ein Gerät dieses Formats geht das in Ordnung.
VW Amarok Canyon V6 4Motion – Technische Daten:
Viertüriger Pick-up mit fünf Sitzen, Länge: 5,3 Meter, Breite: 2,2 Meter, Höhe: 1,8 Meter, Radstand: 3,1 Meter, Laderaum Fläche 2,52 m2 3,0-l-TDI mit Allradantrieb 4Motion, 204 PS, maximales Drehmoment: 500 Nm, Vmax: 195 km/h, Preis: ab CHF 44’790
VW Amarok Canyon V6 4Motion – Kurzcharakteristik:
Warum: weil deutlich besser als der Vierzylinder-Amarok (den’s neu ja auch nicht mehr gibt)
Warum nicht: vielleicht doch ein etwas zu quietschiges Design (Alternative: Amarok Dark Label)
Sonst noch: Nissan Navara, Ford Ranger, Mitsubishi L200, Renault Alaskan, Fiat Fullback, Mercedes-Benz X-Klasse
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