Wer Autos mag, muss die Essen Motor Show lieben. Keine andere europäische Messe feiert den guten alten Verbrennungsmotor mit solch einer Inbrunst. Die Branche hat sich von ihrer schweren Krise längst erholt.
Komm mit ins Auto-Abenteuerland
Hier wabern mehr Benzinschwaden durch die mit Gummiabrieb durchsetzte Luft als auf jeder anderen grossen Automesse in Europa. Die Essen Motor Show ist das Abenteuerland unter den kontinentalen Branchenschauen: Bunter als die IAA und noch viel volkstümlicher als der Genfer Salon. Auch in diesem Jahr erwarten die Veranstalter weit mehr als 300’000 Besucher – und gute Geschäfte. Denn hier dürften deutlich mehr Euro-Scheine den Besitzer wechseln als in Frankfurt oder in der Schweiz.
Doch es gibt in diesem Jahr auch eine überraschende Leerstelle. Der Bottroper Tuner Brabus ist trotz örtlicher Nähe erstmals seit Ewigkeiten gar nicht erst angereist. Offenbar lohnt sich Essen für Edel-Tuner nicht mehr. Die wichtigsten Märkte liegen längst im Nahen Osten und China. Auch andere übliche Verdächtige der Hochpreis-Veredelung sind nicht vor Ort, etwa Carlsson, Alpina oder Mansory.
Das Publikum wird sich dadurch aber kaum stören lassen, ist es doch in der Regel in anderen Preisregionen unterwegs. Und die werden in der Ruhrgebietsmetropole umfassend bedient. Im Kellergeschoss und den kleineren Nebenhallen gibt es den gewohnten Gemischtwarenladen für Autofreaks, wo von extremen Felgen über halblegale Auspuffsysteme und bunt blinkende HiFi-Komponenten alles angeboten wird, womit man am Wochenende dem eigenen Untersatz den letzten Pfiff verpassen kann. Auch T-Shirts, Modellautos und Aufkleber aller Art – und selbst Messerblocks für die Mahlzeit nach dem Schrauben – werden hier angeboten, gern garniert mit leichtbekleideten Damen. An den Wochenenden geht es hier zu wie bei Aale-Dieter auf dem Fischmarkt.
Wer nicht selbst zuschlägt, kann sich in Essen zumindest die Trends der kommenden Saison anschauen. Hoch im Kurs sind vor allem hochwertige Schmiederäder und Leuchten mit LED-Technik. Ganz neu in der Szene sind die sogenannten Aufsprüh-Folien, mit denen sich Autos schnell in ein neues Kleidchen stecken lassen. Und die bei einem Geschmackswandel schnell wieder entfernt werden können. Noch keinen Hype gibt es hingegen beim Thema Carbon. Die Kosten für den Leichbau-Werkstoff sind nach Ansicht Schmidtkes immer noch zu hoch. Auch in der Serienfertigung wird er vor allem bei sehr hochpreisigen Sportwagen eingesetzt.
Essen Motor Show vom 29. November bis 7. Dezember 2014.