Fahrbericht Ford Focus RS: ready to race

Fahrbericht Ford Focus RS: ready to race

Fahrbericht Ford Focus RS: ready to race

 

RS-Modelle gehören zu Ford wie Tom zu Jerry. Seit 1968 mit dem Escort MK1 der Grundstein gelegt wurde, gibt es Topmodelle mit mächtig Dampf unter der Haube. Darunter auch solche Schätzchen wie den 220 PS starken Escort RS Cosworth 4×4 von 1992. Auch der jüngste Spross dieser traditionsreichen Familie darf sich in diese Ahnengalerie einreihen und steht seine Vorfahren in Sachen Innovation und Performance in nichts nach.

“Er wird eine Menge schlechter Fahrer gut aussehen lassen.” sagt Raj Nair, Chef Produktentwicklung Ford

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Trotz satten 257 kW/350 PS startet der Ford Focus RS ab ziemlich erschwinglichen CHF 48’900. Und spielt mit in einer Leistungsliga, wo sich Hochkaräter wie Mercedes A45 AMG, BMW M2 oder Audi RS3 tummeln. An denen jedoch ein ganz anderer Preiszettel hängt. Vom Frontantrieb des vorigen RS hat sich Ford verabschiedet und ein innovatives Allradsystem mit dynamischer Drehmomentverteilung (Dynamic Torque Vectoring) entwickelt, das den Boliden jederzeit solide auf der Strasse – und in der Hand – liegen lässt. Aus dem Stand ist die 100km/h Marke nach 4,7 Sekunden geknackt. Wenn man möchte, unterstützt durch eine ausgewachsene Launch-Control. Was in dieser Klasse ebenfalls einzigartig ist. Auch das Downsizing hält sich glücklicherweise in Grenzen. Mit 2,3 Litern Hubraum schenkt der neue RS noch verhältnismässig üppig ein.

Nichts da, was da nicht hingehört.

Die sportlichen Gene sieht man dem Focus der 3. Generation von aussen wie auch von innen an. Der markante Dachspoiler dient jedoch nicht ausschliessilch dekorativen Zwecken: zusammen mit dem augenfälligen Diffusor, unter dem die ebenfalls auffälligen Auspuffrohre brabbeln, dient er dem Anpressdruck. „Zero Lift“, wie die Ford-Ingenieure nicht ohne Stolz verkünden.

Der Strömungssteuerung verdanken wir weitere optische Highlights an dem Wagen. Keine Öffnung, die nicht dazu dient entweder den Motor zu beatmen, oder den Motor und die die 350mm grossen innenbelüfteten Scheiben der Brembo 4-Kolben Bremsanlage zu kühlen. Damit auch genügend Luft den Weg findet, haben die Ford-Leute sogar das Wabengitter des Grills optimiert: Es lässt nun 85% der Luft frei eintreten. Beim ST sind es lediglich 56%.

Auch nach dem Einsteigen geht es sportlich weiter: die Zusatzinstrumente mit Öltemperatur und Ladedruckanzeige erinnern an vergangene Tage – und versorgen den Piloten mit nützlichen Informationen zum Zustand seiner Agretages, abgesetzte Ziernähte versprühen Renn-Feeling und auch die Standard-Sitze, die man durch Recaro-Schalensitze ersetzen lassen kann, geben in jeder Lage genug Seitenhalt. Und die braucht es auch, kann man sich im RS in spitzen Kurven Kräften von bis zu 1 G aussetzen.

So aufregend der Focus wirkt, so unaufgeregt sind die ersten Meter nach Druck auf den Startknopf: Die Kupplung rückt leichtgängig ein, der Schalthebel – ja, der RS traut es seinem Fahrer zu, die Gänge selber zu wählen – flutscht geschmeidig durch die kurzen Gassen. Das Fahrwerk gibt straffe Rückmeldung, ist aber niemals brutal zu den Insassen. Im grossen Gang lässt es sich sogar sehr entspannt und recht komfortabel dahin cruisen. Und bei sanftem Tritt auf das Gaspedal bereits den Turboschub zu spüren, gibt ein souveränes Gefühl.

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Normal, Sport, Track und Drift.

Er kann aber auch anders: wählt man eine der restlichen drei Fahrmodi wird der Focus dank den elektronischen Dämpfern straffer, sein E-Gas spitzer und der Sound bedrohlicher. Jetzt giert der RS regelrecht nach Kurven. Und selbst bei vollem Einsatz sind in der Lenkung, dank dem ausgeklügelten Allradsytem, keine Antriebseinflüsse zu spüren. Das Ford Performance Allradsystem basiert auf zwei elektronisch geregelten Hinterachs-Differenzialen. Sie steuern die Kraftbalance nicht nur zwischen Vorder- und Hinterachse, sondern auch zwischen den beiden Hinterrädern. Ein Meilenstein. So erhält jedes Rad zu jeder Zeit den Vortrieb, den es gerade braucht. Dafür Sorgen trägt die Hochleistungs-Bordelektronik, die bis zu 100 Mal pro Sekunde die Sensorensignale auswertet.

Bei kräftiger Beschleunigung wird der Hinterachse mehr Kraft zugwiesen als den vorderen Rädern. Bis zu 70% um genau zu sein.  Das erzeugt schon ein bisschen Heckantrieb-Gefühl. Was Focus RS-Chefentwickler Tyrone Johnson sichtlich stolz erklärt, sorgt für ein fantastisches Fahrgefühl. Die Krönung dieser Gangart ist der Driftmodus. Mit ihm lässt sich das Heck recht kontrolliert zum Ausbrechen bringen. Kein Wunder, schliesslich hat Driftkönig Ken Block bei der Entwicklung des Wagens mitgewirkt (Siehe 4x4Schweiz eMag #1). Das dieser Modus für die Lebensdauer der speziell für den RS entwickelte Michelin Pilot Super Sport Reifen nicht gerade zuträglich ist, versteht sich von selbst.

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Wer seinen RS standesgemäss auf der Rennstrecke bewegen möchte, kann die dafür optimierte Performance des Wagens über den Track-Modus abrufen. Ergänzt mit den speziell dafür entwickelten Michelin Super Sport Cup 2 Reifen, ist man für einen Track-Day bestens gerüstet. Der Reifen hat sogar eine Strassenzulassung. Man könnte also «ready to race» zur Rennstrecke fahren. Für die entsprechende akustische Untermalung sorgt die ausgetüftelte Auspuffanlage. Klingt sie im Normal-Modus schon kernig und brubbelt aggressiv vor sich hin, knallt und gurgelt sie ab dem Sport-Modus lautstark und kündet davon, wofür der RS gebaut wurde.

Die Länge der Aufpreisliste ist relativ bescheiden: Gewichtsoptimierte Felgen, in Verbindung mit dem Super Sport Cup 2 Reifen sind sicher zu empfehlen und können für CHF 1’800 erworben werden. Die RS-Blaue Lackierung der Brembo Bremssättel schlägt mit CHF 250 zu Buche. OK, das muss halt sein. Ebenfalls nicht serienmässig sind das autonome Bremssystem (CHF 290), Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer (CHF 300) sowie Parkdistanzsensoren (CHF 400) und die Rückfahrkamera (CHF 300). Alles sicherlich nützliche Dinge die auch in verschiedenen Optionenpaketen erworben werden können.

Technische Daten: Ford Focus RS MK3

Länge: 4,39 Meter, Breite: 1,86 Meter, Höhe: 1,47 Meter, Radstand: 2,65 Meter.

2,3-l-Vierzylinder-Otto-Turbomotor, 257 kW/350 PS, maximales Drehmoment: 440 Nm bei 2.000 bis 4.500 U/Min, Vmax: 266 km/h, 0-100: 4,7 s, Durchschnittsverbrauch: 7,7 l/100 km, CO2-Ausstoss: 175 g/km, Effizienzklasse: E, ab CHF 48’900.

Kurzcharakteristik: Ford Focus RS MK3

Warum?
Weil schnell und alltagstauglich. Unglaubliches Handling und ordentlich viel PS trifft auf einen sehr fairen Preis.

Warum nicht?
Weil sein Auftritt nicht jedermanns Sache ist.

Was sonst?
Mercedes A45 AMG, BMW M2, Audi RS3. Für Preisbewusste den Subaru WRX STI.

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