VW-Rückruf  – was Betroffene wissen sollten

VW-Rückruf – was Betroffene wissen sollten

VW-Rückruf – was Betroffene wissen sollten

 

Update (17.3.2017)

In der Schweiz wurden von den 175’000 betroffenen Diesel-Fahrzeuge mit dem Motortyp EA189 und den Hubräumen 2,0, 1,6 und 1,2 Litern 100’000 wieder in Ordnung gebracht. Vor knapp 1 Jahr waren wir bei der ersten Umrüstung eines Amaroks dabei, hier der Artikel dazu:

12.2.2016, Dübendorf. Knapp ein Vierteljahr nach Bekanntwerden der Abgas-Manipulationen bei PW aus dem VW-Konzern startete die der VW-Rückruf und Umrüstung der betroffenen Fahrzeuge. In mehreren Wellen wird die AMAG in der Schweiz nun tausende Diesel-Fahrzeuge von VW, Audi, Skoda und Seat umrüsten. Worauf sich betroffene Kunden nun einstellen müssen.

Allein in der Schweiz müssen über 100’000 Autos der Marken VW, Audi, Skoda und Seat in die Garage. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen gab Livio Piatti (Pressesprecher VW @ AMAG) zusammen mit Patrick Walzer (Leiter Service Gewährleistung @ AMAG) und seinem technischen Team der AMAG Dübendorf.

VW-Abgas-Affäre, Livio Piatti

Herr Piatti, was sind die grössten Bedenken Ihrer Kunden?
Die grösste Befürchtung unserer Kunden ist, dass durch die technische Änderungen das Auto nachher weniger Leistung hat.

Ist das so?
Nein. Jedes Softwareupdate (für jedes Modell/Baujahr/etc. unterschiedlich) wird vorher vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) geprüft und freigegeben: durch die technischen Massnahmen dürfen keine Veränderung der Verbrauchswerte, Leistungsdaten sowie der CO2- und Geräuschemissionen auftreten.

Herr Walzer, was genau wird in der Werkstatt mit meinem Auto gemacht?
Die 2,0-Liter-Aggregate und die 1,2-Liter-Diesel-Motoren bekommen ein Software-Update. Die reine Arbeitszeit für diese Massnahme wird rund eine halbe Stunde betragen.

VW-Rückruf, was Betroffene wissen sollten: Steuergerät Motor EA 189

Das Steuergerät wird wird mit dem Software-Update versehen.

VW-Rückruf, was Betroffene wissen sollten: Rückrufaktion wird dokumentiert, Amarok wird umprogrammiert

Das Update wird aufgespielt und der erfolgreiche Abschluss des Updates wird an die VW-Zentrale gemeldet.

VW-Rückruf, was Betroffene wissen sollten: Rückrufaktion wird dokumentiert

Im Serviceheft wird der entsprechende Eintrag gemacht.

Bei dem 1,6-Liter-EA189-Motor wird vor dem Luftmassenmesser zusätzlich ein Strömungsgleichrichter im Ansaugtrakt eingesetzt. Das ist ein Gitternetz, das den verwirbelten Luftstrom vor dem Luftmassenmesser beruhigt und so die Messgenauigkeit des Luftmassenmessers entscheidend verbessert. Der Luftmassenmesser ermittelt die aktuell durchgesetzte Luftmasse; ein für das Motormanagement sehr wichtiger Parameter für einen optimalen Verbrennungsvorgang. Zudem wird an diesem Motor noch ein Software-Update durchgeführt. Für die reine Arbeitszeit am Fahrzeug, inklusive Software-Update, werden seitens AMAG knapp 45 Minuten kalkuliert.

Die Änderungen gelten auch für die Modelle von Audi, Seat, Skoda und VW Nutzfahrzeuge.

1.6 TDI Motor ( EA 189 ): Strömungsgleichrichter

Wie startet der Rückruf für mich?
Livio Piatti: Kundenfreundliche Lösungen waren bei der Erarbeitung der technischen Massnahmen ein wichtiger Aspekt. Für die effiziente Durchführung sind die betroffenen Fahrzeugmodelle in mehrere Gruppen gestaffelt. Erst nach Prüfung und Bestätigung durch das KBA – als Referenzbehörde für EU und die Schweiz -, dass auch bei den weiteren Fahrzeugmodellen durch die technischen Massnahmen keine Veränderung der Verbrauchswerte, Leistungsdaten sowie der CO2- und Geräuschemissionen erfolgt, werden die betroffenen Fahrzeughalter das offizielle Rückrufschreiben erhalten. Sie werden dann gebeten, mit einem Partnerbetrieb ihrer Marke einen Termin zu vereinbaren. Zeitlich wird sich die Umsetzung der Massnahmen über das gesamte Jahr 2016 erstrecken.

Die AMAG als Generalimporteur setzt Kunden (auch die, die ihr Fahrzeug nicht bei einem AMAG-Betrieb oder im Ausland gekauft haben) mit betroffenen Fahrzeugen zunächst allgemein schriftlich über die vorgesehene Rückrufmassnahme in Kenntnis. Abhängig vom jeweiligen Fahrzeug, vom Motor- und vom Getriebe folgt im Laufe des Jahres ein zweiter Brief mit der Bitte, einen Termin bei einer beliebigen Vertragswerkstatt zu vereinbaren.

Kann ich weiter mit meinem Auto fahren?
Livio Piatti:Ja, denn abgesehen von der illegalen Software, die nur bei Prüfstandsläufen aktiviert wird, sind die Motoren einwandfrei und können auch keine Schäden durch den täglichen Gebrauch davontragen. Die Motoren emittieren jedoch im Realbetrieb deutlich mehr Schadstoffe, als auf dem Prüfstand – was angesichts des veralteten NEFZ-Tests bei vielen Modellen anderer Hersteller auch so ist.

Muss ich mein Auto reparieren lassen?
Patrik Walzer: Ja, die Rückrufaktion ist verpflichtend. Die Fahrzeuge sind zwar auch ohne Umrüstung weiterhin technisch sicher und fahrbereit, betont VW, aber ewig ignorieren sollte man die Aufforderung zum Werkstattbesuch nicht. Wird das Auto nicht innerhalb eines überschaubaren Zeitraums wieder in den gesetzlich geforderten Zustand versetzt, droht irgendwann die Stillegung des Fahrzeugs.

Wie sieht der allgemeine Zeitplan aus?
Livio Piatti: Die AMAG hat am 31. Januar 2016 mit der Umsetzung der Massnahmen für die Motoren mit 2,0 Liter Hubraum begonnen. In den ersten Tagen wurden bereits 50 Fahrzeuge des Typs VW Amarok erfolgreich nachgebessert. Dies, nachdem vom deutschen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bestätigt wurde, dass durch die technischen Massnahmen keine Veränderung der Verbrauchswerte, Leistungsdaten sowie der CO2- und Geräuschemissionen beim VW Amarok erfolgen.

Anfang des zweiten Halbjahres folgen voraussichtlich die 1,2-Liter-Motoren. Den aufwendigsten Teil des Rückrufs plant der Konzern für das dritte Quartal – dann sind die 1,6-Liter-Motoren an der Reihe, bei denen die umfangreichsten Umrüstungen nötig sind.

Wie erkenne ich künftig bei Occasionswagen, ob die Umrüstung vorgenommen wurde?
Patrik Walzer: Wie in solchen Fällen üblich erhalten reparierte Fahrzeuge einen Hinweis-Aufkleber, meist in der Reserveradmulde. Darüber hinaus erfolgt ein Eintrag im Serviceheft. Und auch in den VW-internen Werkstattdaten wird die Teilnahme an der Rückrufaktion vermerkt. Im Zweifel kann jeder Händler Auskunft geben.

VW-Rückruf, was Betroffene wissen sollten: Aufkleber für Reserveradmulde

Dieser Aufkleber wird in der Reserveradmulde angebracht.

Zeit, Ärger, Sprit für die Anfahrt – das sind die grössten Posten für die Kunden bei dieser Rückrufaktion. Mobilitätseinschränkungen will die AMAG vermeiden und verspricht eine „angemessene“ und kostenfreie Ersatzmobilität. Die individuellen Chancen auf einen Ersatzwagen hängen aber wohl stark vom jeweiligen Betrieb ab; zwar haben viele Autohäuser ihre Flotte aufgestockt, blind verlassen sollte man sich auf die Verfügbarkeit aber nicht. Einige Betriebe bieten darüber hinaus auch einen Hol-und-Bring-Service an. Falls Sie also nicht auf Ihr Fahrzeug warten wollen, klären Sie die gewünschte Ersatzmobilität rechtzeitig mit Ihrem Betrieb.

VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

 

Schöngefärbt, aber nicht betrogen – so fasst VW die Ergebnisse interner Prüfungen zu Manipulationen an den CO2-Angaben zusammen. Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge zumindest scheint geringer als erwartet.

Wolfsburg. VW muss bei neun Pkw-Modellen die Verbrauchswerte korrigieren. Das teilt der Hersteller nun als Ergebnis interner Untersuchungen mit. Ursprünglich bestand bei 47 Modellen der Marke der Verdacht manipulierter Werte für CO2-Emission und Kraftstoffverbrauch, bei 38 haben Prüfungen des Herstellers nun keine Abweichungen von den offiziellen Verbrauchsangaben festgestellt. Die Modelle werden jetzt unter behördlicher Aufsicht überprüft. Anschliessend sollen bei den neun betroffenen Modellen die Normverbrauchsangaben angepasst werden. Der Verdacht auf rechtswidrige Veränderungen der Verbrauchsangaben von Serienfahrzeugen habe sich nicht bestätigt, erklärt VW in einer Mitteilung.

Der VW-Konzern sieht die „CO2-Thematik“ somit als weitgehend abgeschlossen an.

Abweichungen gibt es der Mitteilung zufolge bei folgenden aktuellen Modellen: beim Kleinwagen Polo in der 70 kW/95 PS starken Bluemotion-Sparversion mit Ottomotor und Doppelkupplungsgetriebe, beim Kompakt-Coupé Scirocco mit dem 2,0-Liter-Diesel in der 135 kW/184 PS-Ausführung, bei der Kompakt-Limousine Jetta mit dem 77 kW/105 PS-Benziner und dem 81 kW/110 PS-Diesel, beim Golf Cabriolet mit gleichem Dieselmotor sowie bei der 110 kW/150 PS starken Ausbaustufe, beim Passat Alltrack in der Allradvariante mit dem 162 kW/220 PS-Benziner sowie beim Passat Variant in der Version mit dem Spitzen-Diesel (176 kW/240 PS) und dem 110 kW/150 PS-Benziner.

Die Abweichungen zwischen den realen CO2-Emissionen und den bisherigen Herstellerangaben betragen laut Volkswagen nur wenige Gramm, was einer Erhöhung des Normverbrauchs um 0,1 bis 0,2 Liter entspricht. Für den Kunden ändere sich im Alltag nichts, der Realverbrauch bleibe gleich, auch technische Massnahmen an den Fahrzeugen seien nicht nötig.

Die Modellvarianten entsprechen einer Jahresproduktion von etwa 36’000 Einheiten, ursprünglich war von rund 800’000 verdächtigen Fahrzeugen im kompletten Konzern ausgegangen worden, gut die Hälfte davon aus dem aktuellen Modelljahr. Wie hoch die Zahl der tatsächlich betroffenen PW bei den anderen Konzernmarken ist, ist noch nicht bekannt. Weiterhin unklar sind auch die finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen der Manipulationen von NOx-Werten bei weltweit rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen des Konzerns.

Mehr zu VW lesen Sie hier…

Verpassen Sie keine News mehr und melden sich hier für unseren monatlichen 4x4Schweiz-Newsletter an oder laden Sie sich hier das kostenlose eMagazin für iPad und Android-Tablets herunter … „Mit dem eMagazin bieten wir Lesevergnügen abseits der WLAN-Verbindung. Einmal kostenlos aus dem AppStore für Apple oder Android heruntergeladen, kann man unsere ausführlichen und multimedialen 4×4-Themen am Strand, auf der Berghütte oder gemütlich zuhause auf dem Sofa geniessen.