Mercedes-Benz X-Klasse: Das war’s dann leider..

Mercedes-Benz X-Klasse: Das war’s dann leider..

Mercedes-Benz X-Klasse: Das war’s dann leider..

 

Nach gerade einmal drei Jahren Bauzeit ist der erste Pick-up von Mercedes-Benz bereits wieder Geschichte. War die X-Klasse einfach zu teuer für die angepeilte Kundschaft?

Mercedes-Benz stellt die Produktion der X-Klasse ein. Die letzten Einheiten des Pick-ups laufen im Mai vom Band, Bestellungen werden nur noch bis Mitte Januar angenommen. Berichtet hatte das zunächst die Zeitschrift „Automotive News“, der Hersteller hat die Angaben mittlerweile bestätigt.

Mercedes-Benz X 250d auf Baustelle neben Bagger


Fahrbericht Mercedes-Benz X 350 d: X-tra-Klasse auf Eis und Schnee


Mercedes-Benz hatte den ersten Pick-up seiner Firmengeschichte erst 2017 ins Programm genommen, die Plattform wurde vom Kooperationspartner Nissan übernommen. Im Vergleich mit dem japanischen Navara und dem ebenfalls baugleichen Renault Alaskan tritt die X-Klasse aussen und innen deutlich edler auf. Als einziges Modell in dem Trio verfügt die X—Klasse zudem über einen Sechszylindermotor sowie einen permanenten, nicht nur zuschaltbaren Allradantrieb.

Mercedes-Benz X 250d auf Baustelle neben Bagger

Im Gegenzug rufen die Stuttgarter auch höhere Preise auf: Aktuell startet die Liste bei eingeschränktem Motorenangebot bei CHF 50 490. Zum Vergleich: Der Technik-Bruder Nissan Navara, aber auch andere Konkurrenzmodelle wie VW Amarok und Ford Ranger starten eher bei um die  CHF 30’000. Gerade für den preissensiblen Teil der Pick-up-Zielgruppe – die Handwerker und Gewerbetreibende – kann dies ein wichtiges Kaufargument sein.


Fahrbericht VW Amarok V6 Canyon 4Motion


Eine Positionierung der X-Klasse als edle Alternative zu den robuster ausgestalteten Pritschenwagen der Konkurrenz ist offenbar nicht aufgegangen. Bereits im ersten Quartal 2019 hatte Daimler sich entschieden, die X-Klasse nicht wie geplant auch in Argentinien bauen zu lassen. Grundlage dafür war nach Unternehmensangaben vor allem, dass die Preiserwartungen der Kunden in Lateinamerika nicht zu erfüllen waren. Zu den wichtigen Märkten zählten daher neben Europa zuletzt nur Australien und Südafrika, für den US-Markt war der vergleichsweise kleine Pick-up nie vorgesehen. Zuletzt konnte Mercedes-Benz weltweit nur noch rund 10’000 X-Klassen pro Jahr absetzen.

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

Fahrbericht Mercedes-Benz X-Klasse 250d

Fahrbericht Mercedes-Benz X-Klasse 250d

Fahrbericht Mercedes-Benz X-Klasse 250d

 

Anders als beispielsweise der Mitsubishi L200, der mit der Cabin und einem recht PW-ähnlichen Handling durchaus als Fortbewegungsmittel für die Adventure-Family in Frage kommt, ist die Mercedes-Benz X-Klasse ein richtiger Truck. Und zwar “from nose to tail”; Sound: Truck, Handling: Truck, Dimensionen: Truck, Schub, guess what: Truck. 

Mercedes-Benz X 250d auf Baustelle neben Bagger

Der bärtige Hipster unter den Pickups: Mercedes-Benz X-Klasse 250d 4MATIC

Die X-Klasse steht auf der gleichen Basis der Nissan Navara und der Renault Alaskan. Aussen wie innen ist der Premium-Anspruch von Mercedes-Benz aber spür- und sichtbar. Jedoch auf eine dem Verwendungszweck angemessene Weise. Die X-Klasse ist sowas wie der bärtige Hipster im hübschem Holzfäller-Flanellhemd, hat aber Oberarme wie Baumstämme. 

Die X-Klasse von aussen

Mercedes-Benz X 250d auf Baustelle neben Bagger

Mercedes-Benz X-Klasse 250d auf Baustelle neben Bagger

Schick, das Teil! Stehend oder fahrend, wird man öfters von bewundernden Blicken begleitet. Und wie immer bei Pick-ups ist das Interesse besonders bei Frauen gross. Liegt es an der robust modellierten Motorhaube, die weit in die Kotflügel gezogenen Scheinwerfer oder am Zwei-Lamellen-Kühlergrill, die dem Midsize-Pickup einen bulligen und kräftigen Look geben?

Mercedes-Benz X 250d Offroad

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

Die Stuttgarter haben es mit Design-Elementen geschafft, die Karosserie in die Länge zu ziehen, was der Bulligkeit eine gute Portion Dynamik verleiht. Durch “Hipster-Elemente” wie verchromte Überrollbügel und Chromeinsätze in den Trittbrettern, hebt er sich dazu vom Gros der Pick-up-Konkurrenz ab.

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

Wir haben natürlich auch den Grossen getestet:
Hier geht’s zum “Fahrbericht Mercedes-Benz X 350d”

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad mit offener Box

Die X-Klasse von innen

Hier unterscheidet sich die X-Klasse in Bezug auf Komfort und Wertanmutung zusätzlich. Optisch beispielsweise über das Mercedes-typische konkave Zierelement oberhalb der Instrumententafel und vor allem natürlich über das freistehende Zentraldisplay. Mit einer Bilddiagonale von 8,4 Zoll und ist dieses auch gleich das Grösste im Segment. Die Bedienung des sogenannten Command Online Multimediasystems ist, wie von Mercedes-Benz gewohnt, logisch und flüssig.

Mercedes-Benz X 250d Interieur

“Commandiert” wird direkt über den Touchscreen oder das Touchpad in der Mittelkonsole. Am Dreispeichen-Lenkrad und an der Armatur sind genau die Tasten angebracht (12 an der Zahl), die heutzutage zur Basis-Bedienung eines Fahrzeugs gebraucht werden. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Fahrbericht Mercedes-Benz X 250d – Interieur

Dahinter, in der Mitte der Cockpit-Rundinstrumente, liegt mit einer 5,4 Zoll-Diagonale das “Multimediadisplay”. Bedient wird dieses, man ahnt es schon, über die erwähnten Tasten am Lenkrad. Das Lenkrad und die Schalt- und Handbremshebel sind, wie es sich für einen Hipster gehört, stilvoll in Leder eingehüllt. Die Sitze sind per Knopfdruck einstellbar und verfügen über eine integrierte “Zwei-Wege-Lordosenstütze”. Man sitzt darauf recht bequem und vor allem hoch, das gleiche gilt für die Dreiersitzbank im Fond. 

X-Klasse Handling

Mercedes-Benz X 250d Offroad

Überraschend ist allerdings, wie fest und solide sich die X-Klasse anfühlt, wie leise und komfortabel sie sich fahren lässt. „Wir haben sehr viel Aufwand bei der Geräuschdämmung und bei der Fahrwerksabstimmung getrieben“, sagt Entwicklungs-Ingenieur Christophe Pierron. Die X-Klasse erhielt im Vergleich zu Navara und Alaskan eine breitere Hinterachse, eine andere Geometrie und andere Lager, alles mit dem Ziel, den Laster locker über Löcher und cool um die Kurven gehen zu lassen. Selbst längere Autobahnstrecken sind damit ohne weiteres möglich.

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

In seinen Grenzbereich kommt die X-Klasse ausgerechnet in der Stadt, wo die Hipster ja vornehmlich leben. Mit 5,34 Meter ist sie länger als die S-Klasse, hinzu kommen 1,92 Meter Breite und 1,82 Meter Höhe. Der Truck ist ein ziemlicher Brocken und man ist dankbar um jeden Sensor und um die serienmässige 360-Kamera, die das beulenfreie Rangieren halbwegs erträglich macht. Schade allerdings, dass dieser Pickup ausgerechnet bei Kleinigkeiten patzt. Denn so viele Säcke sich auch auf die Ladefläche wuchten lassen – rund ums Cockpit findet man keinen passenden Platz fürs Smartphone.

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

Mercedes-Benz X-Klasse 250d – Technische Daten:

Viersitziger Pritschenwagen, Länge: 5,34 Meter, Breite: 1,92 Meter, Höhe: 1,82 Meter, Radstand: 3,15 Meter, Zuladung: 1,067 kg, Anhängelast: 1,65 bis 3,5 Tonnen

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

X 250 d 4MATIC mit 6-Gang-Schaltgetriebe oder 7-Gang-Automat (G7A), 4×4 zuschaltbar, 2,3-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel, 140 kW/190 PS bei 3.750 U/min, maximales Drehmoment: 450 Nm bei 1.500–2.500 U/min, 0–100 km/h: 11,8 s, Vmax: 175 km/h, Durchschnittsverbrauch: 7,9 Liter, CO2-Ausstoss: 207 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab CHF 42’111

Mercedes-Benz X-Klasse 250d Offroad

Mercedes-Benz X-Klasse 250d – Kurzcharakteristik:

Warum: Weil man sich bewusst von den SUV-Fahrern absetzen will.
Warum nicht: Weil im Alltag mit den Abmessungen ganz schön zu kämpfen hat, insbesondere mit der Brücke
Was sonst: Toyota Hilux, VW Amarok, Ford Ranger, Nissan Navara, Renault Alaskan, Fiat Fullback, Mitsubshi L200 oder der Mercedes-Benz X 350d mit kräftigen V6-Diesel und neu entwickeltem Allradantrieb

Mercedes-Benz X-Klasse 250d mit beladener Brücke