Jaguar F-Pace 30d R-Sport AWD: Test bestanden im ersten Versuch

Jaguar F-Pace 30d R-Sport AWD: Test bestanden im ersten Versuch

Jaguar F-Pace 30d R-Sport AWD: Test bestanden im ersten Versuch

 

Auch die Einführung von Dieselmotoren oder Kombis hatte man der Marke Jaguar einst nicht zugetraut. Aber musste es unbedingt auch noch ein SUV von Jaguar geben? Die Antwort darauf hat uns selbst überrascht.

“Haben die Hersteller eine Wahl? Nicht wirklich, zu wichtig und lukrativ ist der Markt der Pseudo-Geländegänger einfach geworden.”

Nun also der Jaguar F-Pace. Schon die Namensgebung verrät, dass die Briten das Augenmerk vor allem auf die dynamische Seite legen wollen. Denn das “F” soll ja auf jeden Fall eine zumindest sprachliche Brücke zum reinrassigen Sportwagen F-Type schlagen und “Pace” spricht – nun ja – eigentlich für sich. Das Design mit dem aufrecht stehenden Grill, der fliessend-dynamischen Linienführung und sogar einem aggressiven, irgendwie spitz wirkenden Heck erfüllt schon mal die vom Modellnamen geschürten Erwartungen.

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Jaguar F-Pace 30d R-Sport AWD

Umso grösser ist die Überraschung, wenn man mit dem F-Pace einen ersten Ausritt unternimmt. Das SUV ist keinesfalls über Gebühr sportlich oder sogar hart abgestimmt, bietet vielmehr echten Langstreckenkomfort (2,87 Meter Radstand!) und dies ohne Luftfederung. Andererseits kann dieser Jaguar – ganz in der Markentradition – natürlich auch anders. Er fährt, geführt von einer präzisen Lenkung und dem effizient arbeitenden Allradantrieb, zackig um Kurven und der 300-PS-Diesel in unserem Testwagen ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Trotz Alu-Bauweise ist der F-Pace in dieser Variante immerhin 1,9 Tonnen schwer, aber sowohl Sprintvermögen (6,2 s auf 100 km/h), als auch Endgeschwindigkeit (241 km/h) lassen nichts zu wünschen übrig. Die ZF-Achtgangautomatik unterstützt V6 und Fahrer fast immer optimal, wählt meist den richtigen Gang und verzichtet auf allzu sportliches Schaltverhalten. Was wir hier auf jeden Fall als Kompliment verstanden wissen wollen.

Zu dieser letztlich erfreulichen Alltagstauglichkeit passt auch das Raumangebot, was wir in Ermangelung eines passenderen Adjektivs einfach als “grosszügig” bezeichnen wollen. Man sitzt hinten zu zweit grandios, selbst zu dritt noch okay, sicher auch dank der Rekordbreite von 1,94 Metern (ohne Aussenspiegel). Was allerdings wiederum die Gesamtbreite inklusive Aussenspiegel auf fast schon 2,20 Meter anwachsen lässt, für manchen Fahrer in der Autobahnbaustelle durchaus auch ein Alptraum. Dafür gibt es, anders als bei vielen anderen Modellen dieser Kategorie, einen wirklich grossen, gut nutzbaren Kofferraum von 650 Liter Fassungsvermögen, durch Umlegen der Rückenlehnen auf über 1’700 Liter erweiterbar.

Die grösste Schwäche des F-Pace liegt nicht im Fahrzeug selbst begründet, sondern in der für Jaguar typischen, positiv ausgedrückt extravaganten Bedienung. Warum die Automatik per (langsamen) Drehknopf bedient werden muss, hat sich wohl noch keinem Fahrer erschlossen. Sie ist ein gutes Beispiel für einen Gag auf Kosten der Praktikabilität. Denn beim Rangieren und dem damit in manchen Fällen verbundenen mehrfachen Wechsel zwischen “D” und “R” nervt der Knopf einfach. 

Die Bedienung von Infotainment, Telefon oder Navi erfordert eine kurze Eingewöhnung ist dann aber auch  dank des mächtigen 12,3-Zoll-Touchscreens in unserem Testwagen sehr komfortabel. Etwas irritiert hat uns hingegen die Verkehrszeichenerkennung, die innerorts gerne öfter mal “120” angezeigt hat und uns auch Überland des öfteren irregeführt hat. Aber das schreiben wir mal dem englischen Humor zu. Mittlerweile auch überzeugend, weil hochauflösend und gut ablesbar, sind die volldigitalen Instrumente, auch wenn mancher Jaguar-Fan sicher den analogen Anzeigen hinterhertrauert.

Insgesamt hat uns der F-Pace aber schon überrascht. Natürlich profitieren die Jaguar-Ingenieure hier vom SUV- und Allrad-Wissen der Schwestermarke Land Rover. Tatsächlich wirkt der mächtige Brite daher auch nicht wie das erste Produkt einer (Sportwagen-)Marke in diesem Segment, sondern schon sehr ausgereift. 

Ein prominenter F-Pace Fahrer und sympathischer Markenbotschafter: Marcel Hug

Ausser uns und 791 anderen Schweizer Autolenker/innen (soviel F-Pace wurden 2016 nämlich in der Schweiz zugelassen) fährt auch Marcel Hug nach vier gewonnenen Paralympics-Medallien einen Jaguar F-Pace. Wir durften bei Kirchhoff Mobility in Stäfa/ZH den “Hug-gerechten” Umbau für den “Behindertensportler des Jahres 2016” begutachten und waren überrascht, das mit verhältnismässig kleinem Aufwand ein Serienfahrzeug so einfach umgebaut werden kann.

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Ein Knauf am Lenkrad und ein Bremse-/Gashebel, fertig ist der Umbau.

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Wenn man nicht genau hinschaut, übersieht man die Modifikation glatt.

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Der Bremse-/Gashebel inkl. Sicherungskippschalter.

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Das Gaspedal wird nach oben weggeklappt und ist nun mit einem Seilzug mit dem Bremse-/Gashebel verbunden. Die Bremse muss von Gesetzeswegen mit einem festen Gestänge verbunden sein. 

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Das ist der neue Jaguar F-Pace von Marcel Hug, umgebaut von Kirchhoff in Stäfa/ZH

Jaguar F-Pace 30d R-Sport AWD – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der gehobenen Mittelklasse; Länge: 4,73 Meter, Breite: 1,94 Meter (mit Aussenspiegeln: 2,18 Meter), Höhe: 1,65 Meter, Radstand: 2,87 Meter, Kofferraumvolumen: 650 – 1’740 Liter

3,0-V6-Twinturbo-Diesel, 221 kW/300 PS, Allradantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe, maximales Drehmoment: 700 Nm bei 2.000 U/min, 0-100 km/h: 6,2 s, Vmax: 241 km/h, Normverbrauch: 6,0 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoss: 159 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 9,1 Liter. Preis: ab 75’800 Franken (Testwagen: 89’940 Franken)

Jaguar F-Pace 30d R-Sport AWD – Kurzcharakteristik:

Warum: ein Jaguar-SUV mit Dynamik und Langstreckenkomfort, was will man mehr
Warum nicht: es bedarf einer grossen Garage
Was sonst: Audi Q5, BMW X3, Mercedes GLC oder gleich Landy Discovery Sport