Eric Börjeson ist einer der erfahrensten Unterwasser-Kameramänner in Schweden. Seine Jagd nach der perfekten Aufnahme führt ihn rund um die Welt. Aber das Aufregendste ist für Eric nach wie vor der Sprung ins Unbekannte. Die “Landbasis” ist sein Volvo V90.
Der Unterwasser-Kameramann Eric Börjeson und der Volvo V90
Aufgewachsen ist Eric Börjeson inmitten von Druckluftflaschen, Unterwasserkameras und seltsamen, vom Meeresgrund geborgenen Objekten. Eines Tages dann im Familienurlaub schnallte Erics Vater ihm eine Druckluftflasche auf den Rücken, setzte ihm eine Tauchmaske auf und forderte den damals Zehnjährigen auf, so lange auf dem Meeresboden herumzuwandern, wie er Lust hatte. Auf den ersten Blick hört sich das etwas ungewöhnlich und sogar gefährlich an. Weiss man aber, dass Erics Vater der berühmte Unterwasserfilmer Bengt Börjeson war – ein Mann, der oft als Jacques Cousteau Schwedens bezeichnet wurde – klingt es kein bisschen seltsam. Eigentlich sogar vollkommen normal.
«Tauchen lernen war für mich so selbstverständlich wie Velofahren lernen», meint Eric. «Als ich klein war, drehte sich ein grosser Teil unseres Familienlebens um das Tauchen. Es war für mich also nie nur ein Hobby, sondern Teil meines Lebens.» Eric sagt, es sei schwierig, den genauen Moment zu benennen, an dem das Tauchen ihn gepackt hatte. Fest steht aber der Beitrag seines Vaters dazu, dass Eric irgendwann den Sprung in ein Leben im Wasser wagte.
Inspiration beginnt für Eric Börjeson zu Hause
«Anfang der 1950er-Jahre gründete mein Vater in Göteborg den ersten Tauchklub Schwedens. 1995 dann, bewaffnet mit seiner ersten selbstgebastelten Unterwasserkamera, stach er mit einem restaurierten Fischkutter in See, um die Korallenriffe im Roten Meer zu filmen – sein Team war erst das dritte, das diese Aufgabe in Angriff nahm. Später in seiner Laufbahn filmte er in Stockholm bei der Bergung der Vasa, einem gesunkenen schwedischen Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert. Die Abenteuer meines Vaters haben mich immer inspiriert und meine Fantasie angeregt.»
Als es für Eric als Teenager Zeit für die erste Tauchstunde wurde, erschien er in der alten Ausrüstung seines Vaters. Der Lehrer hatte noch nie jemand so tauchen sehen und schüttelte nur den Kopf. Denn abgesehen von der ziemlich eigenwilligen Ausrüstung seines Vaters hatte Eric auch noch nie ein Lehrbuch zum Tauchen gelesen. Aber warum auch, wenn es sich so selbstverständlich anfühlte?
«Tauchen war für mich nie ein Hobby, sondern Teil meines Lebens.»
Eric Börjeson
Die Familientradition lebt weiter
1984 zogen Erics Eltern nach Spanien. Eric beschloss, in Schweden zu bleiben und die Arbeit seines Vaters fortzusetzen. Zwei Jahre später drehte er seine erste Unterwasserszene in einem schwedischen Kurzfilm. Insgesamt hat Eric mittlerweile Unterwasserszenen für über 200 Dokumentarfilme, Spielfilme und Werbespots gedreht. Aber unter all den Filmen, die er in seiner 30-jährigen Laufbahn gedreht hat, liegt ihm einer besonders am Herzen.
«Von all den Filmen, an denen ich beteiligt war, ist mir «Oceans» der wichtigste», meint Eric. «Oceans» ist ein französischer Dokumentarfilm für das Kino. Die Dreharbeiten dauerten fünf Jahre und fanden an 52 Orten rund um die Erde statt. «Im Film gehen wir gemeinsam mit den Tieren des Meeres auf die Reise. Es war ein unglaublich ehrgeiziges Projekt, und um nahe genug an die Tiere heranzukommen, mussten wir ganz neue Kameras, Kräne und Ausrüstung bauen. Tatsächlich mussten wir für fast jede Szene eine neue Technik erfinden, um Bilder zu bekommen, die es so noch nie gegeben hatte.» Diese Begabung, neue Ausrüstung zu erfinden oder bestehende anzupassen, um die bestmöglichen Aufnahmen zu verwirklichen, hat Eric von seinem Vater geerbt. Und bei den Dreharbeiten zu «Oceans» wurde sie hart auf die Probe gestellt.
Das Ergebnis der Mühen und innovativen Problemlösungen war ein einzigartiger Film, der mehr Wert darauf legt, das Gefühl der Zugehörigkeit zu den Tieren wiederzugeben als auf die Dokumentation von Fakten. Für eine Naturdokumentation war «Oceans» ein ungewöhnlich künstlerischer Film. Und er gab Eric die Chance, mit einigen der Mitglieder von Jacques Cousteaus legendärem Team zusammenzuarbeiten. Kein Wunder also, dass ihm der Film bis heute so viel bedeutet.
Tief reichende Verantwortung
Mit seinen 53 Jahren hat Eric den Grossteil seines Lebens damit verbracht, die Geheimnisse der Tiefe zu erforschen. Aber was genau fasziniert ihn eigentlich so am Leben unter Wasser? «Es gibt immer noch so viel zu entdecken», meint er. «Das Meer ist eine unerschöpfliche Quelle für Inspiration und Neugier. Und auch die Stille dort unten hat etwas sehr Bewegendes.»
Das unerforschte Potenzial der Meere und wie es sich zum Wohl des Planeten nutzen liesse ist etwas, das Eric mit seinen Filmen den Menschen näher zu bringen versucht. «Meeresströmungen und Wellenschlag bergen ungeheure Energieressourcen. Ich finde es wichtig, über die Möglichkeiten zu informieren und klar zu machen, wie sehr wir profitieren würden, wenn wir diese Energie richtig nutzen.»
Leider machen sich Umweltverschmutzung und Erderwärmung auf See ebenso deutlich bemerkbar wie an Land – wie Eric mit eigenen Augen sehen konnte. «Ich habe auf dem Ozean Dinge gesehen, die einem wirklich das Herz brechen», berichtet er. «Riesige schwimmende Inseln aus Plastikmüll, überfischte Korallenriffe, für ihre Rückenflosse abgeschlachtete Haie, durch Trawlerfischer zerstörte Meeresböden und vieles mehr.
Ich bin aber überzeugt, dass es mit mehr Aufklärung gelingt, Dinge zu ändern. Wir können nachhaltiger fischen, wir können Emissionen reduzieren, ehe es zu spät ist – ich glaube, uns wird erst jetzt langsam klar, wie wichtig das Meer eigentlich für uns ist.
Erfahrungen, die weiterleben
Das Meer ist Eric wichtig, soviel steht fest. Gibt es bei all den exotischen Orten in seinem Leben einen, der ihm besonders im Gedächtnis bleiben wird?
«Mein eindeutiger Lieblingsort ist Adélieland in der Antarktis. Dort ist das Wasser kristallklar und voll riesiger Eisberge. Hineinzutauchen und den Eisbergen zu folgen, die sich hunderte Meter unter der Oberfläche erstrecken, ist die ultimative Erfahrung für einen Unterwasserfilmer.»
Aber Eric sieht Tauchen nicht als exklusives Hobby. Seiner Meinung nach sind die Erfahrungen und Abenteuer, für die er lebt, für jedermann in Reichweite – man muss nur wissen, wo man suchen muss. «Man muss nicht weit reisen, um sich von der Natur oder den Geheimnissen der Tiefe faszinieren zu lassen. Ich freue mich immer, wenn ich den Leuten die Wunder zeigen kann, die vor ihrer Nasenspitze liegen.»