WRC2 Pro / Rallye Portugal: Škoda fährt von Null auf Sieg

WRC2 Pro / Rallye Portugal: Škoda fährt von Null auf Sieg

WRC2 Pro / Rallye Portugal: Škoda fährt von Null auf Sieg

 

Der neue Škoda Fabia R5 evo gewinnt bei der WM-Premiere in Portugal die Kategorie WRC 2 Pro.

Als die erste WP-Zeit auf den Monitoren im Servicepark aufleuchtete, machte sich Erleichterung breit im Škoda-Camp. Nicht nur Motorsportdirektor Michal Hrabánek und Technikchef Aleš Rada fiel der sprichwörtliche Stein vom Herzen. Kalle Rovanperä, 18 Jahre altes finnisches Supertalent, hatte gerade die Klassenbestzeit auf der ersten Wertungsprüfung der Rallye Portugal gesetzt – im brandneuen Škoda Fabia R5 evo.

Skoda Fabia Rallye WRC

Auf dem Sprung zum nächsten Titel? Der neue Škoda Fabia R5 evo knüpft an die Siegesserie seines Vorgängers an.

Zwar hatte zwei Wochen zuvor Werksfahrer Jan Kopecký bereits bei einem Lauf zur Tschechischen Meisterschaft die Weltpremiere mit einem Sieg absolviert. Doch erst der Vergleich mit den deutlich stärkeren Konkurrenten in der Weltmeisterschaft brachte absolute Gewissheit: Die Evolutionsversion des erfolgreichsten R5-Autos der letzten vier Jahre funktioniert.

Gravierende Überarbeitungen

Škoda Fabia R5 evo

Kalle Rovanperä sorgte für den ersten WM-Sieg des Škoda Fabia R5 evo.

Die technischen Veränderungen beim Škoda Fabia R5 evo sind so gravierend, dass eine neue Homologation (Zulassung zum Motorsport) durch die Weltmotorsportbehörde FIA nötig war. Die Ingenieure nutzten die sich daraus ergebenden Freiheiten, vor allem den Motor gründlich zu überarbeiten. Mit elektrischer Wasserpumpe, bedarfsgesteuerter Lichtmaschine und elektrisch aktivierten Überdruckventil (Waste Gate) des Turboladers spricht der 1,6-Liter-Turbovierzylinder beim Beschleunigen noch besser an. Auch der Leistungszuwachs von acht auf jetzt 288 PS ist in der Kategorie R5, in der viele Serienteile vorgeschrieben sind, eine Hausnummer.

Was noch?

Škoda Fabia R5

1,6 Liter Hubraum plus Turbolader ergibt 299 PS, begrenzt durch den vom Reglement vorgeschriebenen 32-Millimeter-Airrestrictor im Ansaugtrakt.

Zu den Verbesserungen gehören ausserdem ein effektiveres Kühlsystem, eine leistungsfähigere Steuerelektronik von Magneti Marelli, die direkter übersetzte Lenkung sowie ein neues Display im Cockpit. Auf den harten Schotterpisten von Portugal besonders wirkungsvoll: der weiter verlängerte Federweg für noch bessere Traktion.

Škoda Fabia R5 evo

Auf Schotter ein grosser Vorteil – der riesige Federweg.

Vergleichsweise in Grenzen halten sich die Änderungen an der Karosserie. Die Scheinwerfer entsprechen jetzt denen der neuen Generation des Škoda Fabia Serienmodells. Nur bei genauem Hinsehen sind ausserdem die Änderungen an vorderem und hinterem Stoßfänger zu erkennen, die das Rallyeauto aerodynamisch noch effektiver machen. Darüber hinaus ist die Karosserie dank neuer Sicherheitszelle gemäß aktuellen FIA-Regularien noch steifer.

Škoda Fabia R5 evo

Die Scheinwerfer nehmen die Grafik der neuen Generation des Serienmodells auf, die aerodynamisch optimierte Effizienz steckt im Detail.

Reifenschäden sind unkalkulierbar

Auch der neue Škoda Fabia R5 evo ist nicht gefeit gegen Reifenschäden. Genauso einer erwischte Kalle Rovanperä kalt, als dieser gerade mit zwei weiteren Bestzeiten eine bereits kommode Führung von fast 30 Sekunden erarbeitet hatte. Mit zerfetztem Reifen humpelte er ins Ziel der vierten WP, mehr als 40 Sekunden waren beim Teufel. „Keine Ahnung, wie es zu diesem Plattfuss kommen konnte“, wunderte sich Rovanperä: „Ich schwöre, ich habe nichts getroffen.“ Auch in diesem Punkt ist der Teenager bereits auf dem Niveau eines Routiniers …

Teamkollege nützte die Chance

Nutzniesser dieses Vorfalls war Rovanperäs Teamkollege Jan Kopecký. Der Tscheche war seit November 2018 keine Rallye mehr auf Schotter gefahren und brauchte ein paar Kilometer, um die Reflexe wieder für losen Untergrund zu kalibrieren. Mit dem hauchdünnen Vorsprung von 4,8 Sekunden auf seinen jungen Herausforderer ging der amtierende WRC 2 Champion in die erste Übernachtungspause. Der nächste Konkurrent lag zu diesem Zeitpunkt schon fast zwei Minuten zurück.

Vieira do Minho

Škoda Fabia R5 evo

Jan Kopecký und Beifahrer Pavel Dresler lieferten sich mit den Teamkollegen einen spannenden Kampf um den Klassensieg

Die fast 21 Kilometer lange Prüfung „Vieira do Minho“ eröffnete am Samstagmorgen Runde zwei im Duell zwischen den beiden Škoda-Werksfahrern. Diese Distanz reichte Rovanperä, um Mannschaftskamerad Kopecký fast sieben Sekunden einzuschenken und folglich die Führung zurückzuerobern. Von diesem Moment an war der Finne nicht mehr aufzuhalten. Bis zum Abend hatten Rovanperä und Beifahrer Jonne Halttunen ihren Vorsprung auf über eine Minute ausgebaut.

Wobei der Gegenwehr der beiden Tschechen nicht gerade zuträglich war, dass sich in der elften Wertungsprüfung plötzlich die Motorhaube ihres Škoda Fabia R5 evo in voller Fahrt öffnete. „Da muss wohl jemand die Sicherungssplinte vergessen haben“, knurrte Kopecký missmutig. So ein Missgeschick mit daraus resultierender stark eingeschränkter Sicht ist für Rallyefahrer allerdings kein Grund anzuhalten. Kopecký und Beifahrer Pavel Dresler büssten weniger als 15 Sekunden ein.

Beinahe schon langweilig

Škoda Fabia R5

Bitte recht freundlich – Kalle Rovanperä bot in Portugal auch den Fotografen eine klasse Show

Wie inzwischen bei vielen WM-Läufen, war auch der Sonntag bei der Rallye Portugal ein eher kurzer. Nach knapp 95 WP-Kilometern am Freitag und 160 am Samstag standen nur noch etwa 50 Kilometer gegen die Stoppuhr auf dem Plan. „Mit einer Minute Vorsprung ist es beinahe schon langweilig“, bekannte Rovanperä. „Mir macht es mehr Spass, wenn ich volle Attacke fahren muss.“

„Kalle kriege ich nicht mehr“, gab der Tscheche zu. Und da der nächste Konkurrent inzwischen schon fast 20 Minuten zurücklag, hätte unnötiges Risiko nur zu Diskussionen mit Chef Hrabánek geführt. Der lobte Jungstar Rovanperä nach der Zieldurchfahrt überschwänglich. „Kalle hat beweisen, dass er nicht nur schnell ist, sondern auch eine Führung taktisch klug verwalten kann.“

Glücklichster Mensch auf der Welt

Hrabánek gehörte an jenem Sonntag in Matosinhos, einem Vorort von Porto, zu den glücklichsten Menschen auf diesem Planeten. Ein WRC 2 Pro-Doppelsieg seiner Jungs bei der WM-Premiere des Škoda Fabia R5 evo – was hätte er mehr wollen können? Sein Schützling Rovanperä übernahm zu allem Überfluss auch die Tabellenführung in der WRC 2 Pro von Citroën-Pilot Mads Østberg, der in Portugal nur Dritter wurde.

Škoda Fabia R5

Bis auf weiteres Tabellenführer in der Kategorie WRC 2 Pro – Kalle Rovanperä (links) und Beifahrer Jonne Halttunen

Nächstes Aufeinandertreffen der weltbesten R5-Fahrer: Bei der Rallye Italien auf der Mittelmeerinsel Sardinien vom 13. bis 16. Juni.