Der neue Ford Focus RS lässt die Muskeln spielen. Aber nicht nur auf dem Datenblatt. Schon bei der ersten Mitfahrt stürmt er auch in der Spasswertung an die Spitze.
Lommel/Belgien. Die Ford-Ingenieure und Testfahrer sind Schwarzmaler und auch noch stolz darauf: Jedes Mal, wenn sie auf dem Testgelände in Lommel unterwegs sind, brennen sie mit einer fast kindlichen Freude breite, schwarze Striche auf den Asphalt und geben so lange Gas, bis die 235er Walzen auf den 19-Zoll-Rädern nur so qualmen.
Ford Focus RS mit Allradantrieb, das schien angeraten
Eigentlich haben die Ford-Ingenieure alles getan, um genau das zu vermeiden. Denn nachdem der letzte RS mit seinem Frontantrieb und zuletzt über 300 PS verdammt nah an die Haftgrenze gekommen ist, haben die Kölner ihrem Kraftmeier jetzt zum ersten Mal einen Allradantrieb spendiert. „Bei 350 PS und 440 Nm schien uns das angeraten“, sagt Jürgen Gagstatter, Leiter der RS-Entwicklung, mit einem süffisanten Lächeln. Aber potente Kompaktklässler mit Allradantrieb gab es ihm schon zu viele, als dass er es dabei hätte belassen wollen. „Da hätten wir unsere Alleinstellung eingebüsst.“ Deshalb hat der Focus RS nicht nur eine Haldex-Kupplung zwischen dem 2,3 Liter grossen Turbo und der Hinterachse, sondern links und rechts davon auch noch je eine Trennkupplung, mit der er die Kraft völlig flexibel und mit bis zu 100 Prozent zwischen den Hinterrädern verteilen kann. Gesteuert wird sie mit einem eher unscheinbaren und ein bisschen lustlos inszenierten Schalter neben dem um zwei Zentimeter verkürzten Schaltknauf, mit dem sich Gagstatter bei der Testfahrt durch insgesamt vier Fahrmodi klickt.
Der Beifahrer bekommt die Strecke voraus aus dem Seitenfenster gezeigt.
Im normalen Einsatz fühlt sich der Focus damit noch an wie ein übermotorisierter Kompakter, der ein bisschen strammer gefedert ist und ein bisschen später mit dem Untersteuern beginnt. Doch kaum wechselt der Projektleiter in den Sportmodus, strafft sich der Focus, man fühlt sich der Strasse im Guten wie im Schlechten enger verbunden, die Klappen im Auspuff öffnen sich für ein paar wütende Fanfahren, bei schnellen Lastwechseln knallen die Fehlzündungen und der RS wird zu einem Quertreiber, der am Kurveneingang plötzlich übersteuert wie eine Heckschleuder, nur um sich von Gagstetter am Scheitelpunkt mit einer winzigen Lenkkorrektur wieder einfangen zu lassen: „Mit diesem Modus verschiebt sich der Grenzbereich extrem weit nach aussen“, sagt unser Testfahrer, während er uns auf dem Beifahrersitz die Strecke voraus aus dem Seitenfenster zeigt.
Der Trackmodus im neuen Ford Focus RS
Wie schmal der Grenzbereich dabei allerdings wird, kann man im Track-Modus erleben: Dann hält sich die Stabilitätskontrolle vornehm zurück oder lässt sich ganz ausschalten und der RS kratzt auf dem Handlingkurs in jeder Runde knapper am Kiesbett vorbei. Doch all das ist nichts gegen den vierten Modus, den der neue Focus RS seinem „Götti“ Ken Block zu verdanken hat: Weil der König der kontrollierten Querfahrt es in seinen Videos immer ordentlich qualmen lässt, haben die Ingenieure dem RS zum ersten Mal bei einem Serienauto einen Drift-Mode programmiert, mit dem man den kompakten Boliden zum Brummkreisel machen und wunderbare Donuts auf den Asphalt malen kann. Rund um Runde dreht sich der RS im Kreis und während die Welt da draussen so langsam im beissenden Qualm verschwindet, wird das Strahlen in unseren Augen immer heller und das Grinsen immer breiter.
Obwohl Jürgen Gagstatter schon viele RS-Modelle verantwortet hat, ist der neue Focus für den Chefingenieur deshalb nicht nur das Projekt mit dem höchsten Spassfaktor. Er hat noch einen zweiten Superlativ parat: „Noch nie haben wir bei der Fahrzeugentwicklung so viele Reifen verheizt, wie bei diesem Auto.“
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