Zum heutigen Weltfrauentag: Eine Hommage an Bertha Benz

Zum heutigen Weltfrauentag: Eine Hommage an Bertha Benz

Zum heutigen Weltfrauentag: Eine Hommage an Bertha Benz

 

Bertha Benz ist eine willensstarke und tatkräftige Frau im Kaiserreich, die sich nur äußerlich der patriarchalischen Gesellschaft unterordnet. Sie treibt Ihren oft selbstzweifelnden wie sturen und verbissenen Mann Carl Benz auf ihre ganz eigene Art an, macht ihm bei Rückschlägen immer wieder Mut und steht ihm fast 60 Jahre lang zur Seite. Sie ist eine Frau, die die weitreichenden Technikvisionen ihres Mannes voll und ganz teilt und dafür viele Entbehrungen in Kauf nimmt. Ohne Bertha Benz hätte es eine Firma Benz in Mannheim kaum gegeben.

Bertha Benz – die Frau hinter der automobilen Revolution

Cäcilie Bertha wird am 3. Mai 1849 als Tochter von Auguste Friederike und Karl Friedrich Ringer in Pforzheim geboren. Sie ist das dritte von insgesamt neun Kindern der Familie Ringer. Der Vater ist als Zimmermann und Baumeister in Pforzheim zu kleinem Wohlstand gekommen und ermöglicht seinen Kindern – auch den Töchtern – eine gute Ausbildung. Bertha Benz besucht zehn Jahre lang das Pädagogium in Pforzheim.

Im Sommer 1870 lernt sie den Ingenieur Carl Benz kennen. Die beiden verlieben sich ineinander und schmieden schon bald große Pläne. Sie sind sich einig. dass Sie in Pforzheim nicht bleiben wollen.

So lässt sich Carl Benz in Mannheim nieder. Sobald er die Existenz gesichert hat, soll die Hochzeit stattfinden und Bertha nachkommen. Mit August Ritter gründet er eine mechanische Werkstätte in T6/11 – so die Anschrift nach dem markanten Mannheimer Muster –, doch schon bald treten Meinungsverschiedenheiten auf. Als Bertha Benz bei einem Besuch in Pforzheim feststellt, in welchen Problemen ihr Verlobter steckt, überredet sie ihren Vater, sowohl die Mitgift als auch einen Vorschuss auf ihr Erbe vorab auszuzahlen, damit Carl seinen Kompagnon abfinden kann.

Bertha Benz, 1870

Am 20. Juli 1872 heiraten der 27jährige Carl Benz und die 23jährige Bertha Ringer in Pforzheim. Anfangs leben sie zur Miete in Mannheim, doch bald baut Carl an die Werkstatt eine eigene Wohnung mit zwei Zimmern und Küche an. Als am 1. Mai 1873 der erste Sohn Eugen geboren wird, ist die kleine Familie glücklich – und hochverschuldet.

Ausschnitt aus dem Film: “Bertha Benz: Die Reise, die alles veränderte” // Film scene: “Bertha Benz: “the journey that changed everything”

Die folgenden 15 Jahre sind geprägt von großen finanziellen Problemen, denn Carl braucht für Werkstatteinrichtung wie auch für seine Erfindungen mehr Geld, als in die Kasse des kleinen Betriebes eingeht. Derweil wächst die Familie: Am 21. Oktober 1874 wird der zweite Sohn Richard geboren. Drei Jahre später, am 25. Juli 1877 erlebt die Familie die Zwangsversteigerung der kompletten Werkstatteinrichtung – eine Woche später bringt Bertha die Tochter Klara zur Welt. Trotz aller Sorgen steht Bertha weiter zu ihrem Mann – und auch oft bei ihm in der Werkstatt. Dort führt das Ehepaar auch viele Gespräche, durch die sich Bertha ihr technisches Wissen aneignet. Zeitgenossen berichten später, dass sie sowohl die Motoren wie auch die Wagen fast genauso gut gekannt hat wie ihr Mann.

1878 tüftelt Carl Benz an seiner neuesten Erfindung: eine Kraftmaschine für gewerbliche Zwecke. Aber der neue Motor bereitet Probleme. In der Silvesternacht dieses Jahres, die Kinder sind schon im Bett, werfen Carl und Bertha den Zweitakter gemeinsam an – und er läuft, ein Geräusch schöner als jedes Neujahrsgeläut. 

Im Frühjahr 1882, das vierte Kind Thilde ist gerade geboren, kommt es erneut zu einem finanziellen Engpass, der zur Gründung der Gasmotorenfabrik Mannheim zusammen mit solventen Partnern führt. Nach kurzer Zeit überwirft sich Carl Benz mit den Gesellschaftern, die seine Vision vom selbstfahrenden Wagen nicht teilen. Er verlässt im Januar 1883 nach drei Monaten enttäuscht die Firma – die Familie steht wieder vor dem Nichts.

1883 gründet Carl Benz mit neuen Partnern die „Benz & Cie. Rheinische Gasmotorenfabrik Mannheim“ und macht sich an die Entwicklung des Automobils. Bei den ersten Versuchsfahrten im Jahre 1886 sitzt Bertha regelmäßig neben Carl, nicht nur zum Anschieben, wenn der Wagen mal wieder stehen bleibt. Für ihn ist sie auch seine Glücksbringerin. Die Entwicklung des neuen Wagens kostet viel Zeit und Geld; Carl Benz zaudert, ob der Wagen überhaupt für größere Strecken geeignet ist. Und wieder einmal beweist Bertha ihrem Mann ihren unerschütterlichen Glauben an ihn und seine Fähigkeiten. Im August 1888 nimmt sie heimlich Söhne und Wagen, setzt sich kurzerhand über behördliche Fahrverbote hinweg, meistert die 180 Kilometer lange Strecke nach Pforzheim und zurück – und kommt mit Verbesserungsvorschlägen für die Weiterentwicklung zurück.

Nach und nach tritt endlich der ersehnte Erfolg ein. Mit dem Umzug der Firma in die Waldhofstraße bekommt die Familie mehr Platz – sie wohnt im Stockwerk über den Büros. Im März 1890 wird das Nesthäkchen Ellen geboren. Testfahrten mit neuentwickelten Wagen finden an Sonntagen als Familienausflüge statt, bei denen nicht nur die Söhne, sondern auch die Töchter oft am Steuer sitzen.

1903 verlässt Carl Benz sein Unternehmen in Mannheim; die Familie siedelt nach Ladenburg über. Zusammen mit seinen Söhnen gründet Carl Benz 1906 die Fabrik „Carl Benz Söhne“, die ab 1908 eigene Automobile herstellt. Bertha verhandelt unterdessen mit dem Architekten über den Umbau der 1905 von ihr erworbenen Villa.

In den 1920er Jahren kann der Automobilerfinder viele Ehrungen entgegennehmen, seine Frau immer an seiner Seite.

Am 4. April 1929 stirbt Carl Benz. Bertha Benz erfährt nun ihrerseits große Aufmerksamkeit. Besonders freut sie sich über die Ernennung zur Ehrensenatorin der Technischen Universität in Karlsruhe anlässlich ihres 95. Geburtstages. Zwei Tage später, am 5. Mai 1944, stirbt Bertha Benz, deren Bedeutung für die automobile Revolution bis heute unterschätzt wird.

Bertha Benz, 1870