So fühlen sich also Hollywoodstars, Hiphopper, CIA-Agenten, Narcos, Profi-Sportler oder Petrodollar-Scheichs. Ein Escalade ist kein Auto, sondern eine Haltung.
Der Escalade ist eine Burg von Auto, ein fahrendes Fort, das über ein Trittbrett bestiegen wird. Der Führerstand ist beeindruckend – massig und luxuriös – wenngleich auch nicht so dezent wie die europäischen Klassenkameraden.
In einem Land aber, in dem grösser gleich besser und “make great again” eine Mission ist, dort, wo die Strassen lang, breit und gerade sind und keine Namen haben, ist der Escalade das ideale Auto. Und darum Bestseller, von Malibu über Aspen bis Fifth Avenue.
Der Cadillac Escalade hat vor allem in USA den Nimbus eines Papamobils für den amerikanischen Traum: Macht, Prestige und Erfolg. Die Namensliste von US-Promis, die einen Cadillac Escalade fahren, ist länger als die Langstrasse: Von Andy Garcia, über Kobe Bryant bis Paris Hilton oder Jay-Z.
Riese in Schlumpfhausen
In der Schweiz sieht man den Luxus XL-SUV eher selten: So fällt der Escalade in unserem Strassenbild auf wie ein Riese in Schlumpfhausen. In politisch links wählenden Quartieren zieht man die hässigen Blicke von Klima-Mamis auf sich, als hätte man einen Eisbärenbaby-Pelzmantel an, in der Agglomerationen erntet man dagegen Hustler-Respect von Secondo-Jugendlichen. Auch auf der Zürcher Cruising-Meile – der Langstrasse – wird der Escalade abgefeiert, als gehöre er zur Dekoration des pulsierenden Nachtlebens.
Dazu passend das finstere V8-Grollen, das die 2,9 Tonnen zum Rocken und Rollen bringt. Das macht Eindruck: Fiat 500-Fahrerinnen zucken erschreckt zusammen, wenn sich vor dem Lichtsignal ihr Heckfenster bedrohlich verdunkelt und im Rückspiegel nur noch eine Kühlergrillwand zu sehen ist.
Strassen-Yacht
Dabei ist der Escalade gar nicht so böse, wie er aussieht. Eher gutmütig, wie ein grimmiger Türsteher, der einen Welpen streichelt. Sobald das Dickschiff in Fahrt gebracht wurde und vier der acht Zylinder abgeschaltet werden, segelt man wie ein Kreuzfahrtschiff in den Sonnenuntergang. Zum Cruisen ist er gemacht, dem entspannten Gleiten. So fährt sich der Escalade auch eher wie eine Yacht auf dem Zürisee, inklusive stetigem leichten Schaukeln und V8-Blubbern, der sich mit rund 14 Litern Verbrauch zufrieden gibt.
Gibt man dem 6,2 Liter-Liter Motor mit 313 kW/426 PS Gutzi, dann springt der Escalade wie ein aufgeschrecktes Nilpferd nach vorne, dem sich nichts in den Weg stellen sollte. Abrupte Bremsmanöver oder Richtungswechsel gehören nicht zu seinen Stärken.
Deshalb würden wir den amerikanischen Vollzugsbehörden agilere Luxus-SUVs wie den Range Rover Sport oder Alfa Romeo Stelvio empfehlen, mit denen sie effizienter Bösewichte jagen könnten. Wenn sie uns fragen würden. Wer ein fahrendes Wohnzimmer im 1. Stock zu schätzen weiss, der ist mit dem Escalade mehr als bedient.
Luxuriöser Arbeiten im Escalade
Neben der Austattungsorgie in der Platinum Edition*, inklusive Kühlschrank in der Mittelkonsole, in die ein Sixpack passt, Bildschirme für die zweite und dritte Sitzreihe, die sich natürlich auch runterklappen lassen (also die Sitzreihen..), um aus dem Edel-SUV einen Edel-Kleinbus zu machen, gibt es auch eine Anhängerkupplung, mit der über drei Tonnen Anhängerlast geschleppt werden können. Der Escalade könnte also echt anpacken wenn er müsste; und sich mit dem Untersetzungsgetriebe im Gelände sogar richtig schmutzig machen. Etwas, das man von seinen Besitzern bestimmt nicht behaupten kann.
*Platinum Edition: Navi, Bose-Klangsystem, autonomes Bremsen, Dämpfer mit adaptiver Regelung, Entertainment-System mit Monitor im Fond, Head-up-Display, LED-Scheinwerfer, Lenkrad-Heizung, belüftete wie beheizte Massagesitze, Niveauregulierung, Rückfahrkamera mit 360 Grad-Sicht, schlüsselloses Schliesssystem, elektrisch umlegbare dritte Sitzbank, aktiver Tempomat (bis zum Stillstand verzögernd), digitaler Tacho und natürlich Infotainment-System mit Display in der Mittelkonsole.