Kann man zu klein für ein Auto sein? Ja, man kann. Der BMW X5 M50d wäre kein Auto für Napoleon; er sähe darin noch kleiner aus, als er tatsächlich war. Napoleon hätte wahrscheinlich auch das Head-Up-Display nicht gesehen – und spätestens im Kofferraum sein Waterloo erlebt.
Zwei Meter breit, fünf Meter lang: Subjektiv wirkt im neuen BMW X5 alles so gross wie wuchtig. Als nicht hochgewachsener Mensch hat man das Gefühl, in einem zu grossen Salon Platz zu nehmen und fühlt sich verloren wie ein Homunculus in Dänemark.
Ein Hoch auf die Sitze!
Wann merkt man, dass man den Sitz zu tief eingestellt hat? Wenn man erst nach Tagen feststellt, dass das Testfahrzeug eigentlich Head-up-Display hat, aber man einfach nicht das Armaturenbrett überblicken konnte. Hat man die Sitze erstmal auf Wachturm-Höhe eingestellt, cruist es sich wunderbar ruhig auf gerader Strasse. Keine Frage: Der BMW X5 ist auch in der M50d Power-Version ein gediegenes Reisefahrzeug – perfekt für Langestrecken, ein echter Cruiser.
Die Sitze im Testwagen sind so entspannend, dass der Stau zur Wellness-Oase wird. Man fühlt sich wohl wie ein Münchner im Himmel – halleluja – der Komfort in den Sitzen ist paradiesisch. Wer immer noch stänkern will, könnte die vielleicht etwas zurückhaltende Massagefunktionen bemängeln.
American Drive
Sollte es in der City dennoch einmal eng werden, warnen die unzähligen Fahrassistenten vor drohendem Ungemach. So wird das Manövrieren des mit Aussenspiegeln 2,22 Meter breiten SUV-Brockens zum überwachten Kinderspiel. Trotzdem hat man stets das Gefühl, überall anzuecken.
Die Vermutung, dass der BMW X5 vor allem für den US-amerikanischen Markt gebaut wurde, zeigt sich in dem für schweizerische Strassenverhältnisse zu weichen Kurvenverhalten. Selbst im Sport-Modus beugt sich der SUV mehr als nötig in die Kurven. Bei einer US-Marke wäre dies kein Kritikpunkt, aber von BMW weiss man, dass sie eigentlich ein Herz für alpine Bewohner haben und nicht nur für amerikanische Geradeausfahrer.
Fünf Sekunden Sprinter
Der BMW X50d kann nicht nur entspannend, im Gegenteil: 381 PS und 740 Nm Drehmoment kombiniert mit der kraftvollen Achtgang-Automatik, wuchten den 2,3 Tonnen-Brummer in 5,3 Sekunden auf 100 km/h. Schluss mit Lustig ist erst bei 250 km/h. Auch die Tankstelle verlässt man nicht mit einem Lätsch: Rund 10 Liter Diesel auf 100 Kilometer sind jetzt nicht gerade übermässig viel.
Das neue BMW-Cockpit-Layout, das wieder dem Fahrer zugewendet ist, findet auch im BMW X5 Einzug, inklusive allem Schnickschnack, den man sich noch dazu bestellen kann.
Rundum-sorglos-Paket
Dazu gehören Dreizonen-Klimaanlage, Laser-Matrixlicht, Head-up-Display, Gestensteuerung, Leder, Sitzheizung inklusive der Erwärmung von Türarm- und Mittelarmlehme, ein kühlender sowie ein wärmender Cup-Holder als auch ein umfangreiches Assistentenpaket, der alles umfasst, was piepsen und fiepen kann.
Lustiges Feature: die automatische Rückfahrhilfe. Der BMW X5 fährt die letzten 50 gefahrenen Meter in Vorwärtsrichtung auf Wunsch wieder selbständig rückwärts zurück.
Richtig klein fühlt man sich vor allem beim Beladen des 650 Liter grossen Kofferraums. Weil der untere Teil der zweigeteilten Heckklappe auch als Sitz für eine “Tailgate-Party” genutzt werden kann, schafft man es kaum, an die hinteren Teile im Kofferraum zu kommen. Napoleon wäre also nie an sein Gepäck gekommen.
BMW X50 M50d – Leistungsdaten:
BMW X5 M50d: 3,0-Liter-Sechszylinder-Turbodiesel, 294kW/400 PS bei 4.400 U/min, maximales Drehmoment: 760 Nm bei 2.000-3.000 U/min, 0-100 km/h: 5,2 s, Vmax: 250 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,8 l/100 km, CO2-Ausstoss: 179 g/km, Abgasnorm: Euro 6d Temp, Effizienzklasse B
BMW X50 M50d – Kurzcharakteristik:
Warum: komfortabler Cruiser
Warum nicht: zu gross
Was sonst: Audi Q7, Mercedes GLE, Volvo XC90