Obwohl die diesjährige Mongolian Rallye als offizielle Veranstaltung abgesagt wurde, liessen es sich fünf ehemalige Schulfreunde aus dem Berner Oberland nicht nehmen, ihr Projekt durchzuziehen und als “Beo Boys” in die Mongolei aufzubrechen. Im Interview verraten die Beo Boys, was sie das nächste Mal besser machen wollen und geben Tipps zur Planung einer solchen Reise.
Ein Sommer, den die Beo Boys nicht mehr vergessen
Es war das Abenteuer ihres Lebens – ein Sommer, den die fünf Freunde aus Thun niemals vergessen werden. Zusammen mit einem VW-Minibus fuhren sie 16’000 Kilometer in die mongolische Hauptstadt Ulan Bator, um dort das Fahrzeug und Spenden einem Hilfswerk zu überlassen.
Und das ist den “Beo Boys” gelungen. Nach einer abenteuerlichen Reise mit unglaublich schönen Landschaften, aber auch nervigen Grenzübertritten, strapaziösen Strassen und unzähligen Stunden hinterm Steuer, haben es die Jungs schliesslich geschafft. Und konnten das 12-sitzige Fahrzeug, inklusive einer Spende von 6100 Franken, dem Sonderkindergarten in Ulan Bator übergeben.
Hier, die schönsten Eindrücke einer unvergesslichen Reise:
Fragen an die Beo Boys:
Würdet ihr ein solches Abenteuer nochmals machen?
Auf jeden Fall! Die Reise war eine einmalige Erfahrung mit unglaublich vielen Eindrücken. Wann sieht man denn sonst schon 17 Länder in nur 45 Tagen? Natürlich hat es Geduld und Ausdauer gebraucht, an den zahlreichen Grenzübergängen stundenlang zu warten und häufig mehr als acht Stunden täglich zu fahren. Aber wir haben uns als Team super ergänzt und wurden mehr als belohnt.
Wir sind uns einig, dass wir in einige Länder sofort wieder zurückkehren würden, zum Beispiel nach Usbekistan, Kirgistan oder in den Iran. In die ersten beiden Länder wegen den einmaligen Berg- und Flusslandschaften und dem Flair der alten Seidenstrasse, in den Iran wegen den Einheimischen. Wir haben selten solch nette, gastfreundliche und neugierige Leute wie dort getroffen. Häufig ist uns Essen angeboten worden oder wir hätten die Gelegenheit gehabt, bei den Einwohnern zu Hause zu übernachten. Aber auch Länder wie Turkmenistan oder Georgien haben ihren ganz eigenen Reiz.
Habt ihr schon etwas in Planung?
Nichts Konkretes, zuerst gehen wir jetzt alle mal wieder eine Weile zurück an unseren Arbeitsplatz… Aber wir möchten die Geschichte des Vereins grenzen-los.ch auf jeden Fall weiterschreiben und suchen deshalb aktiv ein neues Team für 2020. Dabei ist es eigentlich ziemlich egal, wohin die Reise geht – Hauptsache, das Fahrzeug kommt einem Hilfswerk zugute, welches es dann weiterverwenden kann. Durch die gemachten Erfahrungen können wir natürlich bei den Vorbereitungen unterstützen. Wir haben ausserdem Kontakte zu interessierten Hilfswerken und kennen auch Organisationen, welche für 2020 allenfalls sogar ein Fahrzeug bereitstellen könnten.
Was habt ihr am meisten vermisst?
Eine Klimaanlage (wir hatten keine) bei 42 Grad in der turkmenischen Wüste wäre nicht schlecht gewesen. Ein bisschen mehr Schweizer Verbindlichkeit von den Grenzzöllnern, wenn es darum geht, konkrete Aussagen zu machen. Etwas mehr Bodenfreiheit auf den Offroad-Pisten in Turkmenistan und Kasachstan. Oder eine feine Pizza, mal ein Raclette und etwas regelmässiger Duschen. Auch auf die Vorschrift, im Iran – notabene in einer der heissesten Regionen dieses Planeten – lange Hosen zu tragen, hätten wir getrost verzichten können. Aber wir wollen ja nicht zimperlich sein, wir haben ein Abenteuer gesucht und haben es erhalten.
Was würdet ihr das nächste Mal besser machen?
Mit den Vorbereitungen kann man eigentlich gar nicht früh genug beginnen, vor allem was die Einholung der nötigen Visa betrifft. Wahrscheinlich würden wir auch mehr Zeit einrechnen, um mehr Ausflüge abseits der Hauptverkehrsachsen zu unternehmen. Zudem würden wir das nächste Mal bessere Kleider mitnehmen, die kühlen Temperaturen von bis zu minus 5 Grad in den kirgisischen und mongolischen Bergen (auf bis zu 3’500 M.ü.M.) hatten wir etwas unterschätzt…
Welches wäre euer Traumauto für die nächste Reise?
Der G 65 AMG von Mercedes-Benz. Ganz oben auf der Favoritenliste stünden sicher auch der Ford F-150 Raptor und der Toyota Land Cruiser. Wir sind von so vielen dieser Fahrzeuge überholt worden, dass wir sie eigentlich schon gar nicht mehr sehen können… Erstaunlicherweise ist auch der Toyota Prius ziemlich Offroad-fähig, wir haben in der Mongolei unzählige davon gesehen. Das ideale Auto hat auf jeden Fall genügend Bodenfreiheit und Federweg, einen 4×4-Antrieb und ein Differenzialgetriebe.
Was ist euer Rat an alle, die eine solche Reise planen?
Aus unserer Sicht empfiehlt es sich, frühzeitig einen groben Routenplan zu erstellen und sich mit der Einholung der benötigten Visa zu befassen. Daneben einen allfälligen Fahrzeugumbau sorgfältig zu planen und einige passende Ersatzteile und Flüssigkeiten (z.B. Keilriemen, Wasserpumpe, Motorenöl, Kühlflüssigkeit) mitzunehmen. Wir hatten auch eine zweite Batterie mit einem Spannungswandler eingebaut, damit wir rund um die Uhr Strom aus der Steckdose haben und insbesondere die Kühlbox nachts laufen lassen konnten. Als sehr hilfreich erwiesen haben sich bei uns der Zweiflamm-Benzinkocher (es gab nicht überall Gasflaschen), die grossräumige Kompressor-Kühlbox und das Dachzelt.
Wir haben aber trotzdem versucht, beim Umbau die limitierten Platzverhältnisse zu berücksichtigen und das Fahrzeug nicht zu «überladen». Viele kleinere Dinge kann man sowieso noch in den umliegenden Ländern kaufen. Bevor man losfährt, ist es natürlich sinnvoll, einen Fahrzeugservice auszuführen und sicherzustellen, dass die Mechanik, Reifen, Bremsen und Stossdämpfer auch tatsächlich für Offroad-Pisten gewappnet sind. In abgelegenen Gebieten haben wir jeweils sichergestellt, dass wir genügend zu Essen für die nächsten zwei, drei Tage und rund 20 Liter Wasser pro Person dabei haben. Ein bis zwei Benzinkanister sind sicher auch gut, um flexibel zu bleiben. Auf der Reise haben wir die Offlinekarte von MAPS.ME für die Navigation verwendet. Das iOverlander-App ist auch sehr gut: Dort sind zum Beispiel Wildcamping-Plätze, Mechaniker oder Bankomaten eingetragen. Zuletzt hilft es, wenn man genügend Geduld für die Grenzübergänge und tagelangen Fahrten auf den teils miserablen Strassen mitbringt.