VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

 

Schöngefärbt, aber nicht betrogen – so fasst VW die Ergebnisse interner Prüfungen zu Manipulationen an den CO2-Angaben zusammen. Die Zahl der betroffenen Fahrzeuge zumindest scheint geringer als erwartet.

Wolfsburg. VW muss bei neun Pkw-Modellen die Verbrauchswerte korrigieren. Das teilt der Hersteller nun als Ergebnis interner Untersuchungen mit. Ursprünglich bestand bei 47 Modellen der Marke der Verdacht manipulierter Werte für CO2-Emission und Kraftstoffverbrauch, bei 38 haben Prüfungen des Herstellers nun keine Abweichungen von den offiziellen Verbrauchsangaben festgestellt. Die Modelle werden jetzt unter behördlicher Aufsicht überprüft. Anschliessend sollen bei den neun betroffenen Modellen die Normverbrauchsangaben angepasst werden. Der Verdacht auf rechtswidrige Veränderungen der Verbrauchsangaben von Serienfahrzeugen habe sich nicht bestätigt, erklärt VW in einer Mitteilung.

Der VW-Konzern sieht die „CO2-Thematik“ somit als weitgehend abgeschlossen an.

Abweichungen gibt es der Mitteilung zufolge bei folgenden aktuellen Modellen: beim Kleinwagen Polo in der 70 kW/95 PS starken Bluemotion-Sparversion mit Ottomotor und Doppelkupplungsgetriebe, beim Kompakt-Coupé Scirocco mit dem 2,0-Liter-Diesel in der 135 kW/184 PS-Ausführung, bei der Kompakt-Limousine Jetta mit dem 77 kW/105 PS-Benziner und dem 81 kW/110 PS-Diesel, beim Golf Cabriolet mit gleichem Dieselmotor sowie bei der 110 kW/150 PS starken Ausbaustufe, beim Passat Alltrack in der Allradvariante mit dem 162 kW/220 PS-Benziner sowie beim Passat Variant in der Version mit dem Spitzen-Diesel (176 kW/240 PS) und dem 110 kW/150 PS-Benziner.

Die Abweichungen zwischen den realen CO2-Emissionen und den bisherigen Herstellerangaben betragen laut Volkswagen nur wenige Gramm, was einer Erhöhung des Normverbrauchs um 0,1 bis 0,2 Liter entspricht. Für den Kunden ändere sich im Alltag nichts, der Realverbrauch bleibe gleich, auch technische Massnahmen an den Fahrzeugen seien nicht nötig.

Die Modellvarianten entsprechen einer Jahresproduktion von etwa 36’000 Einheiten, ursprünglich war von rund 800’000 verdächtigen Fahrzeugen im kompletten Konzern ausgegangen worden, gut die Hälfte davon aus dem aktuellen Modelljahr. Wie hoch die Zahl der tatsächlich betroffenen PW bei den anderen Konzernmarken ist, ist noch nicht bekannt. Weiterhin unklar sind auch die finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen der Manipulationen von NOx-Werten bei weltweit rund elf Millionen Diesel-Fahrzeugen des Konzerns.

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Erster Schritt zur Klarheit: Kundeninformation zur VW-Abgas-Affäre

Erster Schritt zur Klarheit: Kundeninformation zur VW-Abgas-Affäre

Erster Schritt zur Klarheit: Kundeninformation zur VW-Abgas-Affäre

 

Im Skandal um manipulierte Abgaswerte sind neben VW auch deren Tochtermarken Audi, Skoda und Seat betroffen. Inzwischen kann man im Netz schnell herausfinden, ob im eigenen Auto die Schummel-Softwareverbaut wurde.

Kundeninformation zur VW-Abgas-Affäre

Kunden von Volkswagen, Audi, Skoda und Seat können nun online prüfen, ob in ihrem Fahrzeug der betroffene Dieselmotor EA 189 montiert wurde. Dafür wurde auf der jeweiligen Hersteller-Homepage eine Suchmaske eingerichtet, in die man die Fahrgestellnummer seines PW eingibt. Direkt nach der Eingabe erhält man alle notwendigen Informationen.

Erster Schritt zur Klarheit, hier die Links:

Volkswagen

Audi

Skoda

Seat

Alternativ können auch Händler oder die Kundenbetreuung helfen. Parallel dazu werden technische Lösungen erarbeitet, mit denen diese Modelle nachgerüstet werden. Noch in diesem Monat werden die dazugehörigen Massnahmen von den zuständigen Behörden kommuniziert.

Die Hersteller betonen, dass die betroffenen Fahrzeuge weiterhin uneingeschränkt nutzbar und technisch sicher sind. Nicht betroffen sind alle Neuwagen, die über die europaweite gültige EU-6-Norm verfügen sowie alle Fahrzeuge mit Dieselmotor, die nicht auf dem Typ EA 189 basieren.

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VW-Abgasskandal: Weniger CO2-Abweichler als erwartet

Dieselgate … der Diesel und sein Stickoxidproblem

Dieselgate … der Diesel und sein Stickoxidproblem

 

Hohe Stickoxid-Emissionen sind aktuell das grosse Problem des Dieselmotors. VW hat sie in den USA offenbar nur mit Tricksereien in den Griff bekommen: #Dieselgate. Auch bei uns stossen Neuwagen häufig zu viel davon aus.

Seit Anfang September müssen Diesel sauber sein. Ohne spezielle Katalysatoren kommt aktuell kaum ein Neuwagen mehr aus. Doch nicht immer wirkt die Abgasreinigung wie sie sollte. In den USA könnte das dem deutschen Dieselmotor nun endgültig das Genick brechen: Die Behörden haben VW bei der Manipulation von Emissionswerten erwischt. Doch warum wird ausgerechnet beim Diesel so viel getrickst?

Das Russproblem hat der Diesel gelöst – nun steht das nächste an

Das grösste Problem machen beim Selbstzünder aktuell die Stickoxidemissionen – offenbar auch bei VW in den USA der Stein des Anstosses. Nach zehn Jahren regulatorischer Ruhe gelten aber auch in Europa seit September neue Grenzwerte. Die Euro-6-Abgasnorm limitiert den Ausstoss der gesundheitsschädlichen Gase um weitere 100 Milligramm auf nur noch 80 Milligramm pro Kilometer. In den USA dürfen sogar nur umgerechnet 31 Milligramm des NOx abgekürzten Stoffes ausgestossen werden. Das ist eine ernsthafte Hürde für den Diesel in Nordamerika. Und ein Problem für die deutschen Hersteller, die ihn dort bereits seit Jahren etablieren wollen. Aktuell mit überschaubarem, aber stabilen Erfolg. Immerhin ein knappes Prozent Marktanteil hat man sich erobert, was knapp 140’000 PW und leichte Nutzfahrzeuge ausmacht. Die grösste Energie steckt VW in die Technik – mit 56 Prozent Marktanteil bei Diesel-Pkw sind die Wolfsburger der mit Abstand stärkste Anbieter vor BMW und Audi. Doch alle Marken haben ein Problem: das Stickoxid. Die Gase können Atmungsorgane schädigen und reizen, sind an der Bildung von Ozon sowie Smog beteiligt und verstärken die Erderwärmung

Dieselgate, Abgasskandal, Abgasaffäre, VW USA

Das Abgas von Diesel-PW ist in den vergangenen Jahren viel sauberer geworden – zumindest theoretisch

Beim Benziner gibt es das NOx-Problem nicht mehr, denn der Drei-Wege-Katalysator filtert die Gase wirksam aus dem verbrannten Kraftstoff-Luftgemisch. Beim Diesel funktioniert dieser Katalysator wegen des höheren Luftanteils jedoch nicht. Dazu kommt, dass Turbodieselmotoren prinzipiell wesentlich mehr NOx erzeugen als Ottomotoren, weil sie mit höheren Verbrennungstemperaturen arbeiten. Die Autohersteller setzen daher seit einigen Jahren auf neue Technologien zur Reduktion der Stickoxid-Emissionen.

VW hat bei den von dem drohenden Rückruf betroffenen Autos in den USA offenbar grösstenteils auf NOx-Speicherkats gesetzt. Eine relativ kostengünstige Massnahme, verglichen mit den Ansätzen der Konkurrenz. Konzernschwester Audi etwa bietet zum überwiegenden Teil Fahrzeuge mit den meist teureren SCR-Katalysatoren an, BMW nimmt den Königsweg und kombiniert NOx-Speicherkats mit SCR-Technik. Letztere arbeitet mit der Einspritzung von Harnstoff, dem sogenannten Ad Blue, und wird auch in Deutschland ab der Mittelklasse aufwärts nahezu unverzichtbar, will man die Grenzwerte einhalten. VW hat auf dem US-Markt im Vergleich mit den Premiumherstellern Audi und BMW natürlich die kleineren Fahrzeuge im Angebot – möglicherweise gerieten aber auch schon bei Modellen wie Jetta oder Beetle die NOx-Speicherkats an ihre Grenzen. Die US-Umweltbehörde EPA hat um bis zu 40-fach erhöhte Emissionen registriert.

Selbst hierzulande, wo die Grenzwerte deutlich laxer sind als in den USA, ist der Diesel in Verruf gekommen. Erst kürzlich hatte die Umweltorganisation ICCT eine Studie veröffentlicht, nach der zahlreiche Modelle in der Praxis um ein Vielfaches von den im Labor anfallenden NOx-Emissionen entfernt waren. Im aktuellen, bei der Zulassung neuer Fahrzeugtypen massgeblichen NEFZ-Test, schnitten die 32 überprüften Diesel-PW noch gut ab, lagen bei den NOx-Emissionen unterhalb des Grenzwerts. Im realistischeren WLTP-Test hingegen fielen 22 Modelle durch. Das neue Verfahren soll ab 2017 in Europa schrittweise eingeführt werden und den NEFZ-Test ersetzen. Die Grenzwerte für Schadstoffe ändern sich dadurch nicht, lediglich die Art und Weise wie die Emissionen ermittelt werden, ist anders – allerdings nicht fundamental.

22 Modelle fallen durch den realistisch(er)en WLTP-Test: BMW erfüllt alle Vorgaben.

Die starken Abweichungen im Test verwundern deshalb: Die PW von Volvo lagen 15-fach über dem Grenzwert, Renault-Modelle überschritten ihn neunfach und Hyundai-PW siebenfach. Modelle von Audi erzielten das Dreifache des Grenzwerts, Opel-Fahrzeuge waren kaum besser. Die Pkw von Mercedes verfehlten den Grenzwert nur knapp, BMW erreichte mit allen getesteten Modellen die Vorgaben.

Der Verdacht liege in einigen Fällen nahe, so die Studie, dass die Abgasreinigungstechnik der Fahrzeuge für den Zulassungstest optimiert worden sei. So wie nun offenbar auch bei VW in den USA. Und dass sie unter realistischeren Bedingungen die Stickoxidemissionen weit weniger senke. Der Politik ist das bekannt, ab 2017 verlangt sie auch die Abgasmessung im realen Fahrbetrieb. Die Ermittlung der sogenannten Real Driving Emissions (RDE) würde helfen, Problemdiesel auszusortieren. Möglicherweise bedeutet das aber einen weiteren Preisaufschlag bei Diesel-PW. Denn Abgasreinigung kostet nicht nur Mehrverbrauch, sondern auch richtig viel Geld. Verzichten wird man auf den Diesel aber kaum können – denn ohne die sparsamen Motoren sind die künftigen CO2-Grenzwerte kaum zu erreichen.

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