Zwei Jahre, 20.000 Dollar und unzählige Garagenstunden nach seinem Verlegenheitskauf weiss es Dana natürlich besser und seit er die Geschichte kennt, ist er noch stolzer auf sein Auto. „Denn streng genommen ist der Scout die Mutter aller SUV und hat den Pick-up von den Farmen in die Freizeit geholt“, sagt der spätberufene Experte und beschreibt den Scout mit einem Begriff, den man damals wahrscheinlich noch nicht einmal buchstabieren konnte: „Lifestyle-Auto“.
Aber egal ob sie ihr Auto mit ehrlicher Patina fahren, als Restomod mit LED-Scheinwerfern und wattgewaltigen Soundsystemen oder als aufgebockte Bergziege auf Rädern, die über Stock und Stein bis auf die höchsten Gipfel der Sierra klettert – allen gemein ist die Begeisterung für den Scout, die bis zu den Goldketten reicht, die einigen Sammlern pfundschwer um den Hals baumeln.
Und die Neugier, auf das, was da noch kommen mag. Denn vor ein paar Monaten hat Volkswagen ein Revival des Scout angekündigt und seitdem ist nichts mehr wie es war: Waren Shaun und seine Gefolgsleute früher eine kleine, eingeschworene Gemeinschaft, kommen neuerdings immer mehr Autos zu den Treffen – und viele Schaulustige, die den Scout plötzlich als amerikanische Ikone entdecken und sich Gedanken über dessen Zukunft machen.
Weil das mit den europäischen Export-Modellen genau so wenig gelingt wie mit den von den Europäern für die Amerikaner gemachten Autos aus Chattanooga, also dem eher glücklosen und deshalb längst eingestellten US-Passat sowie dem schon etwas erfolgreicheren Atlas, will VW die Amerikaner jetzt bei der Ehre packen und drängt in das seit Jahrzehnten wichtigste Segment des Marktes: die Full-Size Pick-ups. Kein geringer als der Ford F150, immerhin seit einem halben Jahrhundert das meistverkaufte Auto in den USA, ist das Vorbild, dem sie mit dem Scout nacheifern. Und die Elektrifizierung ist der Schlüssel dazu, sagt Scott Keogh, der als US-Chef des Konzerns die Idee geboren hat und grade erst zum Präsidenten der neuen Marke ernannt wurde – ausgestattet mit einem dreistelligen Millionenbetrag, mit dem er in den nächsten Jahren ein neues Werk bauen und eine Plattform entwickeln soll, auf der dann ein Pick-up und ein entsprechender Offroader entstehen sollen.
Wenn er damit Erfolg haben will, dann muss er es nicht nur tausenden Farmen und Firmenchefs recht machen, sondern vor allem Menschen wie Shaun und seine Pfadfinder-Freunde überzeugen, die das Ganze – nun ja – eher skeptisch sehen. Dass ausgerechnet eine deutsche Firma so ein ur-amerikanisches Auto bauen will, das lassen sie vielleicht sogar noch durchgehen. „Solange die auf unsere Wünsche und Vorlieben eingehen, kann das schon klappen“, sagt Shaun. Doch die Sache mit dem Elektroantrieb will vielen so gar nicht in den Sinn. „Klar, als Cruiser hier auf der Küstenstrasse würde ich ihn auch mit Akkus nehmen“, gibt sich der Clubchef zukunftsoffen. Schliesslich fährt seine Frau schon einen elektrischen Fiat 500. „Doch wie soll ich damit ins Gelände kommen? Und vor allem wieder heim“, fragt ein anderer, dessen Scout auf grossen Ballonreifen zwei Meter über der Erde schwebt und nur so vor Matsch und Staub starrt. „In der Wüste gibt es nun mal selten eine Ladesäule.“
Ob und wie der neue Scout wird, das wissen sie natürlich nicht. Schliesslich soll das Auto erst in zwei, drei Jahren vorgestellt werden. Aber erstens haben sie hier ja alle ein Original und müssen sich um einen Neuwagen nur wenig Gedanken machen. Und zweitens hat sich für die das Wolfsburger Engagement schon ausgezahlt, sagt Dana. „Denn seit VW über den Wagen spricht, habe die Preise bereits angezogen.“ Und diesmal hat er anders als damals beim Bronco überhaupt nichts dagegen.