Es ist immer eine Gratwanderung; einerseits möchte man auf seiner Tour immer das richtige Werkzeug dabeihaben, andererseits nicht zu viel oder überflüssiges Gewicht mitschleppen. Der erfahrene Overlander Jake Quiñones gibt Tipps, wie man sein Tool-Kit am besten zusammenstellt.
Das Feld-Toolkit enthält Werkzeuge, die dauerhaft mitgeführt werden – für den Fall einer Reparatur am Strassenrand, in abgeschiedenen Regionen und für sonstige Arbeiten am Fahrzeug. Benutze es auch, wenn du zuhause am Fahrzeug schraubst, damit du siehst, ob etwas fehlt. Es ist besser vor der Abfahrt zu erkennen, dass ein wichtiges Teil fehlt, als mitten in der Wildnis vergeblich danach zu suchen. Bewahrst du hochwertige Schlüssel und Rätschen in der Garage auf und minderwertige im Auto, dann tausche die Rollen: Das letzte, was du gebrauchen kannst, ist ein Werkzeug, das im Notfall versagt.
Werkzeug-Check vor der Reise
Nimm dir Zeit, sämtliche Schrauben, Muttern und sonstigen Befestigungen an deinem Fahrzeug (innen und aussen) zu finden oder zu ertasten und vergewissere dich, dass du für alles die passenden Werkzeuge hast: Schlüssel, Nüsse, Rätschen usw. – alle möglichen Kombinationen zuzuordnen ist jede Menge Arbeit, die richtige Aufgabe für einen ruhigen Sonntagnachmittag. Du wirst feststellen, dass du dein Toolkit um einiges ergänzen musst – insbesondere grosse Stecknüsse und Schlüssel. Hast du eine 22 mm-Nuss für eine bestimmte Mutter, dann brauchst du einen gleich grossen Schlüssel oder eine weitere Nuss (samt Rätsche) für den Bolzen. Ein Engländer sollte ausschliesslich als Notlösung dienen, da er sich unter Last öffnen und den Sechskant beschädigen kann.
Safety First bei der Arbeit mit Werkzeug
Setze bei Arbeiten unter dem Fahrzeug grundsätzlich eine Schutzbrille auf, um deine Augen vor herabfallendem Schmutz zu schützen. Sei achtsam, wenn du mit Werkzeugen in der Nähe deines Gesichts oder unter schwierigen (aber notwendigen) Hand-/Arm-Bewegungen arbeitest; mit einem Werkzeug bei einer Kraftanstrengung abzurutschen, kann böse Folgen haben. Überlege die Arbeitsreihenfolge im Vorfeld und lege die passenden Werkzeuge bereit, auch wenn es etwas länger dauert, die 100er Verlängerung samt Gelenk aus der Tasche zu kramen. Und überprüfe die abgeschlossene Arbeit sicherheitshalber nochmals.
Drehmomentschlüssel
Die Anprobe ist auch die beste Gelegenheit zu prüfen, ob alles fest und mit dem richtigen Drehmoment angezogen ist. Ein mechanischer Drehmomentschlüssel ist ausreichend; elektronische sind für die meisten Hobbyschrauber die Investition nicht wert. Eine unzureichend angezogene Schraube erlaubt zu viel Spiel zwischen den Bauteilen und beschleunigt den Verschleiss – oder gar eine offene Verbindung. Anderseits lassen zu fest angezogene Verbindungen kein Spiel zu, was im Falle von Buchsen, Lenk- oder Fahrwerksteilen zu schlechten Fahreigenschaften führen kann. Auch abgerissene Köpfe, beschädigte Gewinde und sonstige Einschränkungen der Bauteile können die Folge sein. Sind die Anzugswerte nicht in der Bedienungsanleitung vermerkt, drucke sie dir aus und fange an, sie zu überprüfen. Danach ziehe mit einem Lackstift einen Strich über Schraube/Mutter und Kontaktfläche, damit du sofort siehst, wenn sich eine Befestigung gelockert hat. Das Drehmoment von Lenk- und Fahrwerksverbindungen sollte alle paar tausend Offroad-Kilometer überprüft werden, da sich Schrauben durch Vibrationen lockern können. Mangelt es an Platz, kannst du auf das Mitführen eines Drehmomentschlüssels verzichten – unterwegs ist es besser, eine Verbindung zu fest anzuziehen; kontrollieren kannst du zu Hause.
Das wesentliche Werkzeug für die Reise
Dein Fahrzeug zu überladen führt zu vorzeitigem Verschleiss und beeinträchtigt die Fahrleistung. Nur weil du Platz für 100 Kilo Werkzeuge hast, ist das kein Grund, sie mitzuführen. Bist du von der Vollständigkeit deiner Werkzeuge überzeugt, dann ist es an der Zeit, sie auf das Wesentliche zu reduzieren. Kommt dir ein Tool überflüssig vor, wäge die Vor- und Nachteile ab.
Selten benutzte oder unpassende Werkzeuge gehören in die heimische Werkbank. Während du dein Werkzeug in den Wochen vor der Abfahrt prüfst und abwägst, entscheide: Werkstatt oder Feldausrüstung? Eigentlich solltest du dir diese Frage bei allem stellen: Kleidung, Küche, Elektronik, Bergungsmaterial usw. Für die wichtigsten Gegenstände benötigst du auch ein Backup. Zum Beispiel sollten deine normalen Wasservorräte durch ein Filtersystem und Tanks ergänzt werden. Weniger genutzte Ausrüstung sollte vielseitig sein: Kann der Hi-Lift-Handle zum Beispiel auch als Brecheisen verwendet werden?
Ist die Feldausrüstung optimal zusammengestellt, verstaue sie so, dass sie so wenig Platz wie möglich einnimmt. Stoff- und Rolltaschen halten alles geräuscharm zusammen – persönlich bevorzuge ich eine robuste Tasche aus gewachstem Segeltuch.
Fahrzeuge – alt und neu, serienmässig oder umgebaut – haben eines gemein: Sie sind alle reparaturanfällig. Und die Zeit, die du im Vorfeld in deine Feldausrüstung investierst, wird dir helfen, Schäden weit weg von zu Hause auf einem Minimum halten.
TIPP
Ziehe mit einem Lackstift einen Strich über Schraube/Mutter und Kontaktfläche, damit du schnell kontrollieren kannst, ob eine Befestigung sich gelockert hat.