Für Technikfreaks und Motorsportler begann im Frühjahr 1980 ein neues Zeitalter: Zuerst war der Audi quattro das Premierenhighlight des Genfer Autosalons, dann düpierte der Allradler mit Fabelzeiten die etablierten Rallye-Helden. Der Marke Audi bescherte der quattro als weltweit erster 4×4-Racer einen beispiellosen Imageschub.
Mit Turbopower, permanentem Allradantrieb, den Fahrleistungen eines Supersportwagens und Preisen auf Porsche-911-Niveau sorgte der quattro vor 40 Jahren für offene Münder bei Fachleuten und Fans. Gewiss, PW mit Vierradantrieb gab es schon seit Jensen FF (1966) und Subaru Leone (1971). Aber einen in Serie gebauten Hochleistungssportler mit verspannungsfrei arbeitender, kompakter Allradtechnik ohne schweres Verteilergetriebe oder zweite Kardanwelle, das machte erst Audi mit dem quattro möglich. Auch Turbolader gab es schon früher, etwa bei Porsche oder Saab, jedoch nicht in Kombination mit hochkarätiger 4×4-Technik.
Audi Sport Quattro S1 E2 – Do it yourself!
Diese Audi Sport Quattro S1 E2-Replika erweckt die Rallye-Legende von 1985 wieder zum Leben.
Das neue Wow
Ebenso wie Turbo wurde quattro in den 1980ern das neue Wow – und für Audi ein Katapult Richtung Premium-Marke. Ein Gipfelsturm, der auf dem Genfer Salon mit dem „Ur-quattro“ begann und der sich steigerte, als das Coupé zum Angstgegner aller etablierten Rallye-Racer avancierte. Den Zenit der quattro-Mania bildete ab 1984 der Sport quattro mit strassentauglichen 225 kW/306 PS oder damals unglaublichen 440 kW/598 PS für den Sieg beim Bergrennen Pikes-Peak.
Audi Sport quattro S1 für Vintage-Fans
Bitte ziehen Sie durch; Rallye-Legende Stig Blomqvist zeigt in diesem Film, dass er den Audi Sport quattro S1 auch mit etwas mehr als 60 Lenzen noch bestens im Griff hat.
Nun war Allradantrieb für fast alle Audi-Modelle verfügbar, vom braven Audi 80 über das zivil motorisierte Coupé quattro, den Familienkombi 100 Avant bis zum 1988 vorgestellten Luxusliner V8. Zum weltgrössten Hersteller für 4×4-PW stieg Audi trotz des kontinuierlich weiterentwickelten quattro-Konzepts allerdings nicht auf, diese Pole Position hält bis heute Subaru besetzt. Für die Marke im VW-Konzern war es dagegen wichtiger, durch einen perfektionierten Allradantrieb mit Fünfzylinder-Turbo plus Ladeluftkühlung, ab 1989 sogar als 20-Ventil-Pionier, Premiumimage zu erlangen.
Fertig brave Limousinen aus Ingolstadt
Eigentlich passte das im März 1980 vorgestellte Coupé quattro so gar nicht zum gewohnten Portfolio braver Limousinen made in Ingolstadt. Er basierte auf dem von Stardesigner Giorgetto Giugiaro in kantige Konturen gebrachten Audi Coupé (B2), trug jedoch muskulöse Kotflügel und eine markantere Front. Unter dem Coupékleid lauerte der Brandstifter: der auf 147 kW/200 PS gebrachte 2,1-Liter-Fünfzylinder trieb den Allradler in 7,1 Sekunden durch die 100-km/h-Schallmauer. Kleiner Leistungsvergleich: der Porsche 911 SC warf nur vier PS mehr in den Ring, aber keinen gewichtstreibenden 4WD, weshalb er beim Sprintduell die Nase vorne hatte. Allerdings nur solange, bis Audi-Vorstand Ferdinand Piech 1984 diesem Ur-quattro einen radikalen Renner zur Seite stellte, den exklusiven Sport quattro mit 225 kW/306 PS Leistung für brutale Fahrleistungen.
Mit einem Fabelwert von 4,9 Sekunden für den Tempo-100-Sprint liess der vorzugsweise tornadorot lackierte Sport quattro Ferrari 512-BB-Fahrer ebenso vor Neid erblassen wie Lamborghini-Countach-S-Piloten oder die Porsche-Turbo-Community. Zum Ausgleich war dieser Audi aber auch kostspieliger als alle anderen Speed-Ikonen: 203’000 Mark verlangte die bis dahin eher bodenständige Marke mit den Ringen für den in nur rund 200 Einheiten aufgelegten Sport quattro, der auf einem verkürzten Fahrgestell des Ur-quattro aufbaute. Tatsächlich diente der brachiale Bolide Homologationszwecken für den Rallyesport, denn dort hatte sich der quattro schon seit 1981 in die Geschichtsbücher eingetragen.
Der Nachfolger: Sportcoupé Audi S2
Erst im Mai 1991 endete die Laufbahn des Ur-quattro, da hatte sich Audi dank des auch in Luxuslimousinen implantierten Allradantriebs nicht nur als Premiummarke des VW-Konzerns etabliert, sondern als erfolgreicher Neuzugang im automobilen Oberhaus. Die offizielle Nachfolge des quattro trat das schon 1990 vorgestellte Sportcoupé Audi S2 an. Als aber im September 1991 auf der Frankfurter IAA die Stilstudie quattro Spider enthüllt wurde, gab es für viele Besucher keinen Zweifel, dass dies der neue Fixstern am Himmel der Supercars würde – mit der Folge zahlreicher Blindbestellungen. Audi war wirklich in der ersten Reihe angekommen.
Audi quattro – Technische Daten:
Audi quattro (1980-1987) mit 2,1-Liter-Fünfzylinder-Benziner (147 kW/200 PS), Vmax 222 km/h
Audi quattro Katalysator (1984-1988) mit 2,1-Liter-Fünfzylinder-Benziner (119 kW/162 PS)
Audi quattro (1987-1989) mit 2,2-Liter-Fünfzylinder-Benziner (147 kW/200 PS), Vmax 220 km/h
Audi quattro 20V (1989-1991) mit 2,2-Liter-Fünfzylinder-Benziner (162 kW/220 PS), Vmax 230 km/h
Audi Sport quattro (1984-1985) mit 2,1-Liter-Fünfzylinder-Benziner (225 kW/306 PS), Vmax 250 km/h (abgeregelt)
Audi Sport quattro S1 (1985) mit 2,1-Liter-Fünfzylinder-Benziner (390 kW/530 PS) Audi Sport quattro Pikes Peak (1986-1987) mit 2,1-Liter-Fünfzylinder-Benziner (ab 440 kW/598 PS), Vmax über 220 km/h
Audi Coupé (Baureihe B2, 1984-1987) mit 2,2-Liter-Fünfzylinder-Benziner (88 kW/120 PS), Vmax 191 km/h bzw. mit 2,2-Liter-Fünfzylinder-Benziner (100 kW/136 PS), Vmax 202 km/h
Audi Coupé S2 (Baureihe B3, 1990-1996) mit 2,3-Liter-Fünfzylinder-Benziner (162 kW/220 PS bzw. mit 169 kW/230 PS), Vmax 248 km/h.