Škoda dominiert die WRC2 mit dem Škoda Fabia R5

 

Rallyesport ist speziell. In kaum einer anderen Sportart gibt es eine Weltmeisterschaft, in der Profis gegen Amateure antreten, das Ganze auch noch mit unterschiedlich leistungsfähigen Sportgeräten im gleichen Rennen. Und Škoda Motorsport ist das überragende Team in der “Zweiten Liga” der Rallye-Weltmeisterschaft. Jan Kopecký ist schon der dritte Werksfahrer, der den WRC2-Titel auf seinem Škoda Fabia R5 in Folge gewinnt.

Tatsächlich ist das Teilnehmerfeld eines Rallye-WM-Laufs in mehrere Klassen aufgeteilt. An der Spitze stehen die World Rallye Cars (WRC), technisch extrem aufwändige Prototypen mit rund 380 PS starkem 1,6-Liter-Turbomotor, elektronisch gesteuertem Allradantrieb und riesigen Spoilern. Die weit über eine halbe Million Euro teuren WRC werden fast ausschliesslich von den Werksteams eingesetzt, mehr als ein Dutzend sind selten am Start.

Die “Zweite Liga” der Weltmeisterschaft heisst seit 2013 WRC2

Die in der WRC2 vorgeschriebenen Fahrzeuge entsprechen der Kategorie R5. Ihre Technik ist schon deutlich seriennäher als bei den WRC. Auch R5-Autos haben einen 1,6-Liter-Turbomotor, der weniger stark getunt ist und nur rund 285 PS leistet. Der Allradantrieb kommt ohne Elektronik aus und die Spoiler sind vergleichsweise klein. Ausserdem müssen bestimmte Komponenten des Rallyeautos aus einem Serienfahrzeug stammen. Der Weltmotorsportverband FIA hat den Preis für ein R5-Auto auf kundenfreundliche 190’000 Euro netto (ca. 215’000 Franken) gedeckelt. Dadurch treten auf WM-Ebene in der WRC2 viele ambitionierte Nachwuchsfahrer an, die sich für ein WRC-Cockpit empfehlen wollen. Die R5 ist in vielen nationalen Meisterschaften – auch in der Schweiz – die höchste Kategorie.

Der Škoda Fabia R5 – Technische Daten:

“R5 ist ideal für uns”, sagt Michal Hrabánek, Motorsportdirektor bei Škoda.

Michal Hrabánek, Motorsportdirektor bei Škoda (rechts im Bild) zusammen mit Martin Hrdlička, Chefentwickler Motoren, Getriebe, Chassis vor dem Motor des Škoda Fabia R5

 

Škoda Vorstandsvorsitzender Bernhard Maier präsentierte fast schon andächtig an der letztjährigen Jahrespressekonferenz den neuen alten WRC2-Weltmeister: den Škoda Fabia R5.

Fast 250 Fabia R5 hat Škoda Motorsport bereits an Kunden weltweit verkauft, der längst das mit Abstand erfolgreichste Auto in der Kategorie ist. Bei manchen WM-Rallyes stellt die tschechische Marke mehr als die Hälfte des meist etwa zwei Dutzend Teilnehmer starken WRC2-Feldes. Seit 2015 ist ausserdem das in Mladà Boleslav in der Nähe von Prag beheimatete Werksteam die Nummer 1 in der WRC2-Klasse der Weltmeisterschaft. “Das Engagement des Werksteams auf WM-Ebene versetzt uns in die Lage, den Škoda Fabia R5 auch für unsere Kunden ständig zu verbessern”, ergänzt Hrabánek. Aus seiner Mannschaft kommen auch in der laufenden Saison der Champion und der Vizemeister – der Tscheche Jan Kopecký gewann die WRC2 vor seinem schwedischen Teamkollegen Pontus Tidemand.

Mit fünf Siegen gewinnt Škoda Werksfahrer Jan Kopecký den Weltmeistertitel der WRC 2

Škoda Motorsport Werksfahrer und neuer Weltmeister: Jan Kopecký

Eine Besonderheit der Klasse WRC2 ist, dass alle Fahrer bei den insgesamt 13 WM-Läufen maximal sechs Resultate sammeln dürfen, die in die Gesamtwertung einfliessen. Das Škoda Werksteam nutzt diese Konstellation, um mit unterschiedlichen Mannschaftsaufstellungen anzutreten. Beim Saisonauftakt 2018 in Monte Carlo vertritt Kopecký alleine die Farben von Škoda Motorsport – und gewinnt auftragsgemäss. Bei der Rallye Schweden wird Tidemand (WRC2-Champion des Vorjahres) Zweiter vor Teamneuzugang Ole-Christian Veiby, einem Nachwuchsfahrer aus Norwegen. 

Pontus Tidemand, WRC2-Champion von 2017, muss sich ein Jahr später Teamkollege Jan Kopecký geschlagen geben

In Mexiko geht zum ersten Mal der erst 17 Jahre alte Kalle Rovanperä für Škoda Motorsport an den Start. Aufgrund seines Alters darf der Finne nur an manchen WM-Läufen teilnehmen. Den Sieg lässt sich Tidemand nicht nehmen, aber Rovanperä unterstreicht mit Rang 5 sein Talent.

Bei der französischen WM-Rallye auf der Mittelmeerinsel Korsika setzt Škoda Motorsport auf Kopecký und Veiby. Der Tscheche landet seinen zweiten WRC2-Saisonsieg, der Norweger wird Vierter. Bei der folgenden Rallye in Argentinien kämpfen Tidemand und Rovanperä um den Sieg. Am Ende gewinnt der Schwede die WRC2, der finnische Škoda Junior scheidet durch einen Unfall aus. Mit dem nächsten Sieg bei der Rallye Portugal baut Tidemand seine WRC2-Tabellenführung aus. Juuso Nordgren, der zweite finnische Škoda-Junior, wird Sechster.

Ole-Christian Veiby hat das Nachwuchsprogramm von Škoda Ende September verlassen. „Ich bedanke mich bei O.C. Veiby und Stig Rune Skjaermœn, ich wünsche beiden das Beste für ihre Zukunft.” sagt Škoda Motorsport Chef Michal Hrabánek. Ole Christian Veiby und Stig Rune Skjaermœn fuhren 2017 für das Team MRF mit einem Škoda Fabia R5 in der FIA Asien-Pazifik Rallyemeisterschaft, erkämpften den zweiten Platz in der Fahrer- und Beifahrer-Wertung und halfen Škoda tatkräftig beim Gewinn der Herstellerwertung. 

Beim italienischen WM-Lauf beweist Kopecký, dass er zu Unrecht als reiner Asphaltfahrer gilt. Der amtierende tschechische Meister gewinnt auf dem harten Schotter der Mittelmeerinsel Sardinien die WRC2 vor Teamkollege Veiby. Bei der Rallye Finnland vertraut Škoda Motorsport ausschliesslich auf die Jugend. Kalle Rovanperä bedankt sich mit WRC2-Rang 4, Teamkollege Veiby muss nach einem Überschlag aufgeben. Der Klassensieg bleibt trotzdem im Hause, er geht an Škoda-Privatfahrer Eerik Pietarinen.

Wasser marsch – auf der Mittelmeerinsel Sardinien beweist Jan Kopecký sein Talent auf losem Geläuf

So sieht der Škoda Fabia R5 von innen aus.

Auf Asphalt ist Škoda Werksfahrer Jan Kopecký kaum zu schlagen

Auf dem Asphalt der Rallye Deutschland fordert Škoda Junior Rovanperä Teamkollege Kopecký heraus. Im Ziel hat der tschechische Routinier die Nase knapp vorne – mit nur 3,8 Sekunden Vorsprung gewinnt er die WRC2 vor Rovanperä und erobert die Tabellenführung zurück. Bei der neuen Rallye Türkei treffen Asphalt-As Kopecký und Schotter-Spezialist Tidemand das einzige Mal in der Saison 2018 direkt aufeinander. Überraschend gewinnt Kopecký das Duell und die Kategorie, Tidemand kommt nicht ins Ziel.

Auf Asphalt (hier bei der Rallye Deutschland) ist Škoda Werksfahrer Jan Kopecký kaum zu schlagen

In Grossbritannien feiert Škoda Junior Rovanperä seinen ersten WRC2-Sieg für das Team – eine Woche nach seinem 18. Geburtstag. Tidemand wird in Wales zwar Zweiter, hat damit aber die letzte Chance vertan, Kopecký noch einzuholen. Zur Rallye Spanien startet der Tscheche bereits als neuer WRC2-Champion. Da kann er es verschmerzen, dass er bei der einzigen Rallye im WM-Kalender, die sowohl auf Schotter als auch auf Asphalt ausgetragen wird, erneut gegen „Wunderkind“ Rovanperä den Kürzeren zieht. Auf das Saisonfinale in Australien verzichtet Škoda Motorsport. Die ersten drei Plätze in der Gesamtwertung gehen auch so an das Werksteam aus Mladà Boleslav in der Reihenfolge Kopecký (fünf Siege), Tidemand (drei Siege), Rovanperä (zwei Siege).

Eine Woche nach seinem 18. Geburtstag holt Škoda Junior Kalle Rovanperä die WRC2-Wertung bei der Rallye Grossbritannien

Nach dem Finnen Esapekka Lappi in der Saison 2016 und Pontus Tidemand im vergangenen Jahr ist Jan Kopecký der dritte Škoda-Werksfahrer in Folge, der den WRC2-Titel holt. Škoda Motorsport gewinnt ausserdem erneut die Team-Wertung. Für Kopecký ist es der bisher grösste Erfolg seiner Karriere. Der 36-Jährige aus dem nordtschechischen Opočno rundet das Jahr mit seiner sechsten Meisterschaft in der Heimat ab, natürlich ebenfalls im Škoda Fabia R5.

Mehr zum Thema gibt es hier: Škoda-Motorsport 2018