Der Maserati Ghibli GranLusso SQ4 – eine italienische Affäre*

 

*Achtung: Dieser Artikel enthält keinerlei technische Details zum Maserati Ghibli GranLusso SQ4 und ist überhaupt nicht objektiv.

Eine Ode an den Maserati Ghibli GranLusso SQ4

Leidenschaft ist unvernünftig. Der neue Maserati Ghibli GranLusso SQ4 ist die pure Unvernunft, wie ein Relikt aus einer Zeit, in der Männer noch Männer sein durften. Sämtliche Sorgen über Klimawandel oder Nachhaltigkeit lösen sich in Abgase auf, sobald man den Motor startet. Das innere Kind schreit vor Freude, wenn das erste Mal der 430 PS starke Sechszylinder-Motor aufheult. Besonders kindisch im Sportmodus: Der Maserati Ghibli GranLusso SQ4 röhrt dann am Rotlicht wie ein brünftiger Elch auf Steroid, um dann beim Beschleunigen in ein böses Fauchen überzugehen und beim Schalten ein Donner-Bollwerk zündet, das ein bisschen so tönt als brenne eine chinesische Feuerwerks-Fabrik.

Kritisch? Objektiv??

Man möchte gerne kritisch sein oder wenigstens objektiv bleiben, was nicht geht, weil schon lange das innere Kind das Steuer übernommen hat. Und die Grenzen ausloten will. Dank dem Vierradantrieb ist keine Kurve zu eng – jede einzelne nimmt der GranLusso glatt wie ein Buttermesser. Dumm nur, dass die Paddels nicht mit dem Lenkrad mitgehen, was das Schalten aus Kurven zur Fingerakrobatik macht. Sonst wird der Automat zum Spielverderber und schaltet sich ein. Auch den gediegenen Bruder vom GranSport will man gerne stets im roten Drehbereich fahren – immer voll am Gas und voll in den Bremsen. Wie ein 12-Jähriger an einer Play-Station.

Natürlich kann man den GranLusso auch normal und einigermassen ökologisch fahren. Im I.C.E.-Modus, zum Beispiel, mit sanftem Fuss am Gas. Aber man will das einfach nicht, sondern selbst die Paddels tippen und Dirigent des Klangorchesters sein, das man mit seinem rechten Fuss befeuert.

Lärmbelästigung? Pfff..

Können Autos glücklich machen? Die Antwort lautet: Ja, dieses schon. Der Adrenalinschub, wenn man in 4,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert wird, macht süchtig. Weil, nicht still und leise wie in einem Tesla sondern laut und brachial wie in einem Kampf-Jet. Können Autos den Charakter verderben? Ja. Schon auf den ersten Metern pfeift man auf alle Werte, welche die Welt zu einer besseren machen würden. Über 14 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer? Wen kümmert’s. Tempo 80? Es reicht ja, wenn sich die anderen daran halten. Lärmbelästigung? Pfff, nicht bei diesem Sound. Mit den rund 110’000 Franken Basispreis könnte man in Afrika ein ganzes Dorf bauen. Aber afrikanische Dörfer gibt’s leider nicht mit 21 Zoll-Felgen.

Keine Frage: Gutmenschen werden den Maserati Ghibli GranLusso SQ4 auch nach dem Beauty- und Leistungslifting nicht kaufen. Dieses Auto umgibt vielmehr die sexy Aura der Verruchtheit wie ein cooler Gangster in einem Guy Ritchie-Film. Oder ein skrupelloser Geschäftsmann, dem man alles zutraut. Und das merkt man. Keiner will sich mit einem anlegen. Langsam-Fahrer stellen den Blinker, wenn sie einem im Rückspiegel sehen. Die überarbeitete Frontpartie des Ghibli GranLusso SQ4 ist so einschüchternd, dass man sogar Vortritt bekommt, obwohl man gar keinen hätte.

Für das Kind im Manne

Wer sich in die belüfteten Sitze schmiegt, wird vom GranLusso umschlossen wie ein perfekt sitzender italienischer Anzug. Die Unvernunft übermannt dann wie es eine Affäre tut. So müssten jetzt eigentlich technische Details folgen, welche die Potenz des Maserati Ghibli GranLusso SQ4 in Zahlen fassen. Aber was sagen schon Zahlen über Leidenschaft! Ein Auto für Männer, die noch echte Männer sind. Oder wenigstens wieder Buben sein dürfen – für einen kurzen Moment.

Fotocredit:  juergkaufmann.com