Der neue Porsche Cayenne – ein erster Mitfahrbericht.

 

Der neue Porsche Cayenne ist so neu, dass wir damit noch nicht selber fahren dürfen. Aber die Werkspiloten haben die Herausforderung angenommen, den anwesenden Journalisten beim Technik-Workshop auf dem ADAC Testgelände in Grevenbroich ordentlich einzuheizen. Neben Mitfahrspass gab es aber auch noch geballte Informationen rund um den Porsche Cayenne der dritten Generation.

Für Porsche war der Cayenne vor 15 Jahren der Start in eine glänzende Zukunft mit bis dato nie gekannten Absatz zahlen. Die Sportwagenmarke wurde zur SUV-Hersteller. Die nun vorgestellte dritte Generation soll den Erfolg ausbauen. Aber wie macht man das möglicherweise sportlichste SUV der Welt noch besser? Mit viel Feilen am Detail. Und mit Hilfe einer Sportwagenikone: Beim neuen Cayenne hat sich Porsche die ein oder andere Spezialität vom Elfer abgeschaut.

Das fängt schon beim Design an, zumindest wenn man die Porsche-Perspektive teilt. Die dritte Generation des Luxus-SUV duckt sich etwas flacher als ihre beiden Vorgänger und nähert sich auch dank der gewachsenen Länge an die Proportionen des 911. Dazu kommen eine neu gestaltete Front, die bei genauem Hinschauen ebenfalls an die Schnauze des Klassikers erinnert – und ein knackigeres Heck. Unterm Strich bleiben die auf den ersten Blick sichtbaren Änderungen aber sehr moderat. Kein Wunder, ist der aktuelle Cayenne mit mehr als einer halben Million verkaufter Fahrzeuge doch ein echtes Erfolgsmodell für die Marke.

Porsche Cayenne: die dritte Generation hat “alle Waffen an Bord”

Bekanntlich zählen die inneren Werte oft mehr und genau da steckt die Ingenieurskunst aus Zuffenhausen. Porsche hat in sein SUV-Flaggschiff fleissig hineingepackt, was das gut gefüllte Teileregal in Stuttgart und Wolfsburg hergibt. „Wir haben alle Waffen an Bord“, drückt es Entwicklungsvorstand Michael Steiner etwas martialisch aus. Das Arsenal stammt dabei beispielsweise vom neuen Panamera (Motoren, Cockpit) und vom Audi Q7 (Vorderwagen und Mittelteil der Bodengruppe), zum prägnantesten Teil aber aus dem 911er. Namentlich die mitlenkende Hinterachse etwa, die die Spurstabilität beim Ausweichen und die Handlichkeit beim Rangieren erhöhen soll. Oder der aktive Spoiler des Cayenne Turbo, der geringen Luftwiderstand sowie hohen Anpressdruck unter einen Hut bringen soll und zudem als Airbrake-Bremshilfe dient. Wichtigste Neuerung könnte jedoch die vom Sportwagen übernommene Mixbereifung sein: Hinten sind die Pneus nun deutlich breiter (bis zu 315/35) als vorne (bis zu 285/40), um die Traktion und Stabilität zu verbessern, ohne die Agilität zu verwässern.

Der Technik-Transfer vom Sportwagen in den schweren Offroader hat natürlich Grenzen. Um dem Koloss möglichst handlich zu halten, ist einerseits deutlich mehr Technik nötig als in dem kleinen Heckmotor-Flitzer. Etwa die erstmals elektrisch ausgeführte aktive Wankstabilisierung, die sich eines extra eingezogenen 48-Volt-Bordnetzes bedient. Andererseits soll der Cayenne nicht nur schnell und straff sein, sondern neben überdurchschnittlicher Geländegängigkeit auch noch höchsten Langstreckenkomfort bieten. Bei diesem anspruchsvollen Spagat wird eine neue Luftfederung mit drei statt einer Kammer helfen, die eine deutlich grössere Spreizung zwischen Komfort- und Rennstrecken-Einstellung erlaubt.

Einen Sonderweg innerhalb der Markenwelt geht das Luxus-SUV beim Getriebe: Weil die Entwickler Wert auf Robustheit und Anhängelast legten, kommt statt der mittlerweile im Konzern typischen Doppelkupplung eine Wandlerautomatik mit acht Gängen zum Einsatz. Zudem ist die Box bei Bedarf durch den Einbau eines Elektromotors recht einfach hybridisierbar.

Auch wenn die zahlreichen technischen Änderungen die Agilität des erstmals knapp unter die Zwei-Tonnen-Hürde gedrückten SUV spürbar erhöhen dürften, muss sich die grössere Dynamik der Neuauflage natürlich vor allem in den technischen Daten niederschlagen, um Kunden zum Wechsel zu verlocken. So erhalten die V6- und V8-Turbobenziner gegenüber ihren Vorgängeraggregaten bis zu 40 Extra-PS und erreichen eine höhere Endgeschwindigkeit (bis zu 286 km/h). Und das, obwohl der Hubraum in jeder Variante gesunken ist. Als Basismotor fungiert ein Single-Turbo-Sechszylinder mit 340 PS, im teureren Cayenne S sorgt ein 440 PS starker Biturbo-Sechszylinder für Vortrieb und im vorläufigen Top-Modell Cayenne Turbo arbeitet ein V8 mit 550 PS. Die Normverbrauchswerte liegen zwischen 9,0 und 11,9 Litern und damit ganz leicht niedriger als zuvor. In Sachen Abgasnorm sind die Modelle nach Euro 6c zertifiziert.

Marktstart des per Internet stets mit der Aussenwelt vernetzten Porsche ist im Dezember 2017. Die Preisliste für den Basis-Cayenne startet bei 91’500 Franken, der Cayenne S kostet ab 112’200 Franken und für den Cayenne Turbo müssen mindestens 169’500 Franken nach Zuffenhausen überwiesen werden. Weitere Infos gibt es hier bei Porsche Schweiz.