Umweltschutz und Offroad: Wie passt das zusammen?
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In der Natur, gegen die Natur? Zugegeben, die Anhänger unseres Hobbies haben keinen allzu guten Ruf, wenn es um den Schutz der Umwelt geht. Aber wo stehen wir eigentlich? Sind wir uns nicht manchmal selbst der grösste Gegner und lässt sich Offroad überhaupt mit Umweltschutz vereinen?

Offroader – so mancher spricht dieses Wort so aus, als ob vor ihm ein unschönes Insekt auf seinem Latte Macchiato Glas gelandet wäre. Offroader – das sind die, die unnötig grosse, oft dieselbetriebene und gar-nicht-so umweltfreundliche „Klimaschweine“ fahren. Offroader – wer sowas tut, dem sind die Tiere des Waldes ebenso egal, wie verdichtete Böden und abgeknickte Äste. Es gibt eine ganze Menge von Klischees, die den Freunden der gepflegten Allrad-Fortbewegung nur allzu gern zur Last gelegt werden. Sehr oft sind sie unberechtigt. Aber jedes Klischee enthält dem Volksmund nach ja auch einen wahren Kern. Diesen zu ergründen, versucht der folgende Artikel. Und er möchte dabei weit mehr sein, als der für eine Seite kräftig erhobene Zeigefinger – viel eher eine ganzheitliche Betrachtung des grossen Themas Offroad und Umwelt. 

Ein Klischee auf vier Rädern

Vom Nutzfahrzeug zum (Teilzeit-)Freizeit-Vehikel, so verlief die Evolution des Allraders nicht nur bei uns. Doch woher kommen die Anfeindungen? Und sind sie überhaupt berechtigt?

Woher kommen die Anfeindungen?

Eigentlich ist die Gesetzeslage, zumindest in der Schweiz, wirklich sonnenklar. Da diktiert der Artikel 43 des Strassenverkehrsgesetzes, der so schon seit 1959 besteht, dass „Wege, die sich für den Verkehr mit Motorfahrzeugen oder Fahrrädern nicht eignen oder offensichtlich nicht dafür bestimmt sind, wie Fuss- und Wanderwege, dürfen mit solchen Fahrzeugen nicht befahren werden.“

Das Ergebnis sehen Offroad-Freunde tagtäglich, denn ungleich zu vielen anderen Ländern, auch in direkter Nachbarschaft, ist es bei uns schlichtweg illegal, „mal eben“ anzuhalten, den Allradantrieb einzuschalten und „in die Landschaft abzubiegen“. In der Realität sieht es so aus, dass zum Offroaden in der Schweiz nur einige ausgesuchte Trails möglich sind. Schön zwar, aber weit entfernt davon, dass man wegen ihnen gleich, wie manche Gegner es tun, die „Offroad-Umweltapokalypse“ ausrufen müsste. Dazu sind die Strecken zu klein, die Teilnehmer zu gering und selbst der älteste Ländy emittiert nicht genug Schadstoffe, um bei einer solchen Tour in irgendeiner messbaren Weise zum Klimawandel oder anderen Umweltschäden beizutragen.

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In der Schweiz ist das Geländewagen-Revier zwangsweise meist Asphalt. Und gerade dort tun sich „die Dicken“ oft schwer und befeuern Kritiker. fotolia.com © Kara

Trotzdem gibt es Gruppen, die in voller Kenntnis der bestehenden Gesetzeslage auch nach dem Ende der unseligen Kampagne der jungen Grünen nach wie vor etwas fordern, das man nur als totales Offroad-Verbot in der Schweiz ansehen kann. Es muss also irgendwo zwischen den verantwortungsbewussten Offroadern und den Gegnern einen Zwischenraum geben, der die Abneigung begründet.

Selbst Schuld oder verzerrte Wahrnehmung?

Mal ehrlich: Wer von uns hat noch nicht eine legitime Offroadfahrt, etwa zum Holzholen, aus Spass an der Freude ein gutes Stück weiter ausgedehnt, als es erforderlich war? Hand hoch, wer noch nicht auf einem herrlich verschlammten Waldweg das Gaspedal weiter durchgetreten hätte, als erforderlich. In diesen „Anklagepunkten“ sind viele Offroader schuldig – doch ob das regelrechte Hetzkampagnen gegen die gesamte Fahrzeugklasse rechtfertigt, ist mehr als fragwürdig.

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Schwarze Schafe kennt jedes Hobby. Bloss ist es in unserem überdeutlich sichtbar, wenn sich jemand nicht an die Regeln hält. fotolia.com © Oleksii Nykonchuk

Und damit kommen wir direkt zu den schwarzen Schafen, die es im Übrigen nicht nur im motorisierten Bereich, sondern absolut jedem Hobby gibt. Die, die wissen, dass die Polizei nicht überall sein kann. Die sich mit eingeschalteter Untersetzung überall dort durchkämpfen, wo nur genug Platz ist, um den Offroader schadenfrei zwischen zwei Bäumen durchzubringen.

Glaubt man denen, die gegen das Offroaden wettern, muss es Unmengen solcher „Gesetzloser“ geben. Komisch dann nur, dass die wissenschaftlich belegbaren Zahlen gänzlich anders aussehen. Es ist nämlich so, dass 92-95% aller Offroad-Fahrzeugbesitzer noch nie mit ihrem Wagen im Gelände waren. Und dann ist der Rest bloss reine Mathematik:

  • Knapp 6 Millionen Fahrzeuge sind in der Schweiz immatrikuliert und haben hier einen Anteil von 40% der gesamten CO2-Emissionen.
  • 4,5 Millionen davon sind Personenwagen
  • Rund 44% oder 1,98 Millionen aller jüngst immatrikulierten Personenwagen sind Allradler
  • Waren 92% dieser 1,98 Millionen noch nie im Gelände (das wären 1,82 Millionen Fahrzeuge), verbleiben 158‘400 „echte“ Offroader und damit etwa 2,6 Prozent aller Fahrzeuge in der gesamten Schweiz.

Und selbst wenn man von einer hohen Dunkelziffer von 20% an schwarzen Schafen ausgehen würde, die mindestens einmal jährlich ungesetzlich abseits der Strassen unterwegs sind, wären das gerade einmal 31‘680 Stück.

Klar klingen 31‘680 Offroader erst einmal viel. Aber betrachten wir das Gesamtbild: Es sind extrem wenige im Vergleich zu den insgesamt immatrikulierten Fahrzeugen. Und es sind ganz extrem wenige im Vergleich zu den Sommer- und Wintersportlern, die alljährlich die Natur der Schweiz wirklich schädigen. Denn: Selbst ein illegaler Offroader bewegt sich vielleicht einige Stunden durch Wald und Wiese – wo für den Tourismus ganze Landschaften dauerhaft umgestaltet werden.

Das Problem ist hier viel eher, dass wir Offroadfahrer ein dankbares Ziel sind. Wir geben ja keine Millionen Franken für Skipässe und Hotelübernachtungen aus. Wir zahlen ja „nur“ Steuern für unsere Fahrzeuge und den Kraftstoff. Wir sind keine Stütze der hiesigen Industrie, allein schon deshalb, weil es keine schweizerischen Geländewagenhersteller mehr gibt. Für die meisten Kritiker ist es ein reines „Sichtbarkeits-Problem“. Denn ein Geländewagen, gerade wenn er noch vom Besitzer mit zusätzlichen Offroad-Features ausgestattet wurde, sieht eben wesentlich mehr nach „Klimaschwein“ und „Bambischreck“ aus, als ein Wanderer, der sich auf Schusters Rappen oder Schneeschuhen durch die Gegend bewegt – wobei letzterer allein aufgrund der Anzahl die grössere Belastung für Wild und Co. ist.

Jeder weiss, welch gigantisches Umweltproblem allein Wintersport hierzulande darstellt. Angefangen von dank Schneekanonen ausgetrockneten Bächen bis hin zu gestresstem Wild, das durch Abseits-der-Piste-Fahrer und -Wanderer immer weniger Ruhe findet. Und dass für eine Skipiste nicht selten ganze Bergketten umgestaltet werden, sollte bekannt sein.

In diesem Sinne herrscht bezüglich des Offroad-Fahrens tatsächlich eine verzerrte Wahrnehmung. Leider wird sie jedoch nicht besser dadurch, dass es tatsächlich Spezis gibt, die den Hebel auf „4L“ schalten und genau dort eine tiefe Fahrrinne im Dreck hinterlassen, wo sie auch der gutmütigste Förster noch sieht und mit lautem „Hiiihaaaa“ an Wanderern vorbeischiessen.

Schiere Notwendigkeit

Ja, Offroadfahrzeuge sind grösser als PW, verbrauchen mehr Kraftstoff, setzen mehr CO2 frei, als ein schön umweltfreundlicher Kleinwagen. Und welchen Sinn es macht, sich als Innenstadtbewohner von Zürich, Basel und Co. generell irgendein Auto zu kaufen, dass grösser als ein Smart ist – von einem fast fünf Meter langen Grand Cherokee Trailhawk ganz zu schweigen – sei dahingestellt.

Fakt ist aber: Die Schweiz ist ganz ungeachtet ihrer vergleichsweise dichten Besiedlung nach wie vor in weiten Teilen eine Bergnation, in der die Winter lang und ungemütlich sind. Wir sind nicht aus purem Vergnügen eine Allradnation, sondern weil ohne 4×4 eben die Hälfte der Einwohner sonst zwischen Dezember und März nicht auf der Arbeit erscheinen könnte.

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Für Grossstädter mögen Geländewagen tatsächlich überflüssig sein, für viele schweizer Landbewohner sind sie jedoch Winter- Mobilitätsgarant. fotolia.com © demphoto

Natürlich kann man streiten, ob und wann die Anschaffung eines Allraders von der Notwendigkeit zum Prestigeobjekt wird. Aber: Denkt man diesen Gedanken zu Ende, steht man an der Schwelle zum Diktat, das jedem Einwohner nur das zubilligt, was er zwecks Wohnort und Beruf benötigt.

Umweltschutz und Offroad beissen sich nicht

Zahlen und Fakten sind es, die eine Aussage beleg- und bewertbar machen. Und genau dadurch zeigt sich auch, dass „der grosse böse Offroader“, vor allem heute, gar nicht der Umweltkiller ist, zu dem er gern hochstilisiert wird.

Modern dank modern

Was das Fahrzeugalter angeht, sind wir eine verhältnismässig junge Nation: Durchschnittlich 6,5 Jahre hat ein in der Schweiz immatrikulierter Wagen auf dem Buckel – in Deutschland sind es beispielsweise 9,3 Jahre.

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Alte Offroader sind bei uns eine Seltenheit. Die meisten Geländewagen sind ebenso jung wie der Rest des Fahrzeugbestandes. fotolia.com © tadeas

Und ja, dieses Durchschnittsalter gilt auch für Offroader, denn, wir erinnern uns, diese stellen fast die Hälfte aller Personenwagen in unserem Land dar. Und jetzt darf man sich einmal überlegen, welche umwelttechnischen Neuerungen seit 2010/11 getätigt wurden und in den Fahrzeugbau einflossen. Nur so viel: Es sind nicht so viele, wie man glauben möchte. Damit gilt also, dass Schweizer Offroadfahrzeuge schon wegen ihres vergleichsweise geringen Alters eine viel niedrigere Belastung für die Umwelt darstellen, als in anderen Ländern.

Und selbst für die Fahrzeuge, die dank ihres höheren Alters in niedrigeren Abgasnormen eingestuft werden, gibt es eben auch eine Pflicht zur Abgaswartung – für Diesel beispielsweise für alles, was nicht Euro-4 erfüllt. Und diese Norm trat 2005 in Kraft! In der Schweiz gibt es keine Ausnahmegenehmigungen für Oldtimer, wie in anderen Ländern. Was hier alt ist, wird streng überwacht.

Hersteller und die SUV-Masse

Ob SUVs nun zu den „echten“ Geländewagen gezählt werden dürfen oder nicht, das ist eine Frage für den Stammtisch. Fakt ist aber: Die Fahrzeuggattung der echten und echt-aussehenden Geländewagen schiesst weltweit seit Jahren durch die Decke. Und überall gelten für die Hersteller Dinge wie Flottenverbräuche, Flottenausstösse usw. Das bedeutet wiederum, dass die Zeiten, in denen Geländefahrzeuge eine ausserhalb der Fahrzeug-Majorität stehende Randgruppe waren, unwiderruflich vorbei sind. Es ist schlicht und ergreifend unmöglich geworden, einen Geländewagen zu bauen und zu verkaufen, der – auf Hubraum, Leistung und Bauweise umgerechnet – auch nur ein Prozent von den Umweltvorgaben für alle Autos abweichen könnte. Nicht nur, aber auch weil Geländewagen heute keine Exoten mehr sind, sondern in vielen Ländern kurz davorstehen, die Zulassungsstatistiken anzuführen.

2016 wurde die Produktion eines der wohl bekanntesten Geländewagen, dem Land Rover Defender, eingestellt, weil der Wagen die Umweltanforderungen nicht mehr erfüllen konnte. Und warum der Mercedes-G nach wie vor da ist, verstehen selbst so manche Hardcore-Offroader unter umwelttechnischen Gesichtspunkten nicht. Das aber zeigt deutlich: Es gibt keine Offroader mehr, die nicht ebenso ausgeklügelte Umweltschutzmassnahmen an Bord hätten, wie jedes „normale“ Auto

Umweltschutz dank Geländewagen – nicht trotz

Kritiker werfen uns Offroadern gerne vor, dass die Fahrt im Gelände eine absolut überflüssige Freizeitbeschäftigung sei. Ohne auf unter Umweltaspekten ähnlich sinnfreie Tätigkeiten wie Motorbootfahren oder Freizeitfliegerei einzugehen, muss man dem Geländewagen aber auch, sofern er dafür genutzt wird, eingestehen, dass er, zweckmässig eingesetzt, dem Umweltschutz durchaus dienlich ist.

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Und wer zieht den schweren Brennholz-Hänger jetzt durch die Wiese? Sicher nicht die brave Fliessheck-Familienlimousine. fotolia.com © tiru52

Fangen wir mal bei den begehrten regenerativen Brennstoffen an. Immer mehr Schweizer kommen (wieder) auf den Geschmack, dass ein Holzofen im Wohnzimmer nicht nur eine gemütliche, sondern auch ziemlich umweltschonende und preisgünstige Heizungsform ist. Allerdings geben selbst Umweltschützer zu, dass Holz nur dann klimatisch gut funktioniert, wenn es in der Nähe geschlagen wird.

Auftritt Geländewagen. Denn was ist wohl besser: Seinen Ofen mit Holz zu befeuern, dass per LKW und Co. erst hunderte oder tausende Kilometer durch Europa befördert wurde, oder mit dem privaten Geländewagen samt Anhänger aus dem heimischen Wald gezogen wurde? Man kommt eben nicht mit dem Familienkombi durch Schlamm und Matsch und dann mit hunderten Kilogramm Feuerholz wieder heim, dazu braucht es zwingend einen Geländewagen.

Und dann sei der derzeit grösste Punkt des Umweltschutzes angemerkt, das Kohlendioxid. Ja, es stimmt, dass die bei Offroadern oft grösseren Hubräume für mehr CO2-Ausstoss sorgen. Aber es ist auch eine Tatsache, dass praktisch alle Offroader von Dieselmotoren angetrieben werden. Und da kommt die Statistik ins Spiel: Dieselmotoren stossen bei gleichem Hubraum etwa 20% weniger CO2 aus, als Benziner. Deshalb werfen wir einen Blick in die durchschnittlichen Hubräume neuzugelassener Autos. Nur ein geringer Teil davon liegt jenseits der 2000cm² – die Mär vom „Hubraummonster Geländewagen“ hat sich überlebt. Heute werkeln darin vergleichsweise kleine und dennoch kräftige Diesel, die wesentlich weniger CO2 ausstossen, als die ebenfalls gern gekauften Grossraumlimousinen mit starkem Benzinmotor.

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Quelle: Bundesamt für Statistik, Grafik-Hintergrund fotolia.com © JackStock

Mit gutem Beispiel vorangehen

Viele Offroader wissen um die genannten Fakten. Und sie wissen auch, dass die Kritik an unseren Fahrzeugen nicht nur überzogen ist, sondern oftmals falsch, um nicht zu sagen unfair. Dennoch liegt es an uns selbst, dafür zu sorgen, dass die Anklagen leiser werden.

Trail ja, Wald nein

Und da ist unsere eigene Fahr-Verhaltensweise ein Schwerpunkt. Auch, wenn „Juchhu-Fahrten“ durch den Wald bereits heute illegal sind, liegt es an uns, genau dort den Kritikern nicht noch mehr Munition zu liefern. Denn, um es überdeutlich auszudrücken: Der Wald ist in der Schweiz Dreh- und Angelpunkt für alle Umweltschutzbemühungen. Hier sind 75% aller Tier- und Pflanzenarten heimisch, hier entsteht der meiste Sauerstoff, wird das meiste Kohlendioxid gebunden. Was hier zerstört wird, ist ein Multiplikator, der sich auf alles andere erstreckt.

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Bei ölfeuchten Motor-Unterseiten sollte man sich solche Spässe verkneifen. Zu schnell werden dadurch (Grund-) Gewässer geschädigt. fotolia.com © Olkesii Nykonchuk

Deshalb gelten hier auch die wichtigsten Offroad-Regeln:

  • Nur Offroad-Fahrten, die absolut nötig sind, auch wenn keiner guckt
  • So langsam und leise wie möglich
  • Nicht länger, als unbedingt erforderlich
  • Alle überflüssigen Geräusche vermeiden
  • Nur auf sowieso vorhandenen „Wegen“ (Schneisen etc.) bleiben

Und diese Regeln sollten aus Vernunft gelten, nicht nur aus Gesetzeszwang. Und sie sollten auch im Ausland guter Ton sein. Nicht wenige von uns geniessen es natürlich, in Frankreich, Deutschland und anderen, weniger Offroad-restriktiven Ländern sich unseren staatlichen Verboten zu entziehen. Doch Umweltschutz kennt keine Landesgrenzen. Was man anderswo kaputtmacht, kommt irgendwann auch bei uns an. Ausserdem fungiert das Fahrzeug-Kennzeichen auch als Signalschild: Wollen wir wirklich, dass „die Schweizer“ im Ausland schlecht angesehen werden, nur weil wir uns dort als gedankenlose Offroad-Touristen betätigen?

Nein. Wir sollten uns überall als Botschafter verstehen – und uns nur an ausgewiesene Trails, Kiesgruben und andere legale Offroad-Strecken halten, ganz besonders natürlich zuhause.

 

Understatement, bitte

Zweifelsfrei sieht ein Defender 90 wesentlich „offroadiger“ und cooler aus, wenn er höhergelegt ist, fette Reifen drauf hat und auf dem Dachgepäckträger alle Ausrüstung verzurrt bereitsteht, um damit ohne weiteres die Alpen zu überqueren. Doch sollte man sich nun mal in einen Nicht-Offroad’ler versetzen, vielleicht sogar einen Kritiker. Wie wirkt ein solches Expeditionsfahrzeug, am besten wenn es noch bis zur Dachkante mit Matsch verdreckt ist? Ganz genau, es fallen einem sämtliche negative Klischees ein, die man jemals übers Offroadfahren und –fahrer gehört hat.

Besser ist es, optisch abzurüsten. Ausrüstung ja, aber bitte nicht dauerhaft so, als müsse man bereit sein, vom Arbeitsplatz sofort in den Schlamm zu fahren. Es ist in den meisten Fällen doch sowieso nicht der Fall. Und ausserdem treibt das zusätzliche Gewicht von Sandschilden, Reservekanistern und Co. nicht nur den Kraftstoffverbrauch nach oben, sondern macht auch das Strassen-Handling schwerer.

Es reicht, wenn das „volle Gerödel“ dann montiert wird, wenn man es wirklich benötigt. Und es gibt somit den ganzen Kritikern nicht noch mehr Munition. 

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Wilde Offroad-Optik wirkt auf Gegner wie ein rotes Tuch. Etwas dezenter tut der Geländetauglichkeit keinen Abbruch. fotolia.com © yo camon

Der ruhende Pol bei Kritik

Die meisten Menschen reagieren bei Kritik immer gleich und werden ein Opfer von umgekehrter Psychologie, da stehen Offroadfahrer nicht aussen vor. Viele drehen dann buchstäblich richtig auf – geben extra viel Gas oder werden, wie aktuell in den USA, sogar zum „Coal-Roller“, der seinen Diesel so fett einstellt, dass dieser beim Gasgeben jedem Kraftwerksschlot Konkurrenz macht – und liefern so den Kritikern tonnenweise Argumente frei Haus.

Klar ist die Kritik am Offroaden oft überzogen. Klar bekommen wir von manchen Leuten Dinge vorgeworfen, die schlicht so haltlos falsch sind, dass man nur noch mit dem Kopf schütteln kann. Doch ganz gleich, wie gross die Hasstiraden auch sind, sollte man sich als Offroader niemals die Blösse geben und mit gleicher Münze zurückzahlen. Wir mögen die Tatsachen auf unserer Seite haben, „die anderen“ haben jedoch die vermeintlich „guten Absichten“ und das wiegt im Zweifelsfall bei der neutralen Majorität immer schwerer.

Deshalb bitte: Bei Kritik immer sachlich bleiben, niemals laut werden und im Zweifelsfall auch auf die Rechte verweisen, die für alle Schweizer und damit auch auch Offroadfahrer gelten. Man muss sich nicht alles bieten lassen, aber man sollte in der Diskussion der Überlegenere sein, der mit mehr Niveau agiert, als der Kritisierende. Und dazu kann es manchmal auch einfach nötig sein, sich umzudrehen und wegzugehen. Manche Hindernisse überwindet man nur, indem man um sie herumfährt, statt sie zu überqueren.

 

Wissen ist Macht

Wer diskutieren will, sollte einen grossen Rucksack voll Hintergrundwissen mit sich führen. Das gilt auch für Diskussionen mit Offroadgegnern. Deshalb sollte man als Mindestmass die genauen Umwelt-Eckdaten seines Offroaders auswendig kennen. Etwa den Verbrauch und den CO2-Ausstoss. Aber man sollte auch darauf verweisen können, wo der eigene Wagen in Sachen Umwelt steht. Weiter oben war ja bereits zu lesen, dass es andere Freizeitgestaltungen gibt, die sehr viel schädlicher für Mutter Natur sind. Und so fand auch eine Bundes-Studie heraus, dass Offroader viel ungefährlicher als ihr Ruf sind.

Auch in diesem Falle ist jeder von uns Botschafter. Nicht um andere Freizeitformen schlecht zu reden, denn das wäre auch falsch und ebenso unfair wie Offroad-Kritik. Aber um das gefährliche Halbwissen vieler Gegner mit nüchternen, gut fundierten Worten korrigieren zu können.

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Von wegen „auf Trails kann einem die Umwelt egal sein“. Nein, auch dort sollte man zumindest Grundregeln beachten. fotolia.com © crazymedia

Umweltschutz auch bei legalen Fahrten

Nun kommen wir zu einem Punkt, der eigentlich logisch sein sollte, aber von überraschend vielen ignoriert wird. Denn wo es erlaubt ist, pfeift so mancher auf alle Regeln – „man darf ja“. Nein, auch auf einem erlaubten Trail gelten die bereits genannten Regeln. Und ausserdem so manch andere Massnahme umweltschonenden Offroadens:

  • Winden und Umlenkrollen an Bäumen nur mittels Ankergurten befestigen, um den Stamm zu schonen.
  • Bei grosser Trockenheit auf Fahrten verzichten, weil heisse Auspuffanlagen durchaus auch Waldbrände verursachen können.
  • Bei grossvolumigen Benzinern über die Anschaffung einer LPG-Gasanlage nachdenken. Schont Umwelt und Geldbeutel.
  • Kein unnötiges „Posen“, um den anderen Fahrern zu imponieren
  • Verlagern der After-Trail-Party aus der Natur in Gaststätten etc.
  • Keine Fahrten mit „schwitzenden“ Motoren und Getrieben durch Gewässer – ein Tropfen Motoröl kann da schon für schwere Schäden sorgen

Eigentlich ist die Vorgehensweise also einfach: Sich auf den erlaubten Trails nicht wie die sprichwörtliche Wildsau aufführen.

Zusammenfassung und Fazit

Offroad und Umweltschutz, das sieht nur auf den ersten Blick wie zwei unvereinbare Gegenpole aus. Beschäftigt man sich genauer damit, stellt man schnell fest, dass gerade hierbei die Kritiken oft nicht nur stark überzogen sind, sondern im völligen Unverhältnis dazu stehen, was andere, vermeintlich naturnahe Hobbies in Wahrheit für Umweltschäden nach sich ziehen. Dennoch obliegt es den Offroadern, durch positives Verhalten aus dem Fadenkreuz der Kritiker zu verschwinden. Wir haben nicht nur die Fakten an unserer Seite, sondern sind auch fast die automobile Mehrheit im Land. Und die grosse Majorität von uns ist vor allem auch kein wild durch den Wald rasender Proll, sondern jemand, der die Natur ebenso liebt und achtet wie ein Wanderer. Das den Kritikern klar zu machen, ist die schwierigste Aufgabe, weil sie auch den Kampf gegen schwarze Schafe in unseren Reihen inkludiert.