1987 wagte sich BMW als erster deutscher Hersteller nach rund 50 Jahren wieder ins absolute Luxussegment des Motorenbaus: Im BMW 750i kam der erste Nachkriegs-V12 mit 220 kW/300 PS und löste in der Oberklasse ein neues Wettrüsten aus.
„BMW überholt alle“ titelte die Fachpresse nach ersten Testfahrten und bezog sich dabei nicht nur auf die Vmax von 250 km/h. Ohne Abregelung wären sogar 270 km/h möglich gewesen, es fehlte jedoch an adäquaten Reifen. Vor allem in Komfort und Ausstattung galten die monumentalen Zwölfzylinder als neue Messlatte. Bei 160 km/h und knapp über 2’000 Touren waren nach Medienmeinung fast keine Motorengeräusche vernehmbar. Noch wichtiger war der Prestigefaktor des V12, der die wohlsituierte Kundenklientel euphorisierte.
Vor allem Kunden aus den USA sollte der neue Superlativ ansprechen, wo der BMW 750i V12 als Alternative zu britischen Nobelkarossen schnell Furore machte.
Das gelang dem 750er auch mit Komfortdetails wie Mehrzonen-Klimaautomatik oder einer vorprogrammierbaren Standlüftung. Den Charakter der Chauffeurlimousine unterstrichen neuartige Fond-Kopfstützen, die bei belastetem Sitzkissen automatisch ausfuhren sowie elektrisch separat verstellbare Fond-Sitzkissen und Rückenlehnen. Wem diese Annehmlichkeiten nicht genügten, für den gab es von Karossiers wie Hamco den V12 mit 28 Zentimeter zusätzlichem Radstand, Bareinrichtung und allen modernen Bürokommunikationsmitteln sowie mit Panzerung. Der ohnehin stolze Preis des BMW 750i steigerte sich so von 102.000 auf 450.000 Mark. Auch der Unterhalt war happig, denn aus 10,5 Liter Normverbrauch wurden praktisch meist über 20 Liter.
Zwar waren das absurd hohe Verbrauchswerte, doch Ende der 80er-Jahre scherte das Luxushersteller und ihre Kunden wenig. Entsprechend konterte 1991 Erzrivale Mercedes den 750i mit einem 6,0-Liter-V12 in der S-Klasse (W140). Dieser Zwölfender mit Stern deklassierte den von Claus Luthe zeitlos elegant entworfenen BMW 7er der Serie E32 gleich mehrfach: Zum einen entwickelte der Mercedes 600 SE so viele kW wie der BMW an PS aufbot. Zum anderen trat der Big-Benz so stattlich auf, dass der BMW 750i im Vergleich wie eine zierliche Mittelklasselimousine wirkte.
Trotz dieser Deklassierung erreichte der zweite BMW 7er gerade wegen des V12, was seinen Vorgängern, dem barocken BMW V8 aus den 1950er Jahren, den Modellen 2500 bis 3,3 Liter und dem ersten 7er (E23) nicht gelang: Er schoss BMW in die Sphäre der globalen automobilen Nobelklasse. Und das mit einem respektablen Gesamtabsatz von über 310’000 Einheiten.