Es gibt nicht viele Autos, in die man sich setzt, losfährt und sagt: „passt“. Der Audi Q2 zählt dazu. Und es bedarf keiner Glaskugel, um zu prophezeien, dass dieses kleine SUV ein grosser Erfolg wird. Audi hat es geschafft, auf 4,19 Meter Länge einen optisch und technisch attraktiven Crossover auf die Räder zu stellen, der bestens in die Zeit passt: kompakt und cool, modern, aber nicht modisch. Kleine City-SUV können auch andere bauen, aber längst nicht in dieser Qualität und mit diesem Individualisierungsgrad.
Audis coolstes Q: Audi Q2
Mit dem Audi Q2 zielen die Marketing-Strategen von Audi vor allem auf junge und hippe Städter mit gut gefülltem Bankkonto. Mag sich der Einstiegspreis von 30’700 für den 1.0 TFSI mit 85 kW/116 PS (aber allerdings auch nur mit Frontantrieb) zunächst günstig anhören, so ist es eine leichte Übung, den Q2 über 50’000 Franken zu treiben. Und weil es die urbane Klientel meist auch ein bisschen schrill, bunt und laut liebt, geht der Ingolstädter Autobauer auch auf diese Wünsche ein. Der Q2 bringt es zusammen mit den unterschiedlichen Motoren und Getrieben sowie den diversen Dekorelementen, Ausstattungen, Farben und Polstern laut Audi auf mehr als fünf Millionen individuelle Kombinationen. Ein identischer Q2 dürfte einem damit wohl kaum entgegen kommen.
Äusserst auffällig am kleinen Audi-SUV ist das sogenannte „Blade“ an der hinteren Dachsäule, das in Kontrastfarbe, aber auch in Wagenfarbe bestellt werden kann. Und wer genauer hinsieht, erkennt den Bruch in der seitlichen Tornado-Linie. Wie mit einem Messer die Käsekante entlang haben die Designer während der Entwicklung am Tonmodell ein Stück die Seitenlinie beschnitten. Matthias Fink, der Schöpfer des Audi Q2, nennt es Polygon-Optik. Das kleinste Q zeigt Kante und setzt sich damit recht markant vom Rest der Herde ab.
In diesem Video präsentiert das Audi Design-Team rund um Matthias Fink die Details des neuen Audi Q2. Wie z.B. die Polygon-Optik, das Blade, die Konnektivität …
http://youtu.be/5hlzpVJxGsg
Die Audi-SUV ähneln sich zu sehr? Der kleinste Spross der Q-Herde zeigt nun Ecken und Kanten und soll so vor allem junge, hippe Städter locken.
Technisch basiert der Q2 nicht auf dem A1, sondern auf dem A3. Er übernimmt dessen Radstand, erhält aber kürzere Überhänge. Über Fahrwerksmodifikationen, grössere Räder und andere Sitze haben es die Ingenieure geschafft, die Sitzposition im Vergleich zum A3 um acht Zentimeter zu erhöhen. Das spürt man deutlich, sowohl beim Ein- und Aussteigen als auch beim Blick durch die Windschutzscheibe. Dennoch kommt nicht das Gefühl auf, aufgebockt zu sitzen. Der Trick liegt in der Lenksäule. Sie steht flacher, das Lenkrad damit steiler. Zusammen ergibt das eine recht sportliche Sitzposition.
Trotz der nach hinten abfallenden Dachlinie zwickt es im Fond des Q2 in keiner Weise. Es herrscht überraschend viel Platz auf der Rückbank. Und auch den vorne sitzenden Personen dürften berechtigte Zweifel kommen, tatsächlich in einem nur 4,19 Meter kurzen SUV zu sitzen. Das subjektive Raumgefühl ist deutlich grösser. Und nicht nur das, der Q2 übertrifft beim Kofferraum sogar den A3 Sportback: Stehen die Rücksitzlehnen aufrecht, passen 405 Liter ins Gepäckabteil. Liegen sie flach, sind es 1’050 Liter. Optional ist eine elektrische Heckklappe im Angebot.
Bei Motoren und Getrieben bedient sich Audi aus dem Regal, spezielle Neuentwicklungen kommen nicht zum Einsatz. Benziner wie Diesel haben jeweils die gleiche Leistung. Die Basis bildet der kleine Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,0 Litern Hubraum und mit 85 kW/116 PS. Hier stellt sich natürlich gleich die Frage: reicht er? Die Antwort lautet: „ja, aber“. Wer im täglichen Umgang mit dem Q2 lediglich in der Stadt unterwegs ist, für den mag der Dreizylinder passen, zumal das Auto nur 1,2 Tonnen wiegt. Der Motor läuft schnurrig, es mangelt ihm aber etwas an Drehmoment, Überholvorgänge wollen also gut überlegt sein. Auf jeden Fall sollte man den Dreizylinder mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (bei Audi S tronic genannt) nehmen, das die Anfahrschwäche etwas kompensiert.
Als sehr gute Nicht-Diesel-Wahl stellte sich während der Testfahrten der 1,4-Liter-Turbobenziner mit 110 kW/150 PS heraus. Der Q2 hinterlässt hier einen souveränen Gesamteindruck. Bezeichnend ist, wie angenehm leise und komfortabel das Auto abrollt, wie solide und fest es sich anfühlt und wie knackig es ums Eck geht. Zu verdanken ist dies unter anderem der Progressiv-Lenkung aus dem S3. Im nächsten Jahr will Audi den Zweiliter-Turbobenziner mit 140 kW/190 PS nachreichen. Für 2018 brodelt die Gerüchteküche. Angeblich ist ein SQ2 mit mehr als 300 PS geplant. Technisch gibt die MQB-Plattform dies jedenfalls locker her.
Auf der Diesel-Seite fährt der Q2 als 1,6-Liter-Selbstzünder mit 85 kW/116 PS und als Zweiliter-TDI mit 110 kW/150 PS oder 140 kW/190 PS. Beim stärksten Diesel und Benziner ist der permanente Allradantrieb serienmässig, bei den mittleren Motorisierungen optional zu haben.
Seinem Premium-Anspruch wird Audi im Innenraum einmal mehr gerecht. Materialauswahl, Oberflächen und Verarbeitung sind top. Gegen Aufpreis kann der Q2 sogar mit dem virtuellen Cockpit ausgestattet werden, wie es bereits TT, Q7, A4 und A3 haben. Und weil die junge Käuferzielgruppe, die Audi für den Q2 im Fokus hat, nicht mehr ohne Smartphone und Knopf im Ohr aus dem Haus geht, steckt im City-SUV auch jede Menge modernste Konnektivität. Fest im Fahrzeug verbaut ist eine sogenannte „embedded SIM-Card“. Sie erhält, wer das Paket MMI Navigation Plus kauft. Für drei Jahre herrscht dann Flatrate bei vielen Onlinediensten und den Navigationsdaten für Google Earth – europaweit. Auch ein WLAN-Hotspot ist an Bord.
Und nicht zuletzt schöpft Audi beim Thema Assistenzsysteme aus dem Vollen. Der Audi Q2 lässt sich mit ähnlich vielen Features ausstatten wie das Flaggschiff Q7. Dazu zählen unter anderem Abstandsradar, Fussgänger- und Verkehrszeichenerkennung, Stauassistent und ein Notprogramm, falls der Fahrer einmal ohnmächtig werden sollte.
Bestellt werden kann der Audi Q2 schon, aber etwas Geduld ist noch für denjenigen gefragt, der ihn sich beim Händler ansehen möchte. Vor November wird Audis coolstes Q dort nicht stehen.