Mitsubishi: Ein Interview mit dem Chefdesigner Kunimoto
4x4Schweiz-News: Autosalon Genf 2016, Mitsubishi eX Studie

 

Mitsubishi und Audi haben auf den ersten Blick nicht sonderlich viel gemeinsam. Was also meint Mitsubishi’s Chefdesigner Tsunehiro Kunimoto, wenn er sagt: „Wir sind ein bisschen wie Audi!“?

Unser fragender Blick entlockt dem Japaner ein Lächeln und er erklärt: „Beim Design der Autos mit alternativen Antrieben halten wir es wie die Ingolstädter“. Während BMW beispielsweise mit seinen i-Modellen um jeden Preis auffallen will, fährt der Mitsubishi Outlander mit Plug-in-Hybrid-Antrieb quasi im gleichen Kleid vor, wie seine konventionell betriebenen Brüder. Und diese Philosophie verfolge schliesslich auch Audi: Deren e-tron-Modell unterscheiden sich nur durch kleine Details von den Geschwistern.

Tsunehiro Kunimoto: „Mitsubishi ist ein bisschen wie Audi.“

Alles andere würde auch nicht zur Design-DNA der Marke passen, betont oberste Kreative. Und die ist bei Mitsubishi relativ eindeutig: Robust, Sicher und Zuverlässig muss das Auto wirken; da bleibt nicht viel Platz für elegante Schwünge oder schickes Bling-Bling. Kunimoto hält sich an die alte Bauhaus-Regel „form follows function“. Dass der Kleinwagen Spacestar allerdings durchaus ein wenig mehr Pep und ein etwas modernes Kleid vertragen könnte, gibt der Japaner ungeniert zu. „Das wird sich in Zukunft auch ändern“, betont Kunimoto.

Wohin das Design der Marke geht, war schon auf der Automesse in Tokio Ende 2015 zu sehen; jetzt präsentierte sich die Studie Mitsubishi eX zum ersten Mal in Europa. Wie es bei Mitsubishi sein soll, wirkt auch das knallgelbe Concept Car robust, bullig und drückt schon optisch Stärke aus. Insgesamt aber wirkt die Fingerübung im SUV-Format deutlich gefälliger, und deutlich mehr wie aus einem Guss, als die auf dem Messestand flankierenden Serienmodelle. Vor allem fällt der gierige Kühlergrill ins Auge, der förmlich nach Luft zu schnappen scheint. Dynamic Shield nennt Kunimoto dieses neue Designelement, das Schutz und Kraft gleichzeitig ausdrücken soll – und das wir in Zukunft häufiger sehen werden. Dabei müsste der Kühler gar nicht mehr so gross sein, erklärt Kunimoto: Früher war die grosse Öffnung nötig, um genügend Frischluft in den Motorraum zu schaufeln, heute würde ein deutlich kleinerer Lufteinlass reichen. Aber: Inzwischen muss so viel Technik – unter anderem Radar- und Ultraschallsensoren sowie Kameras – in der Schnauze verpackt werden, dass er den Kühlergrill immer noch so üppig dimensioniert wie früher zeichnet, um dort das ganze Equipment unterzubringen.

Und wie sieht es innen aus?

Auch hier bestimmt die technische Entwicklung das Design – zum Beispiel das autonome Fahren. Kunimoto erklärt: „Wenn Ihr Auto alleine fahren kann, brauchen Sie ganz andere Instrumente, Anzeigen und Einstellmöglichkeiten als bisher. Mit drei klassischen Rundinstrumenten lässt sich so ein Auto gar nicht mehr bedienen!“ Wie aber löst man das bei einem Klassiker, wie etwa einem denkbaren, künftigen Nachfolger des kürzlich eingestellten Rallyeklassikers Lancer Evolution?
Ein Supersportler mit derartiger Historie soll plötzlich ein volldigitales Kombiinstrument bekommen? Nicht einmal Bugatti traut sich das, und setzt im neuen Chiron weiterhin auf klassische Uhren. Kunimoto aber sieht das entspannt: „Sie können ja klassische Uhren anzeigen, und dahinter die neueste Technik verstecken – und bei Bedarf einfach umschalten.“ Womit wir wieder bei Audi wären: Das geht beim Virtual Cockpit der Ingolstädter auch schon.