Kleine Motorenkunde
Der Subaru-Boxermotor aus dem aktuellen Outback

 

Es soll Menschen geben, die geben mit der Laufruhe ihres Autos an, indem sie eine Münze hochkant auf den Motor stellen. Und sie haben recht damit: Denn das klappt bauartbedingt längst nicht bei jedem Aggregat.

Das kehlige Röhren eines Sechszylinder-Boxers im Porsche-Heck, das schmutzige Brabbeln eines V8 unter der Haube eines Mustang oder das seidige Säuseln eines Reihen-Sechsers im 7er BMW – jede Motorbauart hat ihre Spezialitäten, die sich natürlich weniger auf die Akustik als auf die Nutzbarkeit beziehen.

Das Aluminiumgehäuse eines Reihensechszylinders bei BMW

Das Aluminiumgehäuse eines Reihensechszylinders bei BMW

In Reih und Glied oder doch lieber gegenüber?

Der augenscheinlichste Unterschied der Reihen-, V- und Boxermotoren liegt in der Anordnung der Zylinder. Beim Reihenmotor sind sie hintereinander „in Reihe“ angeordnet, beim V-Motor – wie der Name schon sagt – in einem V, meist in einem Winkel zwischen 60 und 90 Grad, beim Boxer liegen sich die Zylinder gegenüber. Die verschiedenen Bauformen haben spezifische Vor- und Nachteile.

Am weitesten verbreitet ist heutzutage der Reihenmotor, der relativ kostengünstig zu produzieren ist. Mit Abstand am häufigsten wird der Vierzylinder eingesetzt, er ist in fast allen Fahrzeugklassen vertreten. Durch seine kompakte Bauart kann er quer eingebaut und so mit Frontantrieb kombiniert werden. Auch Drei- und Sechszylinder sind gebräuchlich, es gibt auch noch einige Fünfzylinder.

Ein Nachteil an dieser Bauform sind die Vibrationen: Wenn Kolben und Pleuel sich (in Reihe) auf- und abbewegen, treten Massenkräfte auf, die den Motor und damit auch umliegende Strukturen in Schwingungen versetzen. Ausgleichswellen müssen die Kräfte kompensieren. Eine Sonderrolle kommt dem Reihensechszylinder zu: Weil sich seine Schwingungen gegenseitig aufheben, hat er einen besonders ruhigen Lauf, für den zum Beispiel die BMW-Sechsender bekannt sind.

Für ihre bauartbedingte Laufruhe sind Boxermotoren bekannt. Hier liegen sich die Zylinder horizontal gegenüber, die gegenüberliegenden Pleuel und Kolben bewegen sich wie boxende Fäuste aufeinander zu. Unabhängig von der Zylinderzahl heben sich hier die Vibrationen gegenseitig auf. Die flache Bauweise sorgt ausserdem für einen tieferen und damit günstigeren Schwerpunkt des Autos. Boxermotoren sind in ihrer Bauart aufwendiger und deshalb kaum verbreitet. Sportwagenhersteller Porsche und der japanische Allrad-Spezialist Subaru haben heute noch Boxermotoren im Programm.

Der Subaru-Boxermotor aus dem aktuellen Outback

Der Subaru-Boxermotor aus dem aktuellen Outback

Der 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor aus dem Porsche 911 Carrera S

Der 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor aus dem Porsche 911 Carrera S

Motoren mit mehr als sechs Zylindern werden häufig mit V-förmiger Anordnung der Zylinder gebaut, da sich so die Baulänge gegenüber der Reihenanordnung ungefähr halbieren lässt. Achtzylinder in Reihe hat es in der Geschichte (beispielsweise bei Bugatti) gegeben, wären aber für heutige Bedürfnisse zu lang. Kleine Motorräume (z.B. bei Sportwagen) lassen sich mit einem V-Aggregat auf diese Art zudem mit mehr Zylindern bestücken, so dass ein Sechszylinder in Motorräume passt, die eigentlich nur Platz für einen (Reihen-) Vierzylinder haben. Sozusagen als Sonderform bringt der W-Motor des Bugatti Veyron sechzehn Zylinder mit acht Litern Hubraum hinter den Sitzen unter – quasi als Doppel-V-Motor, allerdings in der Sonderform VR, in der die Zylinder im 15-Grad-Winkel zueinander stehen.

Ein V-Motor ist allerdings immer aufwändiger zu bauen, unter anderem weil, wie beim Boxer, manche Teile doppelt vorhanden sein müssen. Dafür versprechen beispielsweise V8-Motoren auch einen ruhigen Lauf und das bei vielen Liebhabern geschätzte „Brabbeln“, wie beim Ford Mustang.

BMW-Sechszylinderbenziner

BMW-Sechszylinderbenziner

Motor Mustang 2015 V8

Kompakte Bauweise ist natürlich relativ – hier der Mustang-V8 im Grössenverhältnis