Mit der neuen weltweit gültigen WLTP-Norm werden die Verbrauchswerte realistischer. Zumindest theoretisch. Bei manchen Modellen sinkt sogar der Verbrauch.
Autofahrer werden sich langsam an eine neue Abkürzung gewöhnen müssen. Ab September 2017 löst das neue Testverfahren WLTP zur Ermittlung des Normverbrauchs den bisherigen NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) schrittweise ab. WLTP steht für Worldwide harmonized Light Vehicle Test Procedures. Seit März 2014 haben sich neben den europäischen Staaten unter anderem Australien, China, Indien Japan, Südkorea, Südafrika und die Türkei auf diesen neuen weltweit harmonisierten Fahrzyklus geeinigt. Damit soll im zunehmend internationalen Fahrzeugmarkt ein einheitlicher Standard sowie eine bessere Vergleichbarkeit für Abgasemissionen und Spritverbräuche gewährleistet werden. Wichtig für die Verbraucher: Der neue Standard soll deutlich praxisnäher sein als der NEFZ.
Ein neuer Normverbrauchstest soll für realistischere Ergebnisse sorgen
Der WLTP-Test wird wie der NEFZ zur besseren Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit der Testergebnisse unter Laborbedingungen absolviert. Auch hier gelten definierte Raum- und Klimavorgaben. Der Test startet bei ca. 23 Grad Lufttemperatur. Neu ist, dass die Fahrzeuge in drei Gewichts- beziehungsweise Leistungsklassen eingeteilt werden: bis 22 Watt pro Kilogramm, bis 34 Watt pro Kilogramm und ab 35 Watt pro Kilogramm. Damit berücksichtigt die neue Norm auch Märkte wo Kleinstfahrzeuge dominieren. In Europa übliche Modelle gehören fast ausschliesslich der Klasse drei an. Diese differenziert sich – eher für andere Märkte – noch einmal durch eine Teilung in Fahrzeuge, die schneller oder langsamer als 120 km/h fahren. Die getesteten Wagen sind nicht mehr wie bisher gewichtsoptimiert. Es handelt sich um Modelle mit den üblichen Standards wie Klimaanlage an Bord. Der Tank ist statt zu 40 Prozent nun zu 50 Prozent gefüllt.
Ebenfalls neu: Der Normtest wird nun länger und schneller gefahren. Bislang war bei Tempo 120 Schluss. Gemessen wird in vier Phasen bis 60, bis 80, bis 100 und über 130 Stundenkilometern, um damit Stadtverkehr, Überland- sowie Autobahnfahrten simuliert. Der neue Zyklus ist zudem mehr als doppelt so lang und geht jetzt über 23 statt 11 Kilometer. Die Fahrzeit wurde um zehn auf 30 Minuten erhöht. Ebenfalls gestiegen ist die Durchschnittsgeschwindigkeit. Sie liegt jetzt bei 47 km/h statt 33,4 km/h.
Wie sehen nun die neuen Verbrauchsergebnisse auf dem Prüfstand aus? Der deutsche „TÜV Süd“ hat dazu einen NEFZ-WLTP-Vergleich durchgeführt. Das erstaunliche Resultat: Nicht immer generiert das neue Testverfahren höhere Durchschnittsverbräuche. Ein Mercedes C 180 fuhr gemäss WLTP um einen halben Liter sparsamer als nach dem alten Testverfahren. Pascal Mast, Leiter des TÜV Süd Abgas-Labornetzwerks, sieht Fahrzeuge mit grösseren Motoren im Vorteil. Sie profitieren von der längeren Prüfungszeit – so haben Motor- und Getriebeöle nach 20 Minuten ihre optimale Betriebstemperatur erreicht – sowie von den neuen, unter Volllast definierten Schaltpunkten. Die kleinen leistungsstarken Turbos dagegen zeigen nach den neuen Messbedingungen höhere Verbräuche als mit dem NEFZ-Verfahren.
Noch nicht angewendet wird die neue Norm bei Elektrofahrzeugen und Plug- in-Hybriden. Wie der elektrische Fahranteil hier bewertet wird, ist noch nicht final entschieden. Bislang zählt die rein elektrische Fahrt als Null-Verbrauch und berücksichtigt die CO2-Entstehung bei der Stromerzeugung nicht.
Ganz schnell verabschiedet sich der NEFZ-Zyklus noch nicht. Er bleibt noch eine Weile als Standard-Referenzgrösse erhalten: So dürfen die Fahrzeughersteller zur Ermittlung des von der EU vergebenen Grenzwerts von 95 Gramm CO2-Ausstoss bis zum Jahr 2020 weiterhin den NEFZ nutzen.