Was sind heute noch 300 PS? Ein Fahrzeug wie der Subaru WRX STI muss sich mittlerweile allerlei Konkurrenz stellen. Dabei ist der Japaner in gewisser Hinsicht eigentlich konkurrenzlos. Im negativen wie im positiven Sinn.
Köln. Zugegeben, im ersten Moment ist er mir etwas peinlich. Das blau glänzt etwas zu metallisch im Sonnenlicht und der aufdringliche Heckflügel – was sollen denn da die Nachbarn denken? Und dann ist ja da auch noch die Lufthutze auf der Motorhaube. Der Subaru WRX STI ist wirklich nichts für zurückhaltende Naturen. Aber was soll´s. Tun wir einfach mal so, als wären wir noch (oder besser gesagt wieder) unschuldige 25.
Der WRX STI soll ja eigentlich die zivile Version des Rallyefahrzeugs ein. In den letzten Jahren hatte Subaru das Auto allerdings kaum weiterentwickelt. Seit Frühjahr 2014 gibt es eine neue Variante, nicht im Sinne eines völlig neuen Autos, der Japaner wurde vielmehr gründlich überarbeitet. So wuchs der Radstand immerhin um 2,5 Zentimeter, was für mehr Platz auf den hinteren Plätzen sorgt.
Der Subaru WRX STI hat Flügel – verleiht Flüüügel
Aber darum geht es bei diesem Auto letztlich ja nicht. Der WRX versteht sich als Fahrmaschine. Probieren wir es aus. Wir nehmen also in den Sportsitzen Platz und schauen auf ein etwas altbacken wirkendes Interieur. Startknopf gedrückt: Der 2,5-Liter-Boxer grummelt vernehmlich vor sich hin. Los geht´s. Der erste Eindruck: Der Subaru entwickelt seine Leistung nicht wir erwartet (turbo)-schubweise, sondern überraschend linear. Das mag manche Fans enttäuschen, ist aber für den Alltag eher angenehm. Die kurzen Übersetzungen sorgen sowieso für energischen Antritt, allerdings ist das Drehzahlniveau dadurch auch immer recht hoch. Das knackige und sehr präzise geführte Sechsganggetriebe kann voll überzeugen. Die zu bewältigenden Lenkkräfte sind hingegen hoch, man könnte hier die Floskel von der „ehrlichen Arbeit hinter dem Volant“ bemühen.
Mit jedem km/h mehr auf dem Tacho fühlt man sich wohler und sicherer.
Das brettharte Fahrwerk hat auf jeden Fall mit den 300 Pferdestärken keinerlei Probleme. Es ist allerdings auch nicht gerade fein abgestimmt. Der permanente Allradantrieb tut ein Übriges, dass man sich im WRX mit jedem km/h mehr auf dem Tacho eigentlich immer wohler und sicherer fühlt. Über einen Drehregler und das Tastenfeld in der Mittelkonsole kann man sogar das Mittendifferential einstellen. Die meisten Fahrer werden darauf verzichten und mit der Basiseinstellung – 59 Prozent der Kraft auf die Hinter- und 41 Prozent auf die Vorderachse – zufrieden sein.
Angesichts der in der Hochleistungsklasse zunehmenden Konkurrenz hat Subaru zwar das Preisniveau des überarbeiteten WRX gesenkt, 43’300 Franken Grundpreis sind aber immer noch ein Wort. Aber nicht nur bei der Anschaffung ist der Subaru ein teures Vergnügen. Schon der offizielle Durchschnittskonsum von 10,4 Litern lässt Böses ahnen, tatsächlich flossen während unseres Tests im Schnitt 13,2 Liter durch die Leitungen. Und das bei einem erheblichen Anteil relativ drehzahlarm gefahrener Strecken. Auf der Autobahn dürfen es gerne auch mal 16 oder 17 Liter sein.
Irgendwie erinnert der Subaru auch in dieser Hinsicht an alte Zeiten, als die Spritpreise vergleichsweise niedrig und hohe Verbräuche ohne schlechtes Öko-Gewissen akzeptiert wurden. Dazu passt, dass Subaru beim WRX auf Assistenzsysteme verzichtet, dessen Fahrer wird sie aber auch kaum vermissen. Denn hinter dem Lenkrad des Japaners erscheinen Hilfen jeglicher Art irgendwie unangemessen. Okay, die Servolenkung haben wir natürlich gerne akzeptiert.
Ist das jetzt eine gelungene oder nur eine „ehrliche“ Antriebskombination?
Nun, es kommt auf den Standpunkt an. Am Ende steht ein zwiespältiges Ergebnis: Der Subaru macht Spass, wirkt aber in vielerlei Hinsicht auch wie aus der Zeit gefallen. Der WRX ist das richtige Fahrzeug, wenn kein festes Ziel ins umständliche Navi programmiert wird, sondern die Fahrt selbst das Ziel ist. Ein Fahrzeug für Fans, die die nicht wenigen Schwächen des Subaru klaglos, vielleicht auch gerne hinnehmen, die in ihnen vielleicht sogar Individualität erkennen mögen.