Eine kleine Zeitreise unseres Autors: Dieses Auto ist Punk. Warum? Darum…
Ich mag Opel. Mochte ich schon immer. Mein Kinderzimmer war voll mit Bildern von Walter Röhrl in seinem Ascona 400 – ein Opel Manta A ist immer noch mein heimlicher, unerfüllter Jugendtraum. Darum war auch mein erstes Auto ein Opel: ein Ascona B, grün mit Vinyldach. Alle lachten mich aus – ich mochte ihn. Wir zwei hörten meine Sex-Pistols Kassette aus den scheppernden Boxen auf und ab, bis sie kaputt ging. Und mit ihr das Kassetten-Deck. So stand und steht Opel für mich für Punk wie kein anderes Auto.
Make Opel great again!
Und nun steht der Mokka da: goldig glänzend, wie ein Weihnachtsgeschenk. Man schaut sich die vielen Ecken und Kanten an und denkt sich: Hoppla, da hat sich jemand entweder sehr viel überlegt oder sehr wenig. Aber egal: Der Mokka ist der erste Opel, den ich fahren werde, seit ich meinen Ascona für 500 Stutz versetzt habe. Ich war echt ein bisschen aufgeregt, so wie wenn man seinen alten Jugendschatz wieder trifft.
Schon klar: Nichts erinnert beim Opel Mokka mehr an meine erste Autoliebe, ausser dem Tacho. Was für eine Freude! Dieselbe Schrift – einfach digital. Welcome Opel im neuen Jahrtausend. Ich drück dir alle Daumen, dass du es endlich wieder schaffst. Mokka: Make Opel great again!
Fräulein Rottenmeier auf dem Beifahrersitz
Eigentlich ein guter Start für eineinhalb Wochen Test-Fahrt – auf der rechten Spur. Mehr lag meistens einfach nicht drin. Und will man trotzdem zum Spurt ansetzen, heult der 1.4er Motor so auf, dass man das Gefühl hat, man tue dem Auto weh. Wohl kein zufälliges akustisches Feature. Denn wie sich rausstellt, piepst dieses neue Opel auch sonst wie eine Migros-Kasse in der Weihnachtszeit. Aber als das Pfeifen in anderen Autos hat der Ton etwas Zurechtweisendes. So ein bisschen wie eine Fräulein Rottenmeier, die einem ständig reinpiepst, nur weil man kurz den Velostreifen streifte – oder eine lässige Sekunde zu spät bremst. Beim Parkieren piepsen dann so viele Sensoren, als ginge es um den Countdown zur Mondlandung. In Anbetracht der überschaubaren Grösse des Autos scheint mir das Gepiepse irgendwie zu übervorsichtig. Aber das liegt vielleicht auch ein wenig an meiner nostalgischen Erinnerung an meinen alten Opel.
Aber beim Gedanken, dass sich ein dynamischer Frührentner mit dem Multimedia-Dings rumschlagen muss, wird’s mir bange. Ich verbrachte viele Minuten am Strassenrand, um meinen Lieblingssender piratenradio.ch reinzukriegen. Jetzt nicht falsch verstehen. Es funktionierte alles prima, aber man muss sich halt doch irgendwie mit der modernen Materie beschäftigen.
Opel Mokka – was für eine Leuchte
Der Opel Mokka hat alles drin und dran, was ein modernes Auto hat. Zumindest die von mir gefahrene Test-Version. Das Licht ist der absolute Hammer. Wer braucht schon eine Sonne, wenn er solche Funzeln hat. Keine Ahnung, ob die entgegenkommenden Autos jetzt schneeblind sind, aber ich hatte eine Nachtsicht wie nie zuvor. Das liegt sicher auch an den riesigen Frontscheiben, die leider wie alle modernen Autos von einer fetten A-Säule getragen wird.
Besonders geschätzt hab ich die Lenkrad- und Sitzheizung dieser Tage; ein Feature, das man in diesen Breitengraden ebenso braucht wie einen starken Motor. Manchmal ist mehr halt schon mehr. Wer jetzt kommt, von wegen Umweltschutz und so, dem sei gesagt: Der Tag der Abrechnung kommt an der Tankstelle. Und da säuft der kleine Mokka mit seinen knapp neun Litern auf 100 Kilometer wie ein Grosser.
Das Beste zum Schluss: die Farbe. Egal, ob sie einem gefällt oder nicht. Aber sie glänzt immer – auch wenn das Auto schmutzig ist. Wo gibt’s denn sowas? Wäre ich ein dynamischer Rentner, eine moderne Hausfrau oder ein Abteilungsleiter würde ich das Auto kaufen wollen. Oder ein Punk. Denn es ist definitiv Punk, wieder Opel zu fahren. Besonders diesen. Mit dieser Farbe. Wer das nicht versteht, war nie einer.
Opel Mokka X – technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Mini-SUV, Länge: 4,28 Meter, Breite: 1,78 Meter (mit Aussenspiegeln: 2,04 Meter), Höhe: 1,66 Meter, Radstand: 2,56 Meter, Kofferraumvolumen: 356 Liter
Benziner
1,4-Liter-Turbo, 103 kW/140 PS, Allrad, Sechsgang-Handschaltung, maximales Drehmoment: 200 Nm bei 1.850 – 4.900 U/min, 0-100 km/h: 9,9 s, Vmax: 186 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoss: 149 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Preis: ab CHF 29’050.-
1,4-Liter-Turbo-Direkteinspritzer, 112 kW/152 PS, Allrad, Sechsgang-Automatik, maximales Drehmoment: 235 Nm bei 1.850 – 4.900 U/min, 0-100 km/h: 9,7 s, Vmax: 193 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoss: 148 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: C, Preis: ab ab CHF 31’050.-
Diesel
1,6-Liter, 100 kW/136 PS, Allradantrieb, maximales Drehmoment: 320 Nm bei 2.000 U/min, 0-100 km/h: 10,3 s, Vmax: 187 km/h, Durchschnittsverbrauch: 4,5 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoss: 119 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: A,
Preis: ab CHF 30’650.-
Opel Mokka X – Kurzcharakteristik:
Warum: weil er gut aussieht und mit Allrad erhältlich ist
Warum nicht: weil man eigentlich nur einen Kleinwagen braucht
Was sonst: Jeep Renegade, Fiat 500X, Nissan Juke; Suzuki SX4 S-Cross