Fahrbericht Mercedes-Benz G-Klasse

Fahrbericht Mercedes-Benz G-Klasse

Fahrbericht Mercedes-Benz G-Klasse

 

„Survival of the Fittest“ bedeutet im Sinne der Darwin’schen Evolutionstheorie das Überleben der am besten angepassten Individuen. Fit beschreibt hierbei den Grad der Anpassung an die Umwelt – also die adaptive Spezialisierung. Und auf welches Fahrzeug würde diese Theorie wohl besser passen als auf die G-Klasse? 

Mercedes-Benz G 500

Survival of the fittest: Die neue Mercedes-Benz G-Klasse

Als letztes Jahr die Nachricht aus Stuttgart kam, dass es bald eine neue G-Klasse geben wird, waren wir ziemlich skeptisch. Wie zur Hölle darf man dieses Auto verändern? Wie kann man das besser machen? Neben dem Wrangler ist die G-Spezies die letzte echte Ikone in der modernen Autowelt und seit 38 Jahren äusserlich nahezu unverändert. 

Mercedes-AMG G 63: Die Form bleibt weitestgehend erhalten. 
Auch die Blinker bleiben dort, wo sie hingehören

Preview im Darkroom: Bereits im November letzten Jahres durften wir die G-Klasse in einem verlassenen Industriegebiet in einem Darkroom „anschauen“. Nein, das ist kein Witz. Diese Preview sollte die Journalisten wohl langsam an die Evolution der G-Klasse heranführen. Damals wurde allerdings nur der Innenraum ausgeleuchtet und die markanten Veränderungen an der Karosserie noch geschickt mit Klebeband kaschiert, damit man sie nicht ertasten kann. Nachdem wir nur das Interieur gesehen hatten, war unser Vorurteil ziemlich schnell gefasst und der G von uns als zur SUV-mutierende Spezies vorverurteilt. Trotz den Beteuerungen der Mercedes-Crew, dass der G ein echter Geländewagen mit 3 Sperren usw. bleiben wird, fanden wir das Leder, die Bildschirme, die Massagesitze etc. irgendwie zu viel des Guten und in einem G fehl am Platz.

Mercedes-AMG G 63

Aber nun gut, wir bleiben ja offen und objektiv und lassen uns gerne eines Besseren belehren. Deshalb freuten wir uns auch wie neugierige Kinder auf den Pressetermin Ende April, als die neue Mercedes-Benz G-Klasse endlich zum Test bereit stand.

Mercedes hat für diesen Test übrigens genau den Ort ausgewählt, wo 1979 die allererste G-Klasse (W 460, 1979–1990) der Presse vor- und zur Probefahrt bereitgestellt wurde: das weltberühmte Chateau de Lastours wo sich heute Rallye-Grössen wie Sebastian Loeb auf die Dakar vorbereiten und auch das ein oder andere Fahrzeug vernichten, wie uns unser Test- und Rallyepilot Uwe erklärt – und uns der Blick in die Lagerhallen bestätigt. 

Der erste Eindruck?

Mercedes-Benz G 500

Wow, die sieht ja aus wie die alte G-Klasse. Zum Teufel also mit den Vorurteilen. Auf den ersten Blick könnte die neue G-Klasse glatt als besonders umfangreiches Facelift der seit 1989 gebauten Baureihe 463 durchgehen.

Der zweite Eindruck?

Mercedes-AMG G 63

Oh, der sieht ja doch ganz anders aus als der alte G. Verwundert fragen wir die Experten vor Ort „was denn alles neu sei“. Sie grinsten und haben unsere Frage mit mit der Aufzählung der Dinge beantwortet, die nicht neu sind: Die Blinker. Die Türgriffe. Die Sperren. Der Haltegriff. Das Ersatzrad. Fertig. Der Rest ist neu, komplett neu. Wäre noch spannend gewesen, was wohl Darwin zu diesem Evolutionssprung gesagt hätte.

Mercedes-AMG G 63

Manche Dinge ändern sich nie. Und manche Dinge ändern sich radikal, man sieht es ihnen nur nicht an. Die neue Mercedes-Benz G-Klasse ist genau so ein Ding. Wo die Ellenbogen im Vorgängermodell noch eng an der Tür anlagen, ist nun ordentlich Platz. Die G-Klasse ist rund fünf Zentimeter länger und ganze 12 Zentimeter breiter geworden. Mit der Rundumvergrösserung des weiterhin auf einem Leiterrahmen aufbauenden „G“ wurde auch die Optik leicht angepasst. Zwar bleiben die bereits erwähnten Details wie die Türgriffe mit Knopfdruck, die Schutzleisten, das Ersatzrad am Heck und die exponierten Blinker auf den vorderen Kotflügeln erhalten, grundsätzlich wirkt die neue G-Klasse trotzdem sanfter.

Mercedes-Benz G 500

Das liegt vor allem an den stärker abgerundeten Kotflügeln und Stossstangen, aber auch an der um einige homöopathische Grad gekrümmten Frontscheibe. Windgeräusche produzieren gehört trotzdem weiterhin zur Paradedisziplin des „G“. Auffällig sind auch die neugestalteten Scheinwerfer und Rückleuchten, die dank LED-Technik nun deutlich moderner wirken als bisher.

Die G-Klasse wurde nicht nur entstaubt, sondern hat sich an der Spitze der digitalen Automobilwelt platziert.

Während das Exterieur also wunderbar in die Ahnengalerie passt, fand im Innenraum eher eine Revolution statt Evolution statt. Zwar gibt es in der Basis-Ausstattung weiterhin analoge Rundinstrumente, doch die weitaus grössere Zahl der G-Klassen dürfte das neue optionale Widescreen-Cockpit bekommen.

Mercedes-Benz G 500

Unter einer gemeinsamen Glasscheibe sind zwei je 12,3 Zoll grosse Displays vereint, die sich um die Darstellung von Tacho sowie Infotainment kümmern und grösstenteils frei konfigurierbar sind.

Mercedes-AMG G 63

Dazu gibt es optional einen Aktiv-Multikontursitz mit Heiz-, Kühl- und Massagefunktion sowie Luftpolstern in den Wangen, die sich je nach Kurvenlage zur Unterstützung des Seitenhalts aufblasen.

Mercedes-AMG G 63

G-typische Details wie der Haltegriff vor dem Beifahrer oder die drei mittig positionierten Knöpfe für die Differenzialsperren bleiben dem Klassiker aber Gottseidank erhalten.

Apropos Differenzialsperren

Die G-Klasse ist – aller neuen Komfort-Features zum Trotz – ein echtes Offroad-Monster geblieben. Vor allem der sogenannte „G-Mode“ im G 500, der mit Einschalten einer der drei hundertprozentigen Sperren aktiv wird, macht deutlich, dass der „G“ weiterhin kein SUV, sondern ein knallharter Geländewagen ist.

Mercedes-Benz G 500

Mit einer Wattiefe von 70 Zentimetern und einer Bodenfreiheit von 24 Zentimeter gibt es wenige Situationen, die den „G“ aus der Ruhe bringen. Besonders steile Aufstiege, bei denen gewöhnliche SUVs schon beim Anblick in den Notlauf schalten würden, sind die bevorzugten Spielwiesen der G-Klasse. Wie dieser riesige Kasten sich mit stoischer Ruhe glatte Felsen hinaufschiebt ist nur mit einem Wort zu beschreiben: G-rossartig. 

Mercedes-Benz G 500: Die Wattiefe beträgt nun 70 statt 60 Zentimeter

Was aber ist mit der Strassentauglichkeit der G-Klasse?

Für seine besonders gute Strassenlage und Windschnittigkeit war die G-Klasse ja nie bekannt. Auch hier haben die Ingenieure aus Stuttgart ordentlich nachgelegt. Dank einer neuen elektromechanischen Lenkung und dem Schritt von der Starr- zur Mehrlenkerachse samt optionalem adaptiven Fahrwerk liegt die G-Klasse jetzt sehr ordentlich auf der Strasse.

Mercedes-AMG G 63

Klar, Dynamik sieht schon anders aus, aber durch den konzeptbedingten hohen Schwerpunkt lässt sich das charakteristische Schaukeln bei Lastwechsel halt nicht ganz vermeiden. Dank der neuen Lenkung fühlt man sich der Strasse deutlich aber verbundener als vorher mit der alten Kugelgelenk-Technik, die nun endlich in Rente geschickt wurde.

Mercedes-AMG G 63

Einen grossen Teil der enormen Souveränität, die von der neuen G-Klasse nun auch auf einer befestigten Strasse ausgeht, steuern die beiden verfügbaren Aggregate sowie der neue Antriebsstrang bei. 

Mercedes-AMG G 63

Die G-Klasse ist seit kurzem auf dem Markt

Die Kunden können sich zwischen dem G 500 mit 422 PS und 610 Newtonmeter sowie dem AMG G 63 mit 585 PS und 850 Newtonmeter entscheiden. Beide Motoren haben acht Zylinder in V-Bauweise und vier Liter Hubraum samt Turboaufladung.

Während der G 63 wirklich eindrucksvoll vorwärts schiebt und das Ganze mit einem tiefen Donnergrollen aus der Klappenabgasanlage samt Sidepipes untermalt, ist der G 500 die wohl rundere Wahl.

Das sonore Blubbern des Achtzylinders bleibt erhalten, ist aber weitaus weniger aufdringlich als beim grossen Bruder. Dank der neuen Neungang-Automatik bewegt sich der G sanft und geschmeidig durch alle Fahrstufen. 

Das Fazit zur neuen G-Klasse:

Wie lässt sich die neue Generation der G-Klasse also zusammenfassen? Mercedes hat die G-Klasse in allen Bereichen deutlich verbessert und das Auto auch für den „Normalkunden“ nutzbarer gemacht. Und dennoch bleibt sich der Geländewagen treu: Die Türen wollen nicht zärtlich geschlossen werden, sondern fordern einen entschlossenen, kraftvollen Schwung. Allein der Klang, der dabei entsteht, ist das Geld für die G-Klasse wert. Damit wären wir auch schon beim einzigen Nachteil, dem Geld, denn der G kostet – und zwar nicht wenig. 

Aber wie es mit vielen anderen Traditions-Modellen ist, hält es auch die G-Klasse. Man kauft hier nicht nur ein Auto, sondern eine Tradition und ein Image. Emotionen halt.

Mercedes-Benz G 500: 55% mehr Verwindungssteigigkeit

Mercedes G-Klasse – Technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Geländewagen, Länge: 4,82 Meter, Breite: 1,93 Meter, Höhe: 1,97 Meter. Radstand: 2,89 Meter, Kofferraumvolumen: 454 Liter

Mercedes-Benz G 500:

4,0-Liter-V8-Benziner, 310 kW/422 PS bei 5’250 bis 5’500 U/min, maximales Drehmoment: 610 Nm bei 2’250 bis 4’750 U/min, Neungang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Vmax: 210 km/h, 0–100 km/h: 5,9 s, Durchschnittsverbrauch: 11,5 l/100 km, CO2-Ausstoss: 263 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse E, Preis: ab 136’800 Franken

Mercedes-AMG G 63:

4,0-Liter-V8-Benziner, 430 kW/585 PS bei 6.000 U/min, maximales Drehmoment: 850 Nm bei 2.500 bis 3.500 U/min, Neungang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Vmax: 220 km/h, 0–100 km/h: 4,5 s, Durchschnittsverbrauch: 13,1 l/100 km, CO2-Ausstoss: 299 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse E, Preis: ab 188’000 Franken

Mercedes G-Klasse – Kurzcharakteristik:

Warum: ikonische Form, beeindruckende Offroad-Fähigkeiten, komfortabler als bisher
Warum nicht: für Normalos reichen SUVs allemal
Was sonst: die noch kommende Diesel-Variante mit Reihensechszylinder 

Jannos Kolumne: Mercedes-Benz G63 AMG 6×6

Jannos Kolumne: Mercedes-Benz G63 AMG 6×6

Jannos Kolumne: Mercedes-Benz G63 AMG 6×6

 

Der Mercedes-Benz G63 AMG 6×6 ist kein billiger Geländewagen mit fast einer halben Million Kaufpreis. Aber mit 744 Nm Drehmoment und 544 PS ist er mit seinem Biturbo V8-Motor dann doch nicht gerade der schwächste SUV-Kollege. Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 240 km/h fährt er auf nahezu jedem Gelände. Er wird sehr oft in Dubai gefahren, denn dort herrschen die perfekten Voraussetzungen, um ihn auch wirklich auszutesten. Die Scheichs dort haben ja bestimmt genug Zeit und Geld dazu, denn das spielt dort ja keine Rolle. Es gibt auch genügend Tuner in der Gegend, um ihn richtig aufzumotzen, z. B. durch Gewichtsreduzierung. Hier können die Kunststoff-Karosserieteile durch Carbon ersetzt werden. Ausserdem wird mehr Power erzielt durch ein besseres Motorsteuergerät oder eine leistungsfähigere Kühlung.

Der ultrageländegängige SUV wurde gebaut, um in der Wüste zu fahren, aber in der Stadt ist er nicht gerade sehr nützlich. Er hat einen Wendekreis wie ein Kreuzfahrtdampfer und um Ecken kommt er nicht so wirklich gut. Man kann mit ihm aber sehr gut über riesige Dünen hinwegfahren, denn mit dem ausgeklügelten Allradantrieb kommt man meistens ohne Durchzudrehen über die Düne. Meiner Meinung nach ist der Mercedes-Benz G63 AMG einer der besten und stärksten SUVs die ich kenne und die Marke Mercedes-Benz hat sich wirklich Gedanken bei diesem Modell gemacht. Viele Rallyelegenden haben an der Entwicklung dieses Fahrzeugs mitgewirkt. So ist zum Beispiel die Differenzialsperre wie auch der Allrad-Antrieb sehr speziell, da damit 6 Räder angetrieben werden müssen und man so die volle Kraft auf den Boden bringt.

Das Design ist an den normalen G63 AMG zwar angelehnt, aber der 6×6 hat hinten eine Ladefläche wie ein Pick-Up. Die Motorhaube wurde allerdings unverändert verwendet. Ich finde es persönlich ein bisschen aussergewöhnlich, dass ein so teurer Serienwagen mit so viel Luxus beim schwedischen Militär verwendet wird. Ich habe gehört, dass auch das australische Militär bald Zugriff auf dieses Fahrzeug hat, um bei Verfolgungsjagden auch im Outback sehr schnell unterwegs zu sein.

Jannos Fazit: Es ist einer der besten Geländewagen der Welt. Da ich mir den aber wohl nie leisten kann, es mir in Schweden zu kalt wäre es sicher eine Überlegung wert beim australischen Militär anzuheuern.

Mehr zum Mercedes-Benz G63 AMG gibt es hier:

Dicke Hose in Dubai – Mercedes testet den Prototyp

Die legendäre TopGear-Folge, bei der Hammond das Wüstenschiff über die Dünen jagt

Janno ist unser jüngstes Redaktionsmitglied

Unser Kolumnist: JK

Janno Kuhn ist mit 11 Jahren zwar unser jüngstes Redaktionsmitglied, aber es gibt wohl kaum einen grösseren Autofan. „Ich liebe Autos und verpasse keine Autosendung.” sagt er von sich selbst. Er ist mit ganzer Leidenschaft dabei. Er beurteilt Marken und deren Modelle aus der Sicht eines Elfjährigen. Er verurteilt aber auch wenn nötig. Für ihn zählen nur Emotionen und keine rationalen Überlegungen der Erwachsenen. Bis jetzt konnte er sich noch auf keine Marke oder Modell festlegen, dass er mit 18. Jahren dann mal fahren möchte.

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