Der CLS Shooting Brake ist kein Auto für jedermann. Nicht nur, weil er seinen Preis hat, sondern auch weil er in seiner Form Gängiges durchbricht. Auch der kleine Bruder, der CLA Shooting Brake, mit seinen sportlichen Proportionen und der extrem dynamischen Designsprache wendet sich an Kunden, die ein Auto jenseits des Mainstreams suchen, das dennoch durch einen hohen Nutzwert überzeugt.
Eine gelungene Mischung aus Kombi & Coupé
Optisch orientiert sich der CLA Shooting Brake deutlich an seinem grossen Bruder, dem CLS. Was nichts anderes heisst, als dass das fünfte Modell, das auf der MFA-Plattform (Modulare Frontantriebsarchitektur) aufbaut, nicht wie einer dieser langweiligen Alltagslader rüber kommt, sondern eine Mischung aus Kombi und Coupé ist.
Mit seiner langen Motorhaube, der schmalen Fenstergrafik und der flach nach hinten abfallenden Dachlinie sieht er tatsächlich aus wie ein kleiner CLS Shooting Brake. Doch das weit nach hinten gezogene Dach hat nicht nur optische Vorzüge: „Durch das weiter nach hinten gezogene Dach ist die Kopffreiheit für die Fondinsassen im Vergleich zum Schwestermodell um mehr als vier Zentimeter gewachsen. Auch der hintere Einstieg ist deutlich komfortabler“ erklärt Dirk Streichert, der die Entwicklung der kleinen Mercedes-Modelle leitet. Der Sitztest bestätigt den Ingenieur. Auch für Hinterbänkler mit Gardemass von über 1,85 Meter ist jetzt eine gute Handbreit Luft über dem Haupthaar.
495 Liter Stauraum, mehr als die Konkurrenz
Der Stauraum, der sich unter der dynamisch gen Asphalt streckenden Heckscheibe auftut, ist nicht riesig, aber durchaus ausreichend. Offeriert das Coupé 470 Liter, bringt es der Shooting Brake auf 495 Liter. Das sind 5 Liter mehr, als die Konkurrenten A4 Avant und BMW 3er Touring ausweisen. Wird die Rückbank umgelegt, wächst das Volumen auf sehr ordentliche 1’354 Liter, wobei die Ladefläche nicht ganz eben ist.
Wer mehr Raum gewinnen will, ohne die Bank umzulegen, der kann, wenn er das Laderaumpaket ordert, die Rücksitze in eine steilere “Cargo”-Stellung bringen. Jetzt fasst das Gepäckabteil 595 Liter, wobei im Fond immer noch drei Personen Platz finden. Die reisen zwar nicht mehr ganz so bequem, aber vom Möbelhaus bis nach Hause sollte die Fahrt problemlos verlaufen. Ebenfalls im Laderaumpaket enthalten sind eine Faltbox, eine 12-Volt-Steckdose sowie ein zusätzliches Ablagenetz seitlich im Laderaum. Und für einen zusätzlichen Obolus schwingt auch im CLA Shooting Brake die Heckklappe elektrisch auf und zu.
Von der Sparvariante bis hin zum CLA 250 4Matic
Technisch unterscheidet sich der CLA Shooting Brake vom Coupé indes kaum. Zum Marktstart März 2015 werden zwei Diesel und drei Benziner angeboten. Bei den Selbstzündern startet der Shooting Brake als 200 CDI mit 1,8 Litern Hubraum und 136 PS. Die nächste Leistungsstufe bildet der 2,1-Liter im 220 CDI, der es auf 170 PS bringt. Bei den Benzinern sind es der CLA 180 Shooting Brake mit einer 1,6-Liter-Maschine, die 122 PS generiert, der CLA 200, der aus dem gleichen Hubraum 156 PS schöpft sowie der CLA 250 mit 2,0-Liter-Triebwerk und 211 PS, den es auch als 4Matic, also mit Allrad geben wird.
Und mit 360 PS das High End: der CLA 45 AMG Shooting Brake
Als Top-Version gibt es den Shooting Brake dann als CLA 45 AMG mit dem aufgeladenen Zweiliter-Turbomotor, der derzeit als der stärkste in Serie produzierte Vierzylinder gilt, 360 PS generiert und satte 450 Newtonmeter Drehmoment auf die Achsen wuchtet. Umgerechnet bedeutet das, dass hier 181 PS pro Liter Hubraum zur Verfügung gestellt werden, die die Kampfmaschine in 4,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen. Der Top-Speed liegt bei elektronisch abgeregelten 250 km/h. Technisch ist das Triebwerk im Übrigen mit dem 4-Liter-V8-Biturbo des neuen Mercedes-AMG GT S verwandt. Die Potenz soll den Shooting Brake aber nicht zu einem Säufer machen. Im Datenblatt sind 6,9 Liter Super ausgewiesen, was durchaus glaubhaft klingt, denn in einem ersten Test begnügte sich der GT S mit 9,6 Litern auf 100 ruhig gefahrenen Kilometern, wobei Mercedes hier von 9,4 Litern spricht.
Und natürlich wäre ein AMG kein AMG, wenn er seine Kraft nicht auch mal rausbrüllen dürfte. Dank der automatisch gesteuerten Abgasklappen dürfte beim kräftigen Beschleunigen und beim Zwischengas dieses angenehme Röhren und ein heiseres Husten zu vernehmen sein, dass es einem wohlige Schauer über den Rücken treibt. Natürlich geht’s bei gleichmässiger Fahrt auch leise. Eben immer dann, wenn die Klappen in der Sportabgasanlage geschlossen sind. Die zeigt sich in Schwarz, mit verchromten Endrohrblenden im Doppelrohr-Design.
Auch optisch unterscheidet sich die Kraftmaschine von den Alltagsgenossen. Im Kühlergrill prangt der AMG-Schriftzug und Doppellamellen in Titangrau und Sportschürze mit farblich abgesetzten Splitter prägen die Front. Markante schwarze Einfassungen flankieren die wuchtigen, äusseren Lufteinlässe. Die Seiten werden von den Schwellerverkleidungen dominiert und der Schriftzug “Turbo AMG” auf dem vorderen Kotflügel ist die optische Eintrittskarte in die Liga der Kompaktsportler. Wer will, kann den CLA 45 AMG Shooting Brake auch auf 19-Zöller stellen, die sind dann wie die 18er mit 235 Gummis bespannt. Exklusiv dem Topmodell vorbehalten ist der Dachspoiler mit Abrisskante. Der sogenannte Gurney-Flap soll bei hohen Geschwindigkeiten den Auftrieb reduzieren und die Bodenhaftung deutlich verbessern.
Ca. 2’000.- Franken Aufpreis für den CLA Shooting Brake
Natürlich stellt sich bei einem AMG unweigerlich die Frage nach dem Preis. Der kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden, denn hier hält sich Mercedes noch bedeckt. Fakt ist aber, dass das Einstiegsmodell des Shooting Brake kaum 2’000.- Franken teurer sein soll als das Coupé. In Zahlen würde das bedeuten, dass um die 42’500 Franken gestartet würde. Für den CLA 4Matic (250) dürften es knappe 58’000 Franken sein. Der Verkauf startet im Januar 2015 und bereits Ende März rollen die ersten Fahrzeuge auf den Schweizer Strassen.
Der Erste ist immer anders
Doch noch bevor es so weit ist, offerieren die Stuttgarter ein Sondermodell. Nein, diesmal ist es keine “Edition 1”, diesmal ist es die “Orange Art Edition”. Hier zieren den CLA ein Night-Paket und 18-Zoll-AMG-Leichtmetallräder im Vierspeichendesign. Schwarz lackiert und mit orangefarbenem Felgenkranz.
Im Innenraum gibt es Sportsitze in einer Leder-Mikrofaser-Kombination und orangefarbene Kontrastziernähte sowie schwarze Sicherheitsgurte mit Akzentstreifen in Orange. Das Multifunktionslenkrad ist im 3-Speichen-Design, die Instrumententafel in Ledernachbildung. Auf jeden Fall ist die “Orange Art Edition” etwas für Fahrer, die anders sein wollen als der Rest, aber nicht ganz so dick auftragen wie die AMG-Kollegen.